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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)
Autoren: Volker Martin
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Dass diese verfallenen Mauern hier einmal ihr Zuhause gewesen waren?
    In der Mitte des Hofes blieb er stehen und betrachtete teilnahmsvoll seine apathisch umherwandernde Gefährtin. Und das Herz wurde ihm schwer. Oh Kali. Was muss nur gerade in dir vorgehen? Holen dich die Erinnerungen wieder ein? Erkennst du vielleicht irgendjemanden wieder? Ihr Götter, ich kann dir nicht sagen, wie leid mir das Ganze für dich tut.
    Kali Darad ging von einer zerstörten Türe zur nächsten, blieb bei jedem Fenster stehen und blickte hinein, in der Hoffnung, wenigstens eine kleine erhaltene Oase in dieser Wüste der Zerstörung und des Elends vorzufinden. Doch jedes Mal fand sie nur verbrannte Ruinen zerstörter Möbel, vom Feuer geschwärzte Wände und Decken, und den beißenden Gestank kalter Asche vor.
    Drei große, nur noch in Trümmern liegende Türen führten vom Burghof ab in das Innere der Burg. Eine lag dem Haupttor direkt gegenüber, die andere lag zwischen den beiden Toren auf der rechten, und die letzte auf der linken Seite. Hinter letzterer, die dem Abhang zugewandt war, musste es einen schweren Brand gegeben haben, denn der gesamte Torbogen war eingerahmt von einer hohen Lohe aus Ruß.
    Hinter der gegenüberliegenden, die dem Bergmassiv zugewandt war, fand Kali Darad eine Wendeltreppe, die sich nach unten in die Dunkelheit schraubte.
    Käfige , schoss es ihr plötzlich durch den Kopf. Große Käfige. Knochen. Dunkelheit. Verbotener Ort.
    Vorsichtig stieg sie Stufe um Stufe die Treppen hinab, immer weiter und weiter in die Dunkelheit hinein und hielt selbst dann nicht an, als die Dunkelheit um sie herum so dicht wurde, dass selbst sie nichts mehr sehen konnte. Ihre Hand glitt über den feuchtkalten Stein der Wand, spürte jede Unebenheit, jede Fuge. Sie erinnerte sich an den Riss im Gestein, noch bevor ihre Finger ihn erreichten. Die Luft, die von dort drunten zu ihr emporstieg, war kühl, feucht und roch nach Kalk und Moder.
    Vor dem Rahmen einer weit offenstehenden Türe blieb sie stehen und starrte eine Weile in die undurchdringliche Schwärze auf der anderen Seite. Sie musste die Hallen hinter dieser Tür weder betreten, noch sehen um zu wissen, dass sich dahinter viele Käfige mit steinernen Wänden und Gittertüren befanden. Sie wusste auch, dass in manchen von ihnen noch die Knochen von den Leuten lagen, welche die Käfige zuvor bewohnt hatten.
    Und mit den wagen Bildern kehrte eine Erinnerung zu ihr zurück. Eine Erinnerung an ihre Kindheit. Sie erinnerte sich daran, als Kind einst einen Schädel aus diesen dunklen Gewölben erbeutet zu haben. Schon damals war es hier so dunkel gewesen, dass sie sich nur durchtasten konnte. Sie konnte sich daran erinnern, wie sie gelauscht und geschnuppert hatte, wie ihre Finger durch altes, staubiges Stroh geglitten waren und die Angst ihre Sinne beflügelt hatte. Dabei war es weniger die Angst davor gewesen, sich zu verlaufen oder auf unerfreute Bewohner zu stoßen. Nein, sie hatte vielmehr Angst davor gehabt, erwischt zu werden und sich dem Groll ihrer Eltern stellen zu müssen.
    Aber letztendlich hatte sie es geschafft und einen Schädel gefunden, den sie stolz, wie eine Trophäe, ihren Freundinnen präsentiert hatte.
    Ja, das Herumirren in der Finsternis, das Wandeln auf eigentlich verbotenen Pfaden, war damals eines ihrer größten Abenteuer gewesen. Und außer ihren Freundinnen hatte sie auch nie jemandem etwas davon erzählt.
    Ihr Mundwinkel kräuselte sich leicht, als sie sich an Taros Golls Bemerkung über das Tun verbotener Dinge hinter dem Rücken der Eltern erinnerte. Leider hatte der kleine dort drunten für sein Abenteuer mit dem Leben bezahlen müssen. Sie seufzte.
    Dann erklomm sie wieder die steinernen Stufen, zurück zum Burghof, wo Taros Goll bereits auf sie wartete. Er sagte nichts, stellte keine Fragen, machte keine unnötigen Feststellungen und versuchte auch nicht witzig zu sein. Er sah sie einfach nur teilnahmsvoll und geduldig an. Und dafür liebte sie ihn. Mehr als sie sagen konnte. Beim Vorübergehen strich sie ihm mit einem dankbaren Lächeln über die Wange; er lächelte zurück.
    Als sie den Hof überquerte, fiel ihr auf, dass der Barde in ihrer Abwesenheit nicht untätig gewesen war. Er hatte das Tor geschlossen und mit einigen Felsbrocken und Balken notdürftig verbarrikadiert. Zugegeben, ein recht bescheidener Schutz, jedoch immer noch besser als gar keiner. Kluger Mann. Schlauer Mann. Umsichtig. Danke, liebster Taros.
    Das arme Ding tut mir so
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