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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut
Autoren: Colin Forbes
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ist nichts einzuwenden, solange man weiß, daß man es tut.«
    Er zog den Vorhang wieder zu und erkundete vorsichtig den Rest des Cottages. Eine Küche mit Steinfußboden, eine mit zwei alten Riegeln gesicherte Hintertür, ein weiteres, kleineres Wohnzimmer. Damit war das Erdgeschoß überprüft. Er stieg langsam die hölzerne Treppe hinauf, deren Stufen unter seinen Tritten knarrten. Oben fand er, gleichfalls beleuchtet, zwei kleine Schlafzimmer, eine Abstellkammer und ein Badezimmer mit einer eisernen Wanne auf grotesken Beinen – die Art von Wanne, die aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen neuerdings wieder Mode war. Das Badezimmer enthielt auch die Toilette.
    Er stieg die Treppe wieder hinunter und ging zur Haustür, die er halb offen gelassen hatte, um einen Fluchtweg zu haben. Gut, dafür gab es Gründe, sagte er sich, aber jetzt wird’s ernst. Er lehnte die Tür an, klinkte sie aber nicht zu.
    »Hier werde ich auf sie warten«, entschied er. »Vorausgesetzt, daß sie alle kommen, vorausgesetzt, daß ich am Ende dieses Vabanque-Spiels noch am Leben bin. Aber hätte ich denn eine andere Möglichkeit gehabt, Teardrop in die Falle zu locken?«
    Er überlegte eine ganze Weile, wo er sich hinsetzen sollte.
    Schließlich entschied er sich für eine Couch an der linken Wand.
    Sie bot den Vorteil, daß seine Besucherinnen in das Zimmer eintreten mußten, bevor sie ihn erblickten. Er holte eine kleine Flasche mit Brandy aus der Tasche, öffnete sie, befeuchtete mit dem Inhalt seine Lippen und goß dann etwas davon auf den Boden. Das erweckte den Eindruck, als hätte er getrunken, um seine Nerven zu beruhigen.
    Er ließ sich ebensoviel Zeit, ein Versteck für die Walther zu finden, irgendwo außer Sichtweite, aber gleichzeitig an einer Stelle, an der er sie rasch erreichen konnte. Er entschied sich für ein Kissen und schob die Waffe so darunter, daß der Kolben seiner rechten Hand zugewendet war. Jetzt erfüllte der Geruch nach Brandy das Zimmer. Tweed sah sich um, entschied, daß die Bühne aufgebaut war. Mehr konnte er nicht tun. Und jetzt kam der schlimmste Teil. Er mußte warten.
    Er hörte nicht, wie ein Wagen sich dem Cottage näherte. Er hörte nicht, wie die Haustür weit aufgestoßen wurde. Aber er spürte den kalten Luftzug und versteifte sich.
    Sie kam langsam herein, mit der Waffe auf Profiart in beiden Händen. Eine Frau, mittelgroß und schlank. Eine Frau mit einer Mähne aus grellrotem Haar und einer Brille mit großen, getönten Gläsern, die einen Großteil ihres Gesichts verdeckten.
    »Kommen Sie herein«, sagte Tweed. Er rülpste und verschliff die Worte. »Ich nehme an, Sie sind Teardrop?«
    »Diesmal waren Sie ein bißchen zu clever, Mr. Tweed. Ich habe mit der Frau an der Rezeption des Dolphin gesprochen, mir eine Geschichte ausgedacht, und sie hat mir erzählt, daß Sie noch zwei weitere Frauen angerufen haben. Sie waren entschieden zu clever – Sie haben Selbstmord begangen.«
    »Sie sind also Teardrop?« wiederholte er.
    »Ja, ich bin die berüchtigte – und überaus erfolgreiche Teardrop. Ich denke, Sie werden mein letzter Auftrag sein, dann setze ich mich zur Ruhe. Wenn man einen Job zu lange betreibt, kann einen das Glück im Stich lassen.«
    »Sie empfinden keinerlei Gewissensbisse wegen all der Männer, die Sie umgebracht haben – darunter auch Familienväter?«
    »Beim ersten war es noch schwierig. Dann wurde es ganz einfach. Männer sind solche Narren. Eine gutaussehende Frau kann ihnen schmeicheln und sie um den kleinen Finger wickeln.
    Und wenn man anfängt zu weinen, bricht ihre Verteidigung zusammen.«
    »Entschuldigen Sie den Geruch …« Er rülpste abermals. »Ich hatte das Gefühl, eine kleine Stärkung zu brauchen, bevor ich Sie endlich kennenlernte.«
    »Sie mußten trinken, um Ihre Angst unter Kontrolle zu bekommen?« Ihre Stimme war voller Verachtung. »Der große und starke Mr. Tweed muß sich betrinken, bevor er Teardrop begegnet. Halten Sie Ihre rechte Hand still. Und nun tun Sie genau, was ich Ihnen sage.«
    Die Waffe, die sie auf ihn richtete, war ein Browning.
    Ausgerechnet Paulas Lieblingswaffe, dachte Tweed.
    »Sie werden sich ganz langsam bewegen«, befahl Teardrop.
    »Sie heben dieses Kissen hoch und lassen es langsam auf den Boden fallen. Jetzt!«
    Tweed blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen. Wie er vorhergesehen hatte, war Teardrop sehr frühzeitig erschienen, hatte vermutlich damit gerechnet, vor ihm in dem Cottage zu sein und auf ihn warten zu
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