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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze
Autoren: Tilde Michels
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Wächter am Rubinberg gehen. Ich werde ihm befehlen, das
Losungswort zu ändern. Es wird ein ganz besonderes Losungswort sein. Das wird
den Wilden Utzen die feurige Laune gründlich verderben.«
    Kalle Wirsch lachte und nickte seinen Brüdern
aufmunternd zu. »Komm, Tutulla, begleite mich zum Rubinberg. Wir wollen keine
Zeit mehr verlieren. — Oder brauchst du vorher vielleicht noch ein
Mottenklößchen?«
    »Jetzt«, rief Tutulla, »interessiert mich nur
noch eins: wie das neue Losungswort heißt, das du dir ausgedacht hast.«
    Kalle Wirsch machte ein pfiffiges Gesicht. »Komm
nur mit«, sagte er. »Am Tor zum Rubinberg wirst du es erfahren.«

4. Kapitel

Das
Losungswort zum Rubinberg
     
    I nzwischen hatten sich auch die Wilden Utze und der Salamander auf
den Weg zum Rubinberg gemacht.
    Der Salamander konnte mit seinem geschmeidigen
Körper durch alle Felsspalten schlüpfen. Die Feuermänner dagegen waren viel
größer; für sie waren die meisten Erdgänge zu eng. Sie mußten sich ihren Weg
durch das Gestein erst breiter brennen. Aber sie hatten auch noch einen anderen
Eingang ins Innere der Erde. Sie brauchten nur in einen Vulkanschlot zu
steigen, dann waren sie schon im Gebiet der Vulkaniden, und mit denen waren sie
verwandt.
    Die Vulkaniden waren von äußerst merkwürdiger
Gestalt. Sie hatten die Form von riesigen Kochtöpfen. In ihnen brodelte das
Magma, ein feurig-heißer Brei aus den Tiefen der Erde.
    Die Vulkaniden waren eine zanksüchtige Familie;
ständig hatten sie Krach miteinander. Oft stritten sie sich so heftig, daß sie
aufbrausten und überkochten. Wenn es ganz arg kam, kochten alle gleichzeitig
über. Dann wurde der heiße Magmabrei in den Vulkanschlot über ihnen gepreßt und
bis hinauf zur Erdoberfläche geschleudert. Das Ergebnis eines solchen
Wutanfalls war dann ein Vulkanausbruch.
    Zu diesen zänkischen Verwandten strebten jetzt
die drei Wilden Utze mit dem Feuersalamander. Von weitem schon sahen sie den
Kegel des Vulkanberges, der sich kahl und grau aus der Landschaft hob.
    Als sie am Rand des Kraters angekommen waren,
hörten sie die Vulkaniden in der Tiefe grollen und rumoren. Es war wieder
einmal ein Familienstreit ausgebrochen, und alle wallten und brausten zornig.
Dämpfe, die nach Schwefel rochen, kräuselten sich aus dem Krater.
    Das war eine Stimmung, die den Wilden Utzen
behagte. Wo Zorn und Streit herrschten, fühlten sie sich wohl. Sie lachten
gewaltig in den Vulkan hinein.
    »Achtung! Wir kommen!«
    Dann begannen sie, an den steilen Hängen im
Inneren des Kraters hinabzusteigen, tiefer und tiefer hinein in den
schwefelgelben Dunst. Jetzt waren sie ihren kochtöpfigen Vettern und dem
brodelnden Magmabrei schon ganz nah. Aber die zänkischen Vulkaniden hatten sich
so sehr abgewütet, daß sie blind waren vor Zorn. Sie erkannten die Wilden Utze
nicht. Sie hielten sie für feindliche Eindringlinge. Anstatt ihnen einen
verwandtschaftlichen Empfang zu bereiten, murrten sie böse und spritzten ihnen
feurigen Magmabrei entgegen.
    Die Glut machte den drei Utzen und dem
Feuersalamander zwar nichts aus, aber in der zähflüssigen Masse verloren ihre
Füße den Halt. Sie glitten an den Wänden des Vulkanschlots hinab.
    Kaum aber spürten die Vulkaniden, daß etwas
Fremdes zu ihnen hereingerutscht kam, da wallten und brodelten sie erneut
heftig auf. Die Utze und der Salamander wurden vom Magma erfaßt und durch den
Vulkanschlot wieder aus dem Berg hinausgeschleudert.
    Da standen sie alle vier wieder am Rand des
Kraters und tobten. »Schwachtöpfe! Magmatrottel! Zorntölpel! — Erkennt ihr die
Wilden Utze nicht? Müssen wir euch erst beweisen, wer wir sind?«
    Sie ballten ihre Fäuste und schossen ein paar
Feuergarben in den Vulkan. Da verebbte das Brodeln in der Tiefe; nur noch ein
unruhiges Blubbern war zu vernehmen.
    »Hört her!« quarrte der Feuersalamander. »Die
Wilden Utze sind auf dem Weg zu Kalle Wirschs Burg. Sie sind auf dem Weg zur
Macht über alle Feuer. Wenn ihr euch gegen sie stellt, werden sie sich rächen.
Sie werden euch eure Glut wegnehmen.«
    »Dann«, schrie Butz, »ist es aus mit dem Brodeln
und Überkochen.«
    »Dann«, schrie Gutz, »ist es aus mit dem
Feuerspeien.«
    »Dann«, schrie Dutz, »seid ihr tote Töpfe,
erloschene Vulkane.«
    Sie lauschten hinunter um die Wirkung ihrer
Worte zu prüfen.
    Eine Weile war es still, dann kamen angstvolle
Laute aus der Tiefe. Die Vulkaniden hatten eine eigene Sprache, die sich
anhörte wie Blubbern, Schmatzen und Gurgeln. In
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