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Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI

Titel: Kalendarium des Todes - Mord am Hellweg VI
Autoren: Grafit
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die Gegend und hinterher essen wir eine hammermäßige Currywurst. Was meinst du?«
    Da muss er mich gar nicht lang bitten, der Rudi, und Augenblicke später sind wir schon unterwegs. Ich persönlich war zuvor ja noch niemals im Ruhrpott und bin ziemlich überrascht, dass dort irgendwie alles aneinanderklebt. Also nicht so wie bei uns daheim, raus aus der Stadt, zwanzig Minuten Autobahn und rein in die nächste. Nein, hier ist es so: Wenn du in Dortmund stehst, kannst du problemlos nach Bochum spucken. Natürlich nur bildlich gesehen, aber egal.
    Der Rudi ist ein prima Reiseleiter und zeigt mir sogar die berühmte Veltins-Arena . Ja, ganz nett. Wenn auch nicht mit der Allianz Arena zu vergleichen. Auf gar keinen Fall.
    Irgendwann ist dann aber auch wieder gut mit Sightseeing, weil uns der Magen knurrt. Und so steuert der Rudi auch gleich zielorientiert auf Abhilfe.
    Park-Grill steht auf dem winzigen Laden und schon wie ich aussteig, findet die Wurstgeruchswolke direkt den Weg in meinen Riechkolben.
    » Der Pommes-Dieter macht die besten Currywürste der Welt, das wirst du gleich sehen«, sagt der Rudi. Leider kann ich nicht antworten, weil mir schon die Zunge am Gaumen klebt. Ich nicke.
    »Mensch Rudi, was los? Heute schon fertig mit Maloche?«, dröhnt es hinterm Tresen vor und ich bin einigermaßen verwundert, dass der Birkenberger hier schon bekannt ist wie ein bunter Hund.
    »Ja, fertig, Dieter. Seit gestern. Das hier ist übrigens mein Freund, der Franz.«
    »Servus«, sag ich.
    »Tach, Franz«, sagt der Dieter und wendet sich dann wieder dem Rudi zu. Und ich geh an einen der Tische, hock mich nieder und schau mich erst einmal um. Scheint eine Art Schalke-Mekka hier zu sein. Überall Fotos, Schals, Autogramme und lauter so Zeug. Auf einem Plakat an der Wand steht: Lieber 4 Minuten Deutscher Meister als 1 Sekunde Bayern-Fan« Ich leg mal meinen Schlüsselbund mit dem Bayern-Anhänger auf den Tisch. Nur, um die Fronten zu klären.
    »Is was?«, fragt mich ein Fremder, vis-à-vis über sein Schaschlik gebeugt, und starrt auf den Schlüsselbund.
    »Gerne, was würden Sie denn empfehlen«, frag ich zurück. Der Typ legt seine Gabel beiseite. Dann aber kommt auch schon der Dieter hinterm Tresen hervor.
    »Lass mich mal raten, Franz«, sagt er und schaut mir ins Gesicht. »Ne Currywurst extra scharf mit Pommes rot-weiß und dazu ein lecker Bierchen vielleicht?«
    Besser hätte ich das nicht hingekriegt.
    »Exakt«, sag ich.
    »Bayern-Fan? Ist nicht dein Ernst, oder?«, fragt mich das Schaschlik und ich könnte schwören, einen abfälligen Tonfall rauszuhören.
    »Was dagegen?«
    »Na, was willste dann hier, Mann? Fahr nach Hause und lutsch an deinen Weißwürsten.«
    »Kümmer dich um dein Schaschlik und halt einfach dein Maul«, sag ich und zieh dabei mal meine Augenbraue hoch. Das hab ich vorm Spiegel geübt. Und es sieht echt gefährlich aus.
    »Mensch, tolles Wetter heute«, sagt der Rudi in einer verkrampften Lockerheit und stellt sich jetzt so an den Tisch, dass Schaschlik und ich uns nicht mehr sehen können.
    »Ich hab den Laden jetzt seit über dreißig Jahren und hier war noch nie ne Rauferei oder so was«, sagt der Pommes-Dieter, während er meine Currywurst durch den Häcksler jagt.
    »Das kann sich jederzeit ändern«, sagt das Schaschlik.
    »Jederzeit«, nicke ich und da schiebt mir der Pommes-Dieter auch schon mein Essen hin. Es schmeckt hammermäßig, wirklich. Vielleicht die beste Currywurst, die ich je gegessen habe. Nein, die vom Seppi aus Ismaning, die ist noch besser. Aber nur ein ganz kleines bisschen.
    Auf einmal fliegt die Tür auf und eine Frau kommt herein. Sie schaut sich kurz um und steuert dann schnurstracks auf das Schaschlik zu.
    »Sag mal, Jürgen, bist du bescheuert, oder was? Wo warst du heute Nacht?«, fährt sie ihn an. Ihr Tonfall ist, ja wie soll ich sagen, ziemlich gewöhnlich vielleicht. Überhaupt ist sie mehr so der Typ Frau, mit der man eine Nacht verbringt und hinterher kein schlechtes Gewissen hat, wenn man sich nicht noch mal meldet.
    »Komm, zieh Leine, Gabi«, sagt Schaschlik-Jürgen irgendwie genervt. Da kann man jetzt schon fast wieder Verständnis dafür aufbringen, dass er ein so unfreundlicher Zeitgenosse ist. Wenn er so ein Weibsstück an der Backe hat. Nein, wirklich. Ich geb ihm ein Bier aus.
    Ein paar Bierchen später sind wir dann schon fast so was wie richtige Freunde, der Jürgen und ich. Zuerst reden wir kurz über Weiber, widmen uns dann aber schnell den
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