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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze
Autoren: Tilde Michels
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härtesten Steine.«

    »Wie hat er das nur gemacht?« fragte Tutulla.
    »Niemand kennt die Legierung«, sagte Juke. »Sie
bleibt Kalle Wirschs Geheimnis. Er nennt das neue Metall Lazium.«
    Tutulla hatte sich auf den Rand der Truhe
gesetzt und betrachtete das Messer mit Bewunderung.
    »Wie es blitzt, und was es für einen
wunderschönen Griff hat! Wieso ist es eigentlich bei dir, Juke?«
    »Ich freue mich, daß dir der Griff gefällt«,
sagte Juke geschmeichelt. »Den habe ich nämlich im Auftrag von Kalle Wirsch geschnitzt.
Er ist gerade erst fertig geworden. Bei nächster Gelegenheit werde ich das
Lazium-Messer in die Wiwogitrumu-Burg bringen.«
    Ein Poltern und Scharren unterbrach ihr
Gespräch. Der Lärm hallte von weither wie aus einem Trichter. Sie hörten grobe
Stimmen und dazwischen eine dünne, die gequetscht klang.
    »Wo kommt das her?« fragte Tutulla.
    »Aus meinem Schacht Nummer vier Richtung
Nordwesten.«
    »Wohin hast du den denn gegraben?«
    »An die Erdoberfläche natürlich.«
    »Natürlich«, sagte Tutulla. »Ein Hörrohr nach
oben, um die Menschen zu belauschen. — Jetzt hör dir das mal an!«
    Wieder rumpelte und schepperte es, und die
Stimmen fluchten wild durcheinander.
    »Klingt ordinär«, stellte Tutulla fest. »Leute
mit feiner Lebensart sind das nicht.«
    »Aber Tutulla, das sind keine Menschen«, rief
Juke. »Das sind — ganz gewiß, ganz bestimmt, ohne Zweifel, Irrtum
ausgeschlossen — das sind die Wilden Utze.«
    Tutulla lauschte nach oben und nickte. »Stimmt,
und die dünne gequetschte Stimme gehört dem Feuersalamander.«
    Juke lief, und Tutulla flog zum Schacht Nummer
vier Richtung Nordwesten, und beide setzten sich genau darunter. Jetzt konnten
sie deutlich verstehen, was geredet wurde.
    »Kalle Wirsch befindet sich zur Zeit in seiner
Burg«, quarrte der Feuersalamander. »Ich weiß, wie man dorthin kommt.«
    »Dann los! Auf was warten wir? Beeilt euch!«
brüllten die Utze.
    »Nicht so stürmisch«, mahnte der
Feuersalamander.
    »Ihr müßt noch etwas über den Weg wissen. Da
gibt es nämlich einige Hindernisse.«
    »Hindernisse? Für uns?«
    »Was denn für Hindernisse?«
    »Da ist zum Beispiel der Wächter am Eingang zum
Rubinberg. Wenn ihr in die Erdmännchenburg wollt, müßt ihr durch den
Rubinberg«, erklärte der Feuersalamander.
    »Na und?« fragte Dutz.
    »Der Wächter wird euch nach dem Losungswort
fragen.«
    »Na und?« fragte Dutz wieder.
    »Ohne Losungswort kommt niemand in den
Rubinberg«, sagte der Salamander. »Kennt ihr das Wort?«
    »Wozu brauchen wir ein Losungswort?« murrte
Butz.
    »Wir verschaffen uns schon Eintritt. Wir haben
unsere Feuerfäuste«, brummten Dutz und Gutz.
    Aber der Salamander rief beschwörend: »Falsch,
ganz falsch! Nicht mit Gewalt. Den Rubinberg dürft ihr nicht verletzen, hört
ihr? Sonst habt ihr alle Unterirdischen gegen euch. Den Rubinberg lieben sie.
Er ist ihre leuchtende Schatzkammer.«
    Die Wilden Utze brüllten vor Lachen. »Leuchtende
Schatzkammer! Uuää! So ein gefühlvoller Unsinn. Wenn uns der Wächter nicht
reinläßt in diese leuchtende Schatzkammer, dann brennen wir uns den Zugang
frei, und damit basta!«
    »Nicht immer gleich brennen«, rief der
Salamander.
    »Was denn sonst?« fragte Gutz.
    »Laßt mich ausreden«, erwiderte der Salamander.
»Ich kann euch das Losungswort nennen.«
    »Er kennt das Losungswort«, sagte Butz.
    »Hätte er doch gleich sagen können«, knurrte
Dutz.
    »Wie heißt es denn?« fragte Gutz.
    Der Salamander machte eine spannende Pause und
sagte dann: »Es heißt: dreimal Rubin.«
    »Dreimal Rubin«, wiederholten die Utze einer
nach dem andern.
    »Ist ja ganz einfach«, sagte Butz.
    »Wenn man’s weiß, ist alles ganz einfach«, sagte
der Feuersalamander.
    »Brüder!« schrie Gutz. »Wir sind so gut wie am
Ziel. Auf jetzt.«
    Soweit drang das Gespräch durch den Trichter zu
Kohlen-Juke und Tutulla. Dann wurde es still.
    Tutulla schlug aufgeregt mit den Flügeln. »Das
ist wieder mal ein Ding, was, Juke?«
    Juke verzog schmerzlich das Gesicht. »Aber
Tutulla, was für eine Ausdrucksweise: >wieder mal ein Ding<. Die Sprache
ist ein edles Gebilde. Man muß sorgsam damit umgehen.«
    »Wenn man so viel Zeit hat wie du, Juke, kann
man das«, sagte Tutulla.
    Juke deutete an seine Tafel. »Ich sammle gerade
Wörter, die mit un anfangen. Wenn du willst, stelle ich dir ein paar zur
Verfügung, die auf das soeben Belauschte vortrefflich passen: unverfroren,
unverschämt, unmäßig, ungebührlich,
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