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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Autoren: Dan Simmons
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schmerzliche Konsequenz nach sich, denn er hatte seinen perfekt erhaltenen, zwölf Jahre alten Volvo verkaufen müssen – er konnte schlecht in einem Wagen durch die Stadt fahren, den er angeblich auf einer einsamen vereisten Straße in seine Einzelteile zerlegt hatte. Jetzt fuhr er einen deutlich älteren roten Pinto. Der Volvo fehlte ihm.
    »Sie sind in der Gegend von Buffalo aufgewachsen, nicht wahr, Mr. Kurtz?«
    Er reagierte nicht sofort, doch er spürte, wie sich seine Gesichtshaut anspannte. O’Toole kannte seinen Lebenslauf aus der Akte, die vor ihr auf dem Schreibtisch lag, und hatte sich noch nie in seine Vergangenheit in der Zeit vor Attica vorgewagt. Was habe ich angestellt?
    Er nickte.
    »Ich frage nicht aus beruflichen Gründen. Es gibt da nur ein kleines Rätsel – ein winziges –, das ich gerne lösen würde, und ich glaube, dazu brauche ich jemanden, der in dieser Gegend aufgewachsen ist.«
    »Stammen Sie denn nicht von hier?« Die meisten Menschen, die in Buffalo lebten, waren hier auch groß geworden.
    »Ich wurde in Buffalo geboren, aber wir zogen weg, als ich drei war«, verriet sie. Dann zog sie die untere rechte Schublade ihres Schreibtischs auf und kramte darin herum. »Ich bin vor elf Jahren zurückgekommen, als ich beim Buffalo Police Department anfing.« Sie fand den weißen Umschlag, den sie gesucht hatte. »Jetzt brauche ich den Rat eines Einheimischen und eines Privatdetektivs.«
    Kurtz starrte sie ausdruckslos an. »Ich bin kein Privatdetektiv«, konstatierte er, die Stimme noch ausdrucksloser als der Blick.
    »Kein lizenzierter«, stimmte O’Toole zu, die sich ganz offensichtlich nicht einschüchtern ließ. »Nicht, nachdem Sie wegen Totschlags eingesessen haben. Aber nach allem, was ich gelesen oder gehört habe, waren Sie mal einer der Besten ihrer Zunft.«
    Darauf hätte Kurtz beinahe reagiert. Worauf zur Hölle will sie hinaus?
    Sie zog drei Fotos aus dem Umschlag und schob sie über den Tisch. »Können Sie mir sagen, wo das hier ist – oder was?«
    Kurtz sah sich die Aufnahmen genauer an. Es waren Farbabzüge in Standardgröße. Kein Rand, kein Datumsdruck auf der Rückseite, also konnten sie irgendwann in den letzten Jahrzehnten aufgenommen worden sein.
    Auf dem ersten Bild war ein altes, ramponiertes Riesenrad zu sehen, bei dem einige Gondeln fehlten. Es überragte kahle Bäume auf einem bewaldeten Hügel. Dahinter konnte man in der Ferne ein Tal und die Andeutung eines Flussbetts erkennen. Der Himmel hing tief und war grau.
    Die zweite Aufnahme zeigte einen heruntergekommenen Autoscooter-Parcours auf einer verwilderten Wiese. Das Dach war teilweise eingestürzt und auf der Bahn und davor, zwischen dem spröden Winter- oder Spätherbstunkraut, sammelten sich umgestürzte und verrostete Wagen. Einer der Wagen – auf seiner Seite war in verwitterter Goldschrift die Nummer 7 zu erkennen – lag kopfüber in einer vereisten Pfütze.
    Das letzte Motiv entpuppte sich als Nahaufnahme vom Kopf eines Karussellpferds mit an zahlreichen Stellen abgeplatzter Lackierung. Nüstern und Maul waren teilweise abgeschlagen und ließen morsches Holz erkennen.
    Kurtz nahm sich die Fotos ein weiteres Mal vor und ließ dann bedauernd die Schultern sinken. »Tut mir leid. Damit kann ich nichts anfangen.«
    O’Toole nickte, als hätte sie diese Antwort erwartet. »Sind Sie mit Ihren Eltern nie auf dem Jahrmarkt oder im Vergnügungspark gewesen, als Sie noch klein waren?«
    Kurtz musste unwillkürlich lächeln. Besuche auf dem Rummelplatz wollten so gar nicht in seine Kindheit hineinpassen.
    O’Toole lief tatsächlich rot an. »Ich meine – in welche Freizeitparks sind die Leute im westlichen New York früher gegangen, Mr. Kurtz? Ich weiß, dass es Six Flags in Darien Lake damals noch nicht gab.«
    »Woher wollen Sie wissen, dass das ein alter Park ist?«, hielt Kurtz dagegen. »Vielleicht wurde er erst vor einem Jahr aufgegeben. Vandalen kennen heutzutage keine Gnade.«
    O’Toole nickte. »Aber der Rost und … er wirkt so antiquiert. Ich würde auf 70er-Jahre tippen. Vielleicht sogar die Wilden 60er.«
    Kurtz zog eine Augenbraue hoch und gab ihr die Fotos zurück. »Die Leute gingen früher nach Crystal Beach, auf der kanadischen Seite.«
    O’Toole nickte erneut. »Aber das war direkt am See, richtig? Keine Hügel, keine Wälder?«
    »Stimmt«, musste Kurtz gestehen. »Und der Park wurde nicht dem Verfall preisgegeben wie dieser hier. Als seine Zeit gekommen war, rissen sie ihn ab und
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