Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Autoren: Volker Martin
Vom Netzwerk:
Gatten und die drei Männer genau sehen konnte. Eine entsetzliche Kälte breitete sich in ihrer Brust aus, als er einen langen, geschwungenen Dolch zückte und sie grausam angrinste.
    »Eure Majestät«, sagte er und vollführte mit dem Dolch eine tiefe Verbeugung, bevor er dem Vater ihrer Kinder - dem Vater ihres Volkes - die Klinge über den Hals zog.
    Noch während das Leben in leuchtend roten Stößen aus ihm heraussprudelte, stießen ihn die drei Männer einfach achtlos zu Boden und kamen die Stufen des Podestes herauf. Doch sie beachtete sie gar nicht. Sie sah nur noch, wie sich ihr geliebter Gatte immer schwächer werdend auf sie zu schleppte und verzweifelt die Hand nach ihr ausstreckte. Auch sie streckte ihre Hand nach ihm aus, wollte ihn wenigstens ein letztes Mal berührt haben, bevor auch sie sterben musste.
    Doch noch lange bevor sich ihre Fingerspitzen berühren konnten, erschlaffte sein Körper und seine Hand fiel kraftlos auf den mit Blut besudelten grauen Boden.
    Und sie schrie. Erfüllt von einem Schmerz, der so viele Sommer hinter der unüberwindbaren schwarzen Mauer des Vergessens gebrodelt und geschwärt hatte, und nun mit aller Gewalt unbarmherzig hindurch brach und sie mit einer Flut aus Bildern überschwemmte, die sie in einem Meer der Trauer und des Jammers ertrinken ließ. Freunde starben, Verwandte wurden nieder gehauen. Fliehende wurden noch im Fluge mit Bögen niedergestreckt. Mütter starben in den Flammen ihrer angesteckten Nistplätze. Blut floss in Strömen und die Schreie der sterbenden erfüllten die Luft in einem schrecklichen herzzerreißenden Klagelied.
    Und inmitten dieser Orgie aus Blut und Gewalt, hier in dieser schon lange von jedem Leben verlassenen Halle, hallten ihre markerschütternden Schreie von den kalten Wänden wider, durch den Korridor mit ihren gekreuzigten Schwestern, hinaus auf den windigen Burghof, wo ein einsamer Barde in grünem Umhang gerade nach ihren Verfolgern Ausschau hielt.
    Taros Goll fuhr zusammen, als er ihren schrecklichen von unsäglichem Schmerz erfüllten Schrei vernahm. Was, bei allen Göttern, war dort drinnen geschehen?
    Aller Vorsicht vergessen verließ der Barde seinen Posten und rannte mit wehendem Umhang so schnell ihn seine Füße trugen zu der Tür, hinter der sie zuletzt verschwunden war. Ihm stockte der Atem, als er die stummen Zeugen menschlicher Grausamkeit sehen musste, wie sie schlaff an dicken eisernen Nägeln an den Korridorwänden hingen.
    Wieder hallte ihm ein Schrei entgegen. Doch dieses Mal ging er in ein heiseres Krächzen über, gefolgt von einem Wimmern und Schluchzen, das ihm schier das Herz brechen ließ. Er rannte weiter, über Staub und Knochen hinweg, folgte mehr den Geräuschen denn den Spuren im Staub. Er rannte, bis er bei ihr im Thronsaal stand.
    Und das, was er da sehen musste, erschütterte ihn bis tief in sein Innerstes: Seine geliebte Kali kauerte über einem Skelett, strich liebevoll über dessen kahlen Schädel, während sie die zerfallenden Gerippe von drei Harpyienkindern an ihre Brust drückte. Und sie weinte. Weinte bittere Tränen die dunkle Linien auf dem staubbedeckten Schädel hinterließen. Waren das ihre? Hatte Kali tatsächlich Kinder gehabt?
    Ihr Götter, was muss dieses arme Wesen nur für schreckliche Dinge erlebt haben, dass sie selbst das vergessen hat?
    Und wer lag da vor ihr? Vielleicht eine Verwandte? Eine Freundin? Vielleicht dieser ' Eine und Einzige ', von dem sie ihm erzählt hatte? Die einzige männliche Harpyie eines Harpyienvolks?
    Zutiefst ergriffen sah er sich im Saal um. Hier hatte es einen heftigen Kampf gegeben. Wahrscheinlich das letzte Aufbäumen vor der endgültigen Niederlage. Aber warum hatten die Angreifer von allen ausgerechnet sie am Leben gelassen? Weil sie den größten Busen hatte? Wohl kaum. Nein, da muss mehr dahinter stecken. Wenn ich ein ganzes Volk ausrotten würde, wen würde ich dann am Leben lassen und als Beute, vielleicht auch als Beweis für meine 'große Tat' mitnehmen?
    »Den Anführer«, keuchte er und sein Blick kehrte wieder zu der aus voller Kehle schluchzenden Harpyie zurück. Sie war nicht einfach nur eine von vielen gewesen. Sie war ihre Königin gewesen! Bei allen guten Geistern, wie stark muss der Schmerz sein, sein gesamtes Volk, seine Freunde, seine Familie, ja sogar seine Kinder sterben zu sehen und ihnen dann nicht einmal in den Tod folgen zu dürfen? Der Gedanke trieb ihm die Tränen in die Augen. Man hatte sie gebrochen, entwurzelt und als
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher