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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut
Autoren: Colin Forbes
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Diamorphin gegeben haben.«
    Sie saßen in Tweeds Escort auf dem Krankenhaus-Parkplatz.
    Tweed sah aus, als wäre er mit seinen Gedanken weit fort, und Paula dachte, er hätte vielleicht nicht gehört, was sie gesagt hatte, aber sie täuschte sich.
    »Ich bin sicher, daß Philip das Haus abgeschlossen hat – er funktionierte wie von einem Autopiloten gesteuert, bevor er zu seiner Totenwache zurückkehrte.«
    »Was für ein fürchterliches Wort«, protestierte Paula.
    Normalerweise verfügte sie über genügend Erfahrung, um solche Situationen durchzustehen, aber sie hatte Jean gemocht.
    »Es war ein bißchen zu anschaulich. Tut mir leid.« Tweeds Ton änderte sich, wurde geschäftsmäßig. »Aber ich stimme Ihnen zu, daß wir uns ihr Haus hier ansehen sollten – wenn auch aus einem anderen Grund. Ich bin überzeugt, daß Jean entführt und dann in diesem Cottage in der Nähe von Wittering gefoltert wurde, weil jemand glaubte, sie wüßte etwas überaus Gefährliches. Wie könnte sie an diese Art von Information herangekommen sein?«
    »Ich habe keine Ahnung. Sie arbeitete für eine kleine Firma, die Material über den finanziellen Status und die Stabilität anderer Firmen zusammentrug. Sie hatte etliche erstaunlich bedeutende Klienten. Reed & Roebuck hieß die Firma.«
    »Und hat sie nicht gewissenhaft Tagebuch geführt?«
    »Alles, was sie tat, hat sie gewissenhaft getan. Und ja, sie hat für jedes Jahr ein Tagebuch geführt. Als ich einmal herkam, um Philip etwas zu bringen, habe ich gesehen, wie sie darin schrieb.«
    »Wir werden uns das Haus ansehen«, entschied Tweed.
    »Können Sie mir den Weg zeigen? Gut. Fahren wir los. Danach möchte ich nach London zurückfahren und nach Philip sehen. Mir hat der Ausdruck in seinen Augen nicht gefallen. Es lag eine ungeheure Wildheit darin. Er könnte etwas Unvernünftiges tun …«
    Tweed und Paula durchsuchten rasch das Haus der Cardons am Ortsrand. Paula holte tief Luft, bevor sie Jeans Arbeitszimmer im Erdgeschoß betrat. Sie hatte das Gefühl, die Tote zu beleidigen.
    »Ich kann keine Tagebücher finden«, erklärte Tweed etwas später. »Sie muß sie in ihrer Wohnung in London aufbewahrt haben. Sie haben sie auch nicht gefunden?«
    »Nein. Keine Spur davon. Ich muß noch an einer anderen Stelle nachsehen – zwischen ihrer Unterwäsche. Es kommt oft vor, daß Frauen dort Dinge verstecken.«
    »Im Schlafzimmer habe ich schon nachgesehen, allerdings nur flüchtig. Es war mir zuwider, in ihren persönlichen Sachen herumzuwühlen.«
    »Ich sehe sicherheitshalber noch einmal nach«, beharrte Paula.
    Auch ihr widerstrebte es, Jeans Schubladen im Schlafzimmer zu durchsuchen. Die Unterwäsche war säuberlich gestapelt und so sauber, als wäre sie brandneu. Sie schüttelte den Kopf, als sie in das große Wohnzimmer zurückkehrte, in dem Tweed ungeduldig auf sie wartete.
    »Wir müssen los«, erklärte Tweed mit einem Blick auf die Uhr.
    »Ich will mir nur noch schnell etwas in ihrem Arbeitszimmer ansehen. Es ist eine wundervolle, noch nicht fertige Stickerei. Es muß ihre letzte Arbeit gewesen sein. Sie ist zusammengefaltet.«
    »Wir dürfen aber nicht noch mehr Zeit verlieren …«
    Tweed sprach ins Leere. Paula war bereits durch die Doppeltür des Wohnzimmers in Jeans Arbeitszimmer verschwunden. Sie holte die Stickerei und brachte sie ins Wohnzimmer mit.
    »Es ist eine große Arbeit. Wir sollten sie auf dem Tisch hier ausbreiten und sehen, wie weit sie gekommen ist.«
    »Weshalb? Muß das unbedingt sein?«
    Ohne auf Tweed zu achten, entfaltete Paula sorgfältig ein großes Stück weißes, in Felder aufgeteiltes Leinen. Daß es Jean um exakte Detaildarstellung gegangen war, zeigte sich in der Tatsache, daß der unvollendete Teil mit dunklem Garn in zentimetergroße Quadrate unterteilt war. Die Stickerei war mit leuchtend bunten Farben ausgeführt worden und zeigte eine Landkarte mit Häusern, Reitern, Golfspielern und anderen Sportlern.
    »Es ist wunderschön«, flüsterte Paula.
    »Ja, das finde ich auch«, pflichtete Tweed ihr bei und lehnte sich beeindruckt vor, um die Einzelheiten zu betrachten. »Es ist eine Karte von Europa einschließlich Großbritannien. Erst halb fertig – Südeuropa fehlt noch. Was ist los?«
    »Auf der Karte sind winzige schwarze Kreuze. Man kann sie leicht übersehen.«
    »Ich habe sie übersehen«, gab Tweed zu. »Wo sind sie?«
    »Eines ist hier«, sagte Paula und deutete auf einen Abschnitt.
    »Das ist seltsam – es steht westlich von
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