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Kalte Wut

Kalte Wut

Titel: Kalte Wut
Autoren: Colin Forbes
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Newmans Wagen.
    Vollgetankt. Ich gehe besser gleich zu Philip zurück. Er ist nicht in der Stimmung, sich noch länger hier aufzuhalten. Übrigens, Tweed, wir haben getan, was Sie vorgeschlagen haben. Sämtliche Gefangenen, mit Handschellen aneinander gefesselt, sitzen im Cottage. Außerdem haben wir, auch darin Ihrem Vorschlag folgend, ihre Waffen mit hineingeworfen. Wir haben sie nur mit Handschuhen angefaßt, am Lauf, so daß sie nach wie vor ihre Fingerabdrücke tragen. Zum Schluß haben wir alle Waffen daraufhin überprüft, ob sie geladen sind, für den Fall, daß jemand entwischen sollte. Keine einzige war geladen. Sie müssen sie entladen haben, bevor sie mit erhobenen Händen die Einfahrt entlanggerannt kamen. So und jetzt muß ich los. Seien Sie vorsichtig.«
    »Sehr gute Arbeit, Pete …«
    Newman starrte auf seinen Drink, schob das noch halbvolle Glas von sich. Dann sah er Tweed an.
    »Diese Idee macht mich ganz und gar nicht glücklich.«
    »Niemand hat von Ihnen verlangt, daß Sie glücklich sind.«
    Kurz darauf kehrte Paula zurück. Sie setzte sich, sah Tweed an, schüttelte mißbilligend den Kopf.
    »Meine Freundin ist zu Hause. Also werde ich die Nacht bei ihr verbringen und morgen früh mit dem Zug nach London zurückkommen. Ein Taxi ist bereits unterwegs.«
    »Und ich fahre jetzt auch los«, sagte Newman. »Viel Glück. Sie werden es brauchen. Sie, Paula, sollten lieber hier warten, bis das Taxi eingetroffen ist.«
    »Das tue ich«, entgegnete sie.
    Newman verließ das Lokal, setzte sich ans Steuer seines Mercedes und machte sich auf die Rückfahrt nach London. Seine Miene war finster, und er hatte Mühe, sein Denken von Tweed loszureißen und sich aufs Fahren zu konzentrieren.
    Es gab noch einen Befehl von Tweed, den er ausführen mußte:
    ›Am Morgen die Polizei von Chichester anrufen und ihr mitteilen, daß in dem Cottage neben dem ausgebrannten Haus eine Bande von Drogenhändlern steckte. Der Anruf würde anonym erfolgen.‹
    Er fragte sich, ob dieser Anruf der letzte Befehl von Tweed sein würde, den er ausführte.

55
    Tweed fuhr langsam, als er sich Amber Cottage näherte. Auf der Straße nach West Wittering herrschte keinerlei Verkehr, was an einem bitterkalten Dezemberabend zu erwarten gewesen war.
    Er begann, Selbstgespräche zu führen, was er gelegentlich tat, wenn er unter sehr großer Anspannung stand.
    »Harry Butler hat gute Arbeit geleistet. Amber Cottage ist erleuchtet wie ein Weihnachtsbaum. Und die erste Kandidatin für Teardrops Mantel – oder richtiger, ihren Schleier – ist in einer Dreiviertelstunde fällig. Fragt sich nur, ob Teardrop mit der von ihr so geschätzten Zyanidkugel schon eingetroffen ist.«
    Er lenkte den Wagen auf das breite Grasbankett vor dem Haus.
    Amber Cottage hatte keine Garage. Aber er wollte, daß sein Wagen deutlich sichtbar dastand, wenn die Frauen eintrafen, die er angerufen hatte.
    Er ließ die Scheinwerfer an, abgeblendet. Dann betrachtete er das ein gutes Stück von der Straße entfernte Cottage. Auf seine Anweisung hin hatte Butler sämtliche Vorhänge zugezogen. Er suchte nach der Andeutung einer schattenhaften Silhouette im Innern des Hauses. Nichts bewegte sich außer dem eisigen Wind, der an Stärke zunahm.
    Er öffnete die Pforte, deren verrostete Angeln quietschten, und ging langsam den gepflasterten Pfad auf die Haustür zu. In der rechten Hand hielt er die Walther, in der linken Butlers Dietriche.
    Bevor er die Tür öffnete, ging er um das Cottage herum, wobei er nichts fand, das auf die Anwesenheit einer anderen Person hindeutete. Er fühlte sich unbehaglich bei der Erinnerung daran, daß es dieses Cottage gewesen war, in dem Jean Cardon fast zu Tode gefoltert und ihre Lungen von Luciens teuflischem Instrument zerquetscht worden waren.
    Er beendete seinen Rundgang und kehrte zur Vordertür zurück.
    Er schob den Dietrich ins Schloß – vorsichtig und lautlos, weil Butler es geölt hatte. Er stieß die Tür auf und ging schnell hinein, weil er wußte, daß er sich gegen das Licht abzeichnete, das Butler eingeschaltet hatte.
    Er schaltete das Licht direkt neben der Haustür aus und ging ins Wohnzimmer, wo Butler die Schutzdecken von den mit Chintz bezogenen Möbeln abgenommen hatte. Vor einem an einer Wand hängenden Chintzvorhang blieb er stehen, riß ihn beiseite und starrte in einen darunterliegenden Alkoven.
    »Hier könnte sich gut jemand verstecken«, sagte er laut. »Ich weiß, daß ich Selbstgespräche führe, aber dagegen
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