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Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit

Titel: Kalla vom Loewenclan - Abenteuer in der Steinzeit
Autoren: Laura Feuerland
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nicht, wie ich dort hingekommen war. Bis ich die Kette, die Chani mir geschenkt hatte, bei Mauk gesehen habe. Da wusste ich, dass er mich aus den Höhlen geholt hatte. Aber er hat niemandem verraten, dass ich dort war.«
    Tomo hatte ihr aufmerksam zugehört. Ab und zu hatte er sie ungläubig angesehen, doch kein einziges Mal hatte er sie unterbrochen.
    »Meinst du, ich werde jetzt fortgejagt?«, fragte Kalla atemlos. »So wie diese Miri?«
    »Miri?«, wiederholte Tomo verwundert. »Welche Miri meinst du?«
    »Miri vom Wollnashornclan!«, rief Kalla. »Sie ist doch auch in die Welt der Männergeheimnisse eingedrungen. Und sie wurde deswegen von ihrem Clan fortgejagt und ist gestorben. Weißt du nicht mehr? Kirt vom Antilopenclan hat es erzählt. Im letzten Sommer, beim Jagdfest.«
    Tomo runzelte die Stirn, dann nickte er. »Ja, jetzt erinnere ich mich. Aber was diese Miri getan hat, war etwas ganz anderes. Sie war ungehorsam und aufsässig und ist den Männern absichtlich gefolgt. Du jedoch bist zufällig in die Welt der Männergeheimnisse geraten, ohne es zu wollen.«
    Er drückte ihre Hand. »Ich werde Loas alles erzählen«, sagte er. »Aber hab keine Angst, dir wird nichts geschehen.«
    Kalla fiel ein Stein vom Herzen. Zum ersten Mal seit Tagen atmete sie tief durch, dann überfiel sie eine unendliche Erschöpfung. Sie schloss die Augen und lehnte sich an den Freund. Nach langer Zeit fühlte sie sich endlich wieder geborgen.
    »Komm nach Hause«, sagte Tomo und zog sie hoch.
    Langsam gingen sie zu den Höhlen zurück.

DAS URTEIL DER SONNE
    ICH,
Kirt Schneehasengeistesvom Antilopenclan, der, ich Schutzbefohlener ins kalte Nordland des und zu den Bergen im fernen Ostland und bis zum Großen Wasser gereist bin, erzähle euch nun, wie die Sonne den Schiedsspruch fällte im Kampf zwischen Agal vom Löwenclan, Schutzbefohlener des Hirschgeistes, und einem Mann, der sich Mauk vom Clan der Feuerpferde, unter dem Schutz des Falkengeistes stehend, nannte. Ich erzähle die Geschichte so, wie ich sie gehört und gesehen habe, denn ich bin selbst dabei gewesen.
    Wie in vielen Sommern hatte ich am Jagdfest des Löwenclans teilgenommen. Mein Lager war ein Erdloch am Wasserfall beim Otterbach, nah bei einem Felsen, der von den Löwenleuten Bärenfelsen genannt wird. Von dort aus habe ich alles gesehen und gehört, was sich zugetragen hat
an jenem Tag, der für alle Zeiten als Tag des Sonnengn erichts in Erinnerungn bleiben wird. Meine Zeugen sind Atlin und Roor vom Clan der Feuerpferde, die zufällig in mein Erdloch flüchteten, als alles geschah.
     
    In der folgenden Nacht schlief Kalla tief, bis ein lautes Hämmern sie aus dem Schlaf riss. Verwirrt fuhr sie hoch. Es war totenstill. Und dennoch   – es klopfte. Schließlich entdeckte sie, dass es ihr eigenes Herz war, das so laut pochte. Und sie erinnerte sich: Heute war der Tag, an dem der Kampf zwischen Mauk und Agal stattfinden würde.
    Sie sah sich um. Die Höhle war leer. Offenbar hatte sie lange geschlafen. Hatte der Kampf etwa schon begonnen? Es war kühl, und Kalla schlüpfte in die Wolfsfellweste. Dann lief sie hinaus und wäre beinahe in Mutter Sina hineingerannt, die vor der Höhle stand. An der Hand hielt sie den kleinen Jati. Verwundert sah Kalla, dass sich alle Clanleute auf den Felsterrassen versammelt hatten. Sie standen eng beieinander, viele hatten sich an den Händen gefasst. In furchtsamem Staunen blickten sie zu den Hügeln hinüber, wo sich hohe graue Wolkensäulen am Himmel türmten. Sie waren von einem sonderbaren düsteren Leuchten erfüllt, als brodle in ihrem Inneren ein schwarzes Feuer. Kalla fröstelte und schlang die Fellweste enger um sich. Eine lähmende Stille lag über dem Land. Kein Windhauch wehte, kein Zweig wippte, kein Gras raschelte.
    Dann kam vom Grünen Fluss ein Rabe herübergeflogen. Obwohl es windstill war, ruderte er schwer mit den Flügeln, als wäre die Luft angefüllt mit schweren unsichtbaren Gewichten, gegen die er ankämpfen müsste. Schweigend verfolgten alle, wie sich der Vogel mühsam nach Westen arbeitete, hinüber zum Wasserfall.
    Aufgeregtes Gemurmel erhob sich. Am Bärenfelsen, direkt über Toroks Baum, stand eine große wabernde Wolke. Sie war dunkel, fast schwarz, und sie wogte auf und nieder wie ein Schwarm von tanzenden Riesenmücken. Hilfe suchend wandten sich alle zu Loas.
    »Wie immer die Sonne heute entscheidet«, sagte der Seher, »der Geist von Ahnvater Torok ist bei uns und wird uns beschützen.«
    Die
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