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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze
Autoren: Tilde Michels
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Sie wollen rauben und
zerstören. Du darfst sie nicht durch den Rubinberg ziehen lassen.«
    Der Wächter war nicht gewöhnt, Gespräche zu
führen. Es dauerte eine Weile, bis er Kalle Wirschs Worte aufgenommen hatte.
Dann fragte er: »Kennen die Wilden Utze das Losungswort?«
    »Sie kennen das Losungswort >dreimal
Rubin<.«
    »Dann«, sagte der Wächter, »ist es meine
Pflicht, ihnen das Tor zu öffnen.«
    »Ich weiß«, rief Kalle Wirsch. »Deshalb bin ich
ja hier. Wir müssen das Losungswort ändern.«
    Nach einer langen Pause wiederholte der Wächter:
»Ändern?«
    »Du kennst das Gesetz, Wächter. Das Gesetz sagt:
König Kalle Wirsch hat das Recht, bei Gefahr ein neues Losungswort zu
bestimmen. — Der Zeitpunkt ist gekommen. Das unterirdische Reich ist in Gefahr.«
    Wieder entstand eine lange Pause. An der
regungslosen Miene des Wächters war nicht abzulesen, ob er Kalle Wirschs Worten
gefolgt war.
    In die Stille aber drang plötzlich ein fremdes,
beunruhigendes Geräusch, das immer mehr anschwoll. Es war das Bersten von Gestein
und das Prasseln aus den Feuerfäusten der Wilden Utze. Sie näherten sich.
Endlich hob der Wächter den Kopf und sagte: »König Kalle Wirsch hat das Recht,
das Losungswort zu ändern.«
    »Bist du bereit, das neue entgegenzunehmen?«
fragte Kalle Wirsch.
    »Berühre mein Schwert, Kalle Wirsch. Gib den
Befehl.«
    Der kleine König legte seine rechte Hand auf das
blitzende Schwert und sagte: »>Dreimal Rubin< wird getilgt. Das neue
Losungswort heißt >dreimal Wasser<.«
    Der Wächter wiederholte: »Dreimal Wasser.«
    Jetzt klang das Feuerbrausen schon ganz nah.
    »Die Wilden Utze!« schrie Tutulla. »Hört ihr?
Sie kommen!«
    »Es ist allerhöchste Zeit«, sagte Kalle Wirsch.
»Wir müssen zurück. Öffne uns das Tor, Wächter.«
    »Losungswort?« fragte der Wächter.
    »Dreimal Wasser.«
    Der Wächter hob sein Schwert und schlug dreimal
damit gegen das Felsentor. Es öffnete sich weit, und Kalle Wirsch trat ein.
Tutulla flatterte ihm geschwind nach.

5. Kapitel

Das Ende der
Echokugeln
     
    K aum war das Tor hinter Kalle Wirsch und Tutulla zugefallen, da brach
ein Riß durch die Wand gegenüber dem Felsentor. Gestein polterte herab, und ein
Loch tat sich auf, aus dem immer mehr Steine herausbröckelten. In dem Loch aber
flammten die Feuerfäuste der Wilden Utze.
    Sie brannten den Durchschlupf groß genug, um
bequem herausspringen zu können. Nun standen alle drei vor dem Wächter.
    »Hoppla, du Steinklotz«, rief Butz. »Hast du
unseren Feuersalamander gesehn?«
    Der Wächter blickte ihn durchdringend an, ohne
zu antworten. Der Salamander aber zwängte sich aus seinem Versteck und kam
eilig angekrochen.
    »Ich bin schon lange da«, rief er. »Und ich habe
eine peinliche Nachricht für euch.«
    »Peinliche Nachricht?« wiederholte Butz.
    »Alte Unke!« murrte Dutz.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?« fragte
Gutz.
    »Ihr kommt zu spät«, erklärte der Salamander.
    »Zu spät? Was soll das heißen? Für was zu spät?«
riefen die Utze.
    »Das alte Losungswort gilt nicht mehr.«
    »Na und?« rief Dutz, »dann nehmen wir das neue.«
    »Das neue? Nein... leider...« Der Salamander
wand sich, »das ist es ja... das geht eben nicht.«
    »Kennst du es etwa nicht?« fragte Gutz drohend.
    »Doch... schon... nur...« Der Salamander machte
den Utzen nicht gern unangenehme Mitteilungen. Sie taten dann immer, als sei er
schuld. Und sie konnten so wild werden, daß er für sein Leben fürchtete. Aber
er mochte sich winden wie er wollte, es war klar, daß die Utze nicht locker
ließen.
    »Was ist los? Raus mit der Sprache! Rede schon,
sonst drehen wir dir deinen fetten Hals um.«
    »Und wenn ich’s euch sage«, quäkte der
Feuersalamander, »dann dreht ihr mir den Hals erst recht um. Aber wenn ihr’s
unbedingt wissen wollt, bitte! Ich bin nicht schuld.«
    »Wird’s bald?«
    »Los!«
    »Also gut: Das neue Losungswort heißt... es
heißt... >dreimal Wasser<.«
    Kaum hatte er das Wort ausgesprochen, da
brüllten die Wilden Utze auf vor Wut und Pein.
    »Wa... Wa... Wa...« kreischte Butz.
    »Wa... Wa... Wa...« flennte Dutz.
    »Wa... Wa... Wa...« jammerte Gutz.
    Sie stampften und tobten und schrien.
    »Das ist hinterhältig. Wer hat sich das
ausgedacht?«
    »Wer anders als Kalle Wirsch«, sagte der
Salamander. »Er war kurz vor euch hier.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Im Rubinberg.«
    Wieder begannen die Wilden Utze ungebärdig zu
toben.
    »Wir müssen ihm nach. Wir müssen ihn packen.
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