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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut
Autoren: Colin Forbes
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ersten Untersuchungen vorgenommen worden waren.
    »Von ihrer Lunge ist nicht mehr viel übriggeblieben, aber vielleicht spricht sie auf die Behandlung an. Ich hoffe es jedenfalls …«
    Anfangs sah es so aus, als würde Jean sich wieder erholen. Auf Anraten des Arztes sorgte Philip dafür, daß sie während ihrer Genesung in ihrem Haus in Surrey rund um die Uhr betreut wurde. Am vierten Abend aß Philip mit Jean in ihrem Zimmer im Krankenhaus zu Abend. Sie tranken eine Flasche Champagner, und Jean machte einen völlig normalen Eindruck.
    Tweed und Paula kamen in diesen Nächten kaum zum Schlafen. Er hatte zwei seiner SIS-Mitarbeiter nach Chichester geschickt; sie sollten herausfinden, wem Amber Cottage gehörte.
    Das einsam gelegene Gebäude war telefonisch von einem Mann gemietet worden, der sich Martin West genannt hatte. Die Miete für die ersten drei Monate war in bar von einer Frau gezahlt worden, die im Büro des Grundstücksmaklers erschienen war. Er konnte von dieser mysteriösen Frau nur eine sehr vage Beschreibung liefern.
    Am fünften Tag trat in Jeans Zustand eine rapide Verschlechterung ein. Sie hatte starke Schmerzen und litt unter starken Erregungszuständen. Der Arzt war so beunruhigt, daß er ihr Diamorphin injizieren ließ. Schwächere Schmerzmittel hatten nicht gewirkt, aber jetzt fiel sie in einen tiefen Schlaf, aus dem sie nicht wieder erwacht war.
    Cardon befand sich in ihrem Zimmer, als sie an die Maschine angeschlossen wurde, die ihre Pulsfrequenz registrierte.
    »Die normale Pulsfrequenz beträgt neunzig Schläge pro Minute«, hatte eine Schwester Philip erklärt.
    Wie hypnotisiert hatte Philip die von der Maschine angezeigten Zahlen verfolgt. Am späten Nachmittag des sechsten Tages fiel die Anzeige auf vierzig. Die diensthabende Schwester biß sich auf die Unterlippe, warf einen Blick auf Philip. Seine Augen starrten immer noch wie gebannt auf den Schirm, als das Bild plötzlich verschwand.
    Kein Puls mehr. Ihm war, als wäre er von einem Schmiedehammer getroffen worden. Ein paar Minuten, nachdem der Bestattungsunternehmer sie fortgebracht hatte, waren Tweed und Paula eingetroffen.
    Das war der Moment gewesen, in dem Cardon die ingrimmigen Worte ausgesprochen hatte: »Ich finde die Leute, die sie ermordet haben …«
    Ein paar Sekunden, bevor Paula nach dem Beobachten von Philip Cardons Abfahrt das Fenster verlassen hatte, war ihr etwas aufgefallen.
    Cardons Wagen war gerade aus ihrem Blickfeld verschwunden, als ein Motorradfahrer den Parkplatz verließ und die gleiche Route einschlug wie Cardon. Es war eine starke Maschine, und der Fahrer trug einen schwarzen Lederanzug. Sein Gesicht war unter dem Visier des schweren Sturzhelms nicht zu erkennen.
    Vermutlich ein Kurier, der im Hospital dringend benötigte Medikamente abgeliefert hatte.
    Philip Cardon war nicht dieser Ansicht. Als er auf die M 25 einbog, schaute er in den Rückspiegel. Er sah sich den Motorradfahrer genau an, dann konzentrierte er sich wieder aufs Fahren.
    »Wenn du bist, was ich glaube, mein Freund, dann ist mir deine Gesellschaft willkommen«, sagte er laut. »Und wenn du mir weiter folgst, dann wird dir meine weitaus weniger willkommen sein, bevor der Abend vergangen ist.«
    Inzwischen war es fast sechs Uhr an diesem Novembernachmittag. Es war bereits stockfinster, und auf der Gegenfahrbahn kroch ihm eine ununterbrochene Kette von Scheinwerfern entgegen. Als er sich Putney näherte, hatte er fünfmal in den Rückspiegel geschaut. Da in seiner Richtung nur wenig Verkehr herrschte, war er gut vorangekommen.
    Alle fünfmal hatte er den Motorradfahrer gesehen, mit nicht mehr als nur einem Fahrzeug zwischen ihnen. Wenn er in die Straßen von South Kensington einbog, würde er es genau wissen.
    »Sieht so aus, als würden du und ich eine kleine Unterhaltung haben – und die wird nicht freundschaftlich sein«, sagte er wieder laut. »Zumindest weiß ich, daß ich Selbstgespräche führe«, fuhr er fort. »Und jetzt, wo Jean nicht mehr da ist, werde ich das vermutlich sehr oft tun. Im Haus und in der Wohnung. Gott, wie leer werden die sein. Und nun, mein Freund, wird sich gleich herausstellen, ob du mir folgst …«
    Fünf Minuten später hatte er die Cromwell Road hinter sich gelassen und fuhr langsam The Boltons entlang – eine der exklusivsten Straßen von ganz London. Der Motorradfahrer war immer noch hinter ihm, jetzt mit ungefähr sechs Metern Abstand.
    Cardon vollführte das Manöver, das er sich ausgedacht hatte,
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