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Kalte Spuren (German Edition)

Kalte Spuren (German Edition)

Titel: Kalte Spuren (German Edition)
Autoren: Martin Kay
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brüllten durch den frühen Abend und hämmerten gegen Semenovas Brust. Stofffetzen stoben auf, als die Russin hintenüber stürzte, das ausgestreckte Bein merkwürdig in der Luft verrenkt.
    Eileen stand auf und fasste die Pistole mit beiden Händen. Sie beging nicht erneut den Fehler, sich auf Reichweite der anderen Frau zu nähern, sondern blieb stehen, wo sie war. Der Parka Semenovas war zerfetzt. Darunter kam ein lackschwarzer Anzug zum Vorschein.
    Juliettes Nanofasersuit! Die Russin hatte ihn der Toten abgenommen und selbst angelegt. So hatte sie die erste Salve überlebt. Und auch diese Schüsse.
    Ein Zucken ging durch den Körper Semenovas. Dann ein weiteres, als sich eine Kugel zwischen ihren Augenbrauen durch den Schädel bohrte und Blut und Hirnmasse explosionsartig im Schnee unter ihr verteilte. Ihr Körper erschlaffte. Endgültig.
    Eileen senkte die Pistole und stieß den Atem aus. Sie merkte, dass sie keuchte und ihr Puls raste. Leer und ausgelaugt starrte sie die Leiche der anderen Frau an, bis sie das Stöhnen Captain Dallmers aus dem Erschöpfungszustand riss. Eilig rannte sie zu dem Marine und beugte sich über ihn.
    Er verzog das Gesicht. »Ist das Luder tot?«
    Eileen nickte und streckte dem Mann die Hand entgegen. Sie half ihm auf die Füße, aber er stand gekrümmt und hielt sich den Bauch.
    »Alles in Ordnung?«
    »Ein paar Prellungen und Stauchungen. Aber ich schätze, wir brauchen Verstärkung vom Hubschrauber, wenn wir jetzt noch das U-Boot einnehmen wollen. Ich tauge dazu nicht mehr viel.«
    »Verstanden.« Eileen riss sich das Messer aus der Schulter und zog den Parka aus. Die Wunde war tief und blutete stark. »So wird das bei mir auch nichts. Rufen Sie den Heli.«
    »Was ist mit Snake?«
    Eileen hob die Schultern und deutete in die Richtung, in der die Scharfschützin mit dem Schneemobil verschwunden war. Es sah ganz so aus, als wäre ihr Plan gescheitert.
    19:14 Uhr
     
    Hochspritzender Schnee nahm Natalie Seeger stellenweise die Sicht. Mit zusammengekniffenen Augen jagte sie dem fliehenden Russen hinterher. Er hatte einen leichten Vorsprung, fuhr allerdings deutlich unsicherer als sie. Ihre unermüdlichen Anläufe, Meisterin im Jetski-Fahren in der Frenchman und Eastern Bay zwischen Maine und Neuschottland zu werden, zahlten sich aus. Das Schneemobil reagierte nicht anders als ein Jetski. Der Schnee stellte die Wellen dar, durch die Snake pflügte. Die aufspritzenden Tropfen waren genauso kalt wie das Wasser vor Winter Harbor in den Frühjahrsmonaten.
    Der Soldat vor ihr blickte über die Schulter zurück und sah hektisch wieder nach vorn. Offenbar hatte er gar nicht damit gerechnet, verfolgt zu werden. Er duckte sich leicht und schien den Gashahn noch weiter durchzuziehen. Für einen Moment hatte Snake das Gefühl, der andere würde noch weiter beschleunigen, schob das aber schnell ihrer Einbildung zu. Der Mann trieb sein Fahrzeug bereits zur Höchstgeschwindigkeit, ebenso wie sie selbst.
    Snake verlagerte ihr Gewicht und ließ den Lenker mit der linken Hand los. Das Mobil zitterte, rutschte seitlich weg, sodass die Marine wieder zupacken musste. Als sie über eine Wehe hinwegschoss, versuchte sie es erneut.
    Sie löste die Hand. Griff nach hinten und förderte das M82 von ihrem Rücken nach vorn. Vorsichtig löste sie den Riemen und legte den Lauf auf die Lenkstange. Sie schob das Gewehr weit nach vorne.
    Wieder ruckte das Fahrzeug und brach aus. Nur mit einer schnellen Bewegung rettete Snake das Gewehr und hielt es am Lederriemen an der Hand. Sie warf es sich wieder über den Rücken und packte den Lenker mit beiden Händen. Es bestand keine Chance, während der Fahrt einen sauberen Schuss anzubringen.
    Der Russe blickte wieder zurück. Diesmal streckte er seinen Arm aus, in dessen Hand er eine Pistole hielt! Snake sah einen Blitz durch die Nacht stechen. Nur eine Sekunde darauf pfiff etwas haarscharf an ihrem Helm vorbei. Sie duckte sich instinktiv und riss den Lenker herum. Ihr Ski-Doo machte einen Satz, schlitterte durch den Schnee und verschwand hinter einer Wehe. Die Fahrt wurde holperig. Snake hatte Mühe, den Lenker festzuhalten, und steuerte ständig gegen. Einmal stellte es sich gefährlich auf die linke Kufe. Die Marine warf sich mit ihrem Gewicht auf die andere Seite und behielt so das Gleichgewicht. Als das Schneemobil wieder in der Waagerechten war, sauste es durch einen weißen Haufen hindurch. Pulveriger, feuchter Schnee klatschte Snake Seeger ins Gesicht. Sie spuckte
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