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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist
Autoren: Astrid Lindgren
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so viel Sorgen und Kummer verursacht haben und nun in Zukunft in einem sicheren Bankfach eingesperrt liegen werden.
    Nein, die Roten hatten sie nicht genommen. Eva-Lottes düstere Prophezeiung hatte nicht gestimmt.
    »Hätten wir geahnt, daß die Papiere in deiner Kommode liegen, wir hätten sie sicher in unser Hauptquartier gebracht«, sagte Sixtus, als sämtliche Ritter der Weißen und Roten Rose die abenteu-erlichen Erlebnisse besprachen. Sie saßen im Garten des Bäckermeisters, und Anders begleitete seine schauerliche Erzählung mit gewaltigen Gesten.
    »Es fing an, als ich auf dem Busch an der Ruinenwand saß. Seitdem hatte man nicht eine ruhige Minute«, versicherte er.
    »Ihr habt immer ein Schwein«, sagte Sixtus verbittert. »Warum konnten die Kidnapper nicht einige Minuten früher kommen, als
wir
an Eklunds Villa vorbeigingen?«
    »Du drehst ganz schön auf«, wehrte Eva-Lotte ab. »Armer Peters, wenn er euch auf dem Hals gehabt hätte – lebenslänglich wäre dann zuviel gewesen.«
    »Bettelst du um Schläge?« fragte Sixtus.
    Das war am ersten Tag nach der Rückkehr gewesen. Seitdem waren einige Tage vergangen. Und jetzt sind die Weißen Rosen in ihrem Hauptquartier auf dem Bäckereiboden versammelt.
    Vor ihnen steht ihr Anführer und erhebt seine mächtige Stimme: »Ein edler Mann und tapferer Krieger soll nun zum Ritter der Weißen Rose geschlagen werden. Ein Kämpfer, dessen Name weithin gefürchtet ist: Rasmus Rasmusson – tritt vor!«
    Der gefürchtete Kämpfer tritt vor. Sicher ist er klein und nicht besonders erschreckend anzusehen, aber auf seiner Stirn brennt das Feuer der Begeisterung, das einen Ritter der Weißen Rose kennzeichnet. Er erhebt seinen Blick zu dem Anführer. In seinen dunkelblauen Augen ist ein Licht, das deutlich verrät: Jetzt erfüllt sich ein tiefer und inbrünstiger Wunsch. Endlich wird er ein Ritter der Weißen Rose, endlich!
    »Rasmus Rasmusson, erhebe deine rechte Hand und schwöre den heiligen Eid. Schwöre, daß du nun und immerdar der Wei-
    ßen Rose die Treue hältst, daß du keine Geheimnisse verraten willst und daß du die Roten Rosen bekämpfen willst, wo du nur ihre Nasen siehst.«
    »Ich will es versuchen«, sagte Rasmus Rasmusson. Er hob seine Hand und begann: »Ich schwöre, nun und immerdar eine Weiße Rose zu sein und alle Geheimnisse zu verraten, wo meine Nase nur zu sehen ist, pfui Blase, ja, das schwöre ich.«
    »Alle Geheimnisse verraten – ja, das glaube ich ihm sicher«, flüsterte Kalle Eva-Lotte zu. »Ich habe noch nie ein Knäblein gesehen, das so geschickt an seinem eigenen Mund vorbeireden kann wie er.«
    »Ja, aber er ist auf jeden Fall in Ordnung!« sagte Eva-Lotte.
    Rasmus sah erwartungsvoll seinen Anführer an. Was würde nun noch geschehen?
    »Na, du hast es nicht ganz richtig gesagt«, sagte Anders lächelnd. »Aber das macht schließlich nicht viel aus. Rasmus Rasmusson, knie nieder!« Und Rasmus fiel auf dem abgenutzten Fußboden in die Knie. Wie war er glücklich, oh, er hatte Lust, die Bohlen zu streicheln! Bald war dies hier auch sein Hauptquartier!
    Der Anführer nahm ein Schwert von der Wand. »Rasmus Rasmusson«, sagte er. »Nachdem du nun der Weißen Rose durch deinen Eid die Treue gelobt hast, schlage ich dich hiermit zum Ritter der Weißen Rose.« Er schlug Rasmus leicht mit dem Holzschwert auf die Schulter, und dann sprang Rasmus freudestrahlend vom Boden auf.
    »Ist es nun auch wirklich wahr, daß ich eine Weiße Rose bin?« fragte er.
    »Weißer als die meisten«, sagte Kalle.

    Im selben Moment flog durch die offene Bodenluke ein Stein. Mit einem Knall landete er auf dem Fußboden. Anders beeilte sich, ihn aufzuheben. »Nachricht vom Feind«, rief er und machte das Papier ab, das um den Stein gewickelt war.
    »Was schreiben diese kleinen Rötlichen?« wollte Eva-Lotte wissen.
    »Ihr Läusepudel der Weißen Rose!« las Anders. »Alte Papiere hinter alten Bücherregalen hervorkramen, das könnt Ihr wohl, aber den Großmummrich werdet Ihr nie bekommen.
    Denn seht, er befindet sich im Haus des großen wilden Tieres, und dessen Name ist GEHEIM. Beißt Euch das große wilde Tier, wenn Ihr verbotener weise Karten spielt, nicht in die Hosen, habt Ihr den höchsten Trumpf für Euch und schon den halben Namen. Dann schreitet suchend durch des Namens Rest besucht das große Tier, wenn Ihr das ganze Rätsel überhaupt versteht – Ihr Läusepudel!«
    »Stoßen wir jetzt einen Kriegsschrei aus?« fragte Rasmus voller Hoffnung, als der
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