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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
Autoren: Laura Feuerland
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vom Antilopenclan, der ich unter dem Schutz des Schneehasengeistes stehe und der ich ins kalte Nordland und zu den fernen Bergen im Ostland gereist bin und nach Westen zum Großen Wasser.
     
    Es war Frühling geworden, die Sonne schien und auf den Wiesen lag der helle goldgrüne Glanz von jungem Gras. Kalla saß auf einem umgestürzten Baumstamm, einen Speer in der Hand. Versonnen sah sie zu der kleinen Hügelkette hinüber, die vor ihr lag. Der Anblick erinnerte sie an das Otterbachtal, und ihre Gedanken wanderten zum Löwenlager. Wie es wohl Mutter Sina ging? Und Ixi und Irinot und all den anderen? Und Chani? Und ob der kleine Zweig von Toroks Baum wohl schon Wurzeln geschlagen hatte?
    Eine endlose Zeit schien verstrichen zu sein, seit sie fortgegangen waren, Mauk, Yonna, Kalla, Tomo, Atlin und Roor. Weite Wege hatten sie zurückgelegt auf der Suche nach den Feuerpferden. Zuerst waren sie nach Süden gezogen. Dort hatten sie eine große Höhle gefunden und sie als Quartier für die kalten Monate bezogen. Doch der Winter war mild gewesen, und sie hatten keine Mühe, sichausreichend Nahrung zu verschaffen. Roor hatte Kalla eine Steinschleuder gebaut, und Mauk und Tomo hatten sie gelehrt, auch mit dem Wurfspeer umzugehen. Als sie zusammen ein junges Wollnashorn gejagt hatten, hatte Kalla das Tier genau hinter dem Schulterblatt getroffen und alle hatten sie gelobt, dass sie eine gute Jägerin sei.
    »Kalla!«
    Mauk kam aus dem Gehölz, einen toten Schneefuchs in der Hand. Er trug ein neues Hirschledergewand und eine lange Weste aus Wolfsfell. Sein früher so finsteres Gesicht hatte sich in den letzten Monaten zunehmend aufgehellt. Auch hatten Atlin und Roor bemerkt, dass er nur noch selten vom Jähzorn übermannt wurde. Nur der Gedanke an die Feuerpferde machte ihn manchmal ungeduldig. Trotz allen Suchens hatten sie immer noch keine Spur von ihnen gefunden.
    »Wann sind wir endlich am Großen Wasser?«, wollte Kalla wissen.
    »Bald«, nickte Mauk. »Die Männer vom Rentierclan, die wir getroffen haben, sagten: drei Tagesreisen noch. Morgen gehen wir über die Hügel und dann noch zwei Tage durch eine Ebene. Dann sind wir am Großen Wasser. Du kannst es wohl kaum erwarten? Ich auch nicht.«
    Kalla nickte. In drei Tagen würde sie das Große Wasser sehen. Wo die Wellen hochschlugen und die Fische wie Hügel aus dem Wasser herausragten; und an den Ufern würden große glänzende Muscheln liegen und weiße Sterne. Alles ist groß am Großen Wasser, hatte Ubruk gesagt.
    Die Sonne war gesunken und hatte den Horizont erreicht. Plötzlich sprang Kalla auf. Ihre Augen glänzten, ihr Mund war weit geöffnet vor Staunen.

    »Was ist denn?«, fragte Mauk.
    Wortlos deutete sie auf den westlichen Hügelrand. Mauk wandte sich um. Oben auf der Hügelkuppe stand ein Pferd, mit ungewöhnlich hohen Beinen. Mit erhobenem Kopf stand es da, die lange Mähne wehte im Wind, und im Schein der Abendsonne leuchtete das Fell flammend rot. Dann erschien ein zweites Pferd hinter ihm.
    »Die Feuerpferde!«, rief Kalla. »Sieh doch: deine Feuerpferde!«
    Mauk blinzelte. Feuerpferde? Waren das wahrhaftig Feuerpferde? Oder war es das Rot der Abendsonne, das ihrem Fell die Farbe verlieh? Die Geister hatten ihn so oftgenarrt und gedemütigt. Trieben sie auch jetzt ihr tückisches Spiel mit ihm? Er rieb sich die Augen.
    »Die Feuerpferde!«, rief Kalla noch einmal. Und dann rannte sie zu den anderen, um ihnen die Nachricht zu überbringen.
    »Tomo! Yonna! Atlin! Roor!«
    Denn sie war sich ganz sicher: Endlich hatten sie die Feuerpferde gefunden!

NACHWORT
    Die Geschichte von Kalla vom Löwenclan spielt vor etwa 30   000   Jahren im Süden des heutigen Frankreich.
    Damals war Europa bereits seit vielen Jahrtausenden vom Neandertaler besiedelt. Vor etwa 40   000   Jahren wanderte dann eine neue Menschenart von Süden her nach Europa ein. Dieser Menschentypus wird von den Wissenschaftlern Homo sapiens sapiens oder »moderner Mensch« genannt.
    Der »moderne Mensch« ist groß und schlank und besitzt die gleichen geistigen und körperlichen Voraussetzungen wie wir heute. Er stellt Jagdwaffen her, verfertigt Schmuck und Kunstgegenstände, malt Bilder und kennt Musik. Außerdem verfügt er über eine entwickelte Sprache.
    Etliche Jahrtausende besiedelt er gemeinsam mit dem Neandertaler den europäischen Raum. Dann stirbt der Neandertaler allmählich aus. Als überlebender Menschentypus bleibt der »moderne Mensch« zurück; er ist gewissermaßen der
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