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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Autoren: Dan Simmons
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seines eigenen Atmens eingeschlossen, empfand Joe Kurtz als entschieden zu laut.
    Er wollte die Hand heben, um die rechte Seite seines Kopfes zu reiben – das Epizentrum seines persönlichen Schmerzuniversums –, doch sie schaffte es nur bis zur metallenen Bettkante.
    Es kostete Kurtz zwei weitere Versuche, mehrere benommene Sekunden geistiger Anstrengung und die Qual, seine Augen zu öffnen, bevor er erkannte, dass er mit seinem rechten Arm nichts anfangen konnte. Er war mit Handschellen an die Metallreling des Betts gefesselt.
    Es dauerte eine oder zwei weitere Minuten, bis ihm klar wurde, dass er seine linke Hand und den Arm frei bewegen konnte. Langsam und mühsam langte Kurtz mit der Hand über sein Gesicht – die Lider zusammengekniffen, um die Übelkeit in Schach zu halten – und berührte die rechte Seite seines Kopfes, direkt über dem Ohr. Von dort strahlten die Schmerzen aus wie konzentrische Radiowellen im Vorspann eines alten Hollywood-Films.
    Er ertastete eine undurchdringliche Masse aus Verbänden und Pflastern. Doch als er sah, dass offenbar nur zwei Infusionen in seinen Körper führten und neben dem Bett lediglich eine einzige Maschine vor sich hinpiepte, redete er sich ein, dass sie ihn wahrscheinlich bald entlassen würden. Zumal sich keine Ärzte und Schwestern mit Notfallwagen und Defibrillator um ihn herum versammelten. Entweder das, oder sie hatten ihn bereits abgeschrieben, ein Verzicht-auf-Wiederbelebung -Schild an sein Bett gehängt und waren Kaffee trinken gegangen, um ihn hier in der Dunkelheit sterben zu lassen.
    »Scheiße«, flüsterte Kurtz und zuckte zusammen, als der Schmerz auf seiner persönlichen, nach oben hin offenen Qualskala von 7,8 auf 8,6 anstieg. Er war schwere Verletzungen gewohnt, aber das hier war … absurd.
    Er ließ seine Hand auf die Brust sinken, schloss die Augen und gestattete es sich, aus der Schusslinie zu schweben.
    »Mr. Kurtz? Mr. Kurtz? «
    Joe erwachte mit der gleichen trüben Sicht, der gleichen Übelkeit, aber anderen Schmerzen. Sie waren schlimmer geworden. Irgendein Idiot zerrte an seinen Lidern herum und leuchtete ihm mit einem grellen Licht in die Augen.
    »Mr. Kurtz?« Das Gesicht, das diese Geräusche verursachte, war braun, männlich, mittleren Alters und hatte einen freundlichen Blick hinter einer schwarz umrandeten Brille. Der Mann trug einen weißen Kittel. »Ich bin Dr. Singh, Mr. Kurtz. Ich habe mich in der Notaufnahme um Ihre Verletzungen gekümmert und komme gerade von der Operation an Ihrer Bekannten zurück.«
    Kurtz versuchte, den Arzt zu fokussieren. Er wollte »Welche Bekannte?« fragen, aber es lohnte sich nicht, zu sprechen. Noch nicht.
    »Sie wurden an der rechten Kopfseite von einer Kugel getroffen, Mr. Kurtz, doch sie ist nicht in Ihren Schädel eingedrungen«, erläuterte Singh in einem sanften Singsang, der für Kurtz wie das schrille Gebrüll von drei Kettensägen klang.
    Superman, dachte Kurtz. Die Scheißkugeln prallen einfach ab.
    »Warum?«, krächzte er.
    »Wie bitte, Mr. Kurtz?«
    Kurtz musste beim Gedanken an weitere Sprechversuche die Augen schließen. Er zwang sich, die Wörter deutlich zu artikulieren und fragte: »Warum … Kugel … nicht … rein?«
    Singh gab mit einem Nicken zu verstehen, dass er verstanden hatte. »Es war ein kleines Kaliber, Mr. Kurtz. Ein 22er. Bevor die Kugel Sie traf, durchschlug sie den Arm Ihrer … der Person, die bei Ihnen war, und prallte von dem Betonpfosten hinter Ihnen ab. Dadurch verringerte sich die Wucht und das Geschoss büßte einen Großteil seiner kinetischen Energie ein. Trotzdem, wenn Sie den Kopf nach rechts bewegt hätten statt nach links, als die Kugel Sie traf, hätten wir sie aus Ihrem Gehirn herausholen müssen – wahrscheinlich im Rahmen einer Autopsie.«
    Alles in allem, dachte Kurtz, mehr Informationen, als er im Moment brauchte.
    »Wie es aussieht«, fuhr Singh fort, wobei sich seine sanfte melodische Stimme weiter durch Kurtz’ Schädel sägte, »haben Sie eine mittlere bis schwere Gehirnerschütterung und ein Hämatom an der Schädelbasis erlitten, das zum gegenwärtigen Zeitpunkt allerdings keine Trepanation erfordert, Ihre linke Pupille weitet sich nicht, weil durch eine Verletzung Ihre Augen stark blutunterlaufen sind – doch das ist nicht schlimm. Wir werden morgen früh Ihre motorischen Reflexe testen und potenzielle Sekundäreffekte untersuchen.«
    »Wer …«, begann Kurtz. Er war sich nicht einmal sicher, was er fragen wollte. Wer hat auf mich
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