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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Autoren: Dan Simmons
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geschossen? Wer war bei mir? Wer wird dafür büßen?
    »Die Polizei ist hier, Mr. Kurtz«, unterbrach ihn Singh. »Das ist der Grund dafür, dass wir Ihnen kein Schmerzmittel verabreicht haben, nachdem Sie das Bewusstsein wiedererlangten. Die Beamten haben ein paar Fragen an Sie.«
    Kurtz drehte nicht den Kopf, doch als der Doktor beiseitetrat, konnte er die beiden Polizisten erkennen. Sie trugen Zivil, einer männlich, einer weiblich, einer schwarz, einer weiß. Den farbigen Mann kannte Kurtz nicht. In seine Begleiterin war er einmal verliebt gewesen.
    Der Polizist, adrett gekleidet in Tweedjacke, Weste und Krawatte, trat näher. »Joseph Kurtz, ich bin Detective Paul Kemper. Meine Kollegin und ich untersuchen die Schüsse, die auf Sie und Officer Margaret O’Toole abgegeben wurden …«, verkündete der Mann mit prägnanter Morgan-Freeman-Stimme.
    Verdammt, dachte Kurtz. Er schloss die Augen und erinnerte sich wieder, wie O’Toole ihm die Tür zur Parkgarage aufgehalten hatte.
    »… vor Gericht gegen Sie verwendet werden«, erklärte der Mann gerade. »Wenn Sie sich keinen Anwalt leisten können, wird Ihnen ein Pflichtverteidiger zugewiesen. Haben Sie Ihre Rechte verstanden, über die ich Sie gerade aufgeklärt habe?«
    Kurtz murmelte etwas durch die Schmerzen hindurch.
    »Was?«, fragte Detective Kemper. Kurtz änderte seine Meinung. Die Stimme des Manns klang bei Weitem nicht so freundlich wie die von Morgan Freeman.
    »Hab sie nicht erschossen«, wiederholte Kurtz.
    »Haben Sie Ihre Rechte verstanden, über die ich Sie gerade aufgeklärt habe?«
    »Yeah.«
    »Und möchten Sie jetzt einen Anwalt hinzuziehen?«
    Ich möchte jetzt etwas Darvocet oder Morphium hinzuziehen. »Ja … ich meine, nein. Kein Anwalt.«
    »Werden Sie mit uns reden?«
    Wie oft willst du mich das denn noch fragen?, dachte Kurtz. Er bemerkte erst, dass er es laut ausgesprochen hatte, als der Beamte einen strengen Hör-auf-mich-zu-duzen-Polizistenblick aufsetzte und seine Kollegin, die an der Wand stand, amüsiert gluckste. Kurtz kannte dieses Glucksen.
    »Warum hielten Sie sich zusammen mit Officer O’Toole in der Tiefgarage auf?« Die Stimme des Polizisten erinnerte Kurtz jetzt verdächtig an Darth Vader.
    »Unglücklicher Zufall.« Kurtz wurde schmerzhaft bewusst, dass er zu lange Wörter benutzte; alle sechs Silben stachen wie glühende Dornen hinter seinen Augen. Er musste sich kürzerfassen.
    »Haben Sie O’Tooles Waffe abgefeuert?«
    »Weiß nich’ mehr«, stammelte Kurtz. Ihm war bewusst, dass er sich genauso anhörte wie jeder Schuldige, den er jemals verhört hatte.
    Kemper seufzte und schaute zu seiner Kollegin hinüber. Kurtz schenkte ihr ebenfalls einen kurzen Blick und sah, dass sie ihn erwiderte. Sie erkannte ihn offensichtlich wieder. Sie musste seinen Namen in den Unterlagen gelesen haben, bevor sie mit der Befragung begonnen hatten. Sagte sie deshalb nichts? Sie war, wie Kurtz überrascht durch die Kopfschmerzen hindurch feststellte, so schön wie immer. Nein, noch schöner.
    »Haben Sie den oder die Angreifer gesehen?«, wollte Kemper wissen.
    »Weiß nich’ mehr.«
    »Haben Sie die Tiefgarage in der Absicht betreten, Officer O’Toole zu erschießen?«
    Kurtz starrte ihn nur an. Er wusste, dass er momentan durch die Schmerzen und die Gehirnerschütterung verblödet war, aber nicht so verblödet.
    Dr. Singh durchdrang die Stille. »Detectives, eine Gehirnerschütterung dieser Schwere wird oft von einem Gedächtnisverlust begleitet, der sich auf die gesamte Zeitdauer des auslösenden Unfalls und darüber hinaus erstreckt.«
    »Mh-mh«, machte Kemper und klappte sein Notizbuch zu. »Das war kein Unfall, Doktor. Und dieser Kerl erinnert sich an alles, an das er sich erinnern will.«
    »Paul«, meldete sich die Polizistin zu Wort, »lass ihn in Ruhe. Wir haben die Videobänder. Lass Kurtz ein paar Schmerzmittel schlucken und ein paar Stunden schlafen. Wir reden morgen früh wieder mit ihm.«
    »Morgen früh wimmelt es hier nur so von Anwälten«, prophezeite Kemper.
    Die Frau schüttelte den Kopf. »Nein, wird es nicht.«
    Es war 20 Jahre her, seit Kurtz Rigby King zum letzten Mal gesehen hatte – wie hieß sie noch seit ihrer Heirat? Es war etwas Arabisches, glaubte er –, aber sie sah immer noch so aus wie die Rigby, die er im Waisenhaus von Pater Baker und später in Thailand kennen und lieben gelernt hatte. Braune Augen, volle Figur, kurzes dunkles Haar und ein Lächeln so prompt und strahlend wie das von Goldie
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