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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze
Autoren: Tilde Michels
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Tutulla.
    Mohle wischte sich Erdkrumen vom Fell,
schnüffelte mit seinem rosigen Schnäuzchen in der rauchigen Luft herum, und
dann erzählte er Tutulla von dem Feuerrausch der Wilden Utze.
    »Und das Schlimmste kommt noch«, sagte er zum
Schluß. »Sie wollen Kalle Wirsch den Uranstein rauben.«
    »Den Uranstein?« schrie Tutulla. »Haben sie das
wirklich vor? Das muß Kalle Wirsch sofort erfahren.«
    »Wenn er nicht gewarnt wird«, sagte Mohle,
»werden sie ihn überfallen, wie ihn Murrumesch damals überfiel.«
    »Aber mit den Utzen wird Kalle Wirsch leichter
fertig«, sagte Tutulla.
    Mohle machte ein bedenkliches Gesicht. »Gegen
die Wilden Utze kann er den Uranstein nicht gebrauchen. Feuer und Strahlen
können ihnen nichts anhaben.«
    »Ajajajaj, daran habe ich nicht gedacht. Ich muß
auf dem schnellsten Weg zu Kalle Wirsch. — Wenn ich wieder mal hier
vorbeikomme, werde ich dir erzählen, wie die Sache steht.«
    »Hier wirst du mich kaum mehr antreffen«, sagte
Mohle. »Ich wandere aus. Ich suche mir einen besseren Ort. Wer kann in dieser
trostlosen Öde noch wohnen? — Leb wohl, Tutulla.«

    »Leb wohl, Mohle.«
    Der Maulwurf verschwand in seinem Erdhügel, und
Tutulla suchte sich einen Gang, der ins Erdinnere führte.
    Sie flog in eine Höhle; es war ein ausgedehnter
Raum mit felsigem Gewölbe. Er verengte sich aber in der Tiefe. Die Felswände
rückten eng zusammen. Dann kam Tutulla in einen steil abwärts fallenden
Schacht. An den frischen Abbrüchen im Gestein und an den Spuren von Werkzeug
erkannte Tutulla, daß der Kohlen-Juke diesen Schacht gegraben hatte. Juke war
ein Freund von Kalle Wirsch. Er wohnte in den Kohlenschichten der Erde, wo er
Stollen und Schächte grub. Das machte er nicht nur zu seinem Zeitvertreib,
sondern er wollte damit den Menschen helfen. Denn die Menschen liebte und
bewunderte er. »Sie reden so klug, und sie singen so schön«, schwärmte er.
    Tutulla war froh, auf seine Spur getroffen zu
sein, und sie rief in den Schacht hinein: »Hallo, Juke! Wo bist du, wo steckst
du? Gib doch Antwort!«
    Aber Juke antwortete nicht gleich. Er war wieder
einmal bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Wörtersammeln.
    Gerade legte er eine lange Liste an mit Wörtern,
die mit der Vorsilbe un beginnen.
    Mit Kreide schrieb er an die schwarzen
Kohlenwände: unvergeßlich, unverdrossen, unverzagt, unvermutet, unerfreulich,
unausstehlich, unverblümt, unvorsichtig, unbeirrt, unbequem, unbegrenzt,
unergründlich, unbedacht, unbescheiden, unzufrieden, unerschrocken, unwirsch...
    »Gib Antwort!« schrie Tutulla.
    Juke steckte bedächtig seine Kreide ein und rief
durch den Schacht zurück: »Hier bin ich, hier. Sei doch nicht so ungeduldig,
ungemütlich, ungestüm, un...«
    »Hör auf, Juke, hör jetzt bloß mit deiner
Wörterspinnerei auf.«
    Tutulla flatterte und rutschte an den steilen
Wänden des Schachts hinab und flog dem Klang von Jukes Stimme nach, bis sie bei
ihm angelangt war.
    »Wörterspinnerei«, wiederholte Juke gekränkt. »Das
ist ungezogen von dir, ungerecht, unverständig, ungebildet...«
    »Nenn es, wie du willst«, unterbrach ihn
Tutulla, »aber sei jetzt still und hör mir zu.«
    Juke konnte nur schwer den Blick von seiner
Tafel mit den vielen Wörtern lösen. Er überflog sie noch einmal mit einem
beglückten Lächeln und wandte sich dann Tutulla zu.
    »Also, was gibt’s?«
    »Von Mohle habe ich gerade erfahren, daß die
Wilden Utze unseren Kalle Wirsch überfallen wollen. Es geht mal wieder um den
Uranstein.«
    »Um den Uranstein?«
    »Und um die Macht natürlich.«
    »Natürlich.« Juke nickte. »Alle wollen dasselbe:
herrschen, anführen, regieren, an der Spitze stehen, Macht haben.«
    »Ich hab Angst um Kalle Wirsch«, sagte Tutulla.
»Wenn ihm der Uranstein geraubt wird, hat er keine andere Waffe mehr, um sich
zu verteidigen.«
    »Daran hat Kalle Wirsch selbst schon gedacht«,
sagte Juke. »Komm, ich zeige dir etwas.«
    Er führte Tutulla an eine kleine Steintruhe und
hob die Verschlußplatte auf. In der Truhe lag ein Messer. Es war aus blau
blitzendem Metall und hatte einen kunstvoll geschnitzten Schaft.
    »Es ist ein zauberkräftiges Messer«, erklärte
Juke. »Kalle Wirsch hat es sich von den Trumpen schmieden lassen. Für die
Klinge hat er selbst sieben verschiedene Erze ausgewählt und die Metalle
herausgeschmolzen. Aus der Mischung dieser sieben ist ein neues Metall
entstanden, das härter ist als alles, was wir bisher kannten. Es schneidet
sogar Eisen und die
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