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Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Kaleidoscope: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Darryl Wimberley
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warf Luna scharf ein. »Jeder Schausteller weiß, dass es nie eine Garantie für irgendetwas gibt und dass uns nichts geschenkt wird. Wir sind ein Risiko eingegangen, als Peewee zu uns kam, das stimmt, aber im Gegenzug haben wir ein Vermögen bekommen.«
    »Aber nicht alle von uns wussten, dass wir in Gefahr waren«, warf Cassandra ein. »Eigentlich wusste kaum einer Bescheid.«
    »Aber das Geld hast du gern genommen«, erwiderte Luna. »Nicht einer, der wegen Geld zu mir gekommen ist, hat sich dafür interessiert, woher es überhaupt stammte. Du, Cassandra, du bist in Toledo von einem Zirkuswagen gefallen, hattest keine Bleibe und warst arm wie eine Kirchenmaus. Peewee hat deine Nummer finanziert und dir einen Wohnwagen gekauft.
    Mit Peewees Geld wurde das Café gebaut, das wir alle nutzen. Sie hat Ambassador gekauft und sein Futter bezahlt. Und als Pinhead letzten Herbst wegen Totschlag verhaftet wurde, wer hat ihm da den Hals gerettet?
    Die Prinzessin hat jedem Einzelnen von euch auf irgendeine Art geholfen, aber selbst wenn nicht, wenn keiner auch nur einen Heller von ihr bekommen hätte, das sollte eigentlich egal sein. Wir sind Schausteller. Der Boss macht ein Geschäft klar und alle stehen hinter ihm. Und hier bin ich der Boss. Ich habe Peewee mein Wort gegeben, dass sie über ihr Geld verfügen kann, wie sie will. Es gehörte ihr, als sie herkam, und es gehört immer noch ihr.
    So läuft die Chose hier.«
    »Aber ist das nicht mit Gefahr verbunden?«, fragte Penguin. »Sind wir überhaupt sicher?«
    »Es gibt nur eine Möglichkeit, für Sicherheit zu sorgen«, antwortete Jack. »Nur eine todsichere Methode.«
    Einen Augenblick lang sagte niemand etwas.
    »Also«, brach Half Track das Schweigen. »Wer macht es?«
    Jack verschickte zwei Telegramme, bevor er sich zur Heimreise nach Cincinnati aufmachte. Das erste ging an Mamere und Martin per Adresse ihrer Familie. Es war eine Mitteilung für den Notfall und gleichzeitig ein Geständnis. Das Telegramm versprach: brief folgt. Das andere ging an Spuds Staponski. Jack wusste nicht, ob sich der Geschäftsmann aus Cincinnati besonders über eine Nachricht von einem Kerl freuen würde, der bei ihm meistens für lau Bier trank. Aber schließlich hatte er alle seine Schulden bei Spuds bezahlt. Und jetzt ging es um etwas ganz anderes. Diesmal reisteJack im Sitzwagen. Kein Schlafwagen, kein Erste-Klasse-Luxus. Er hatte noch immer einen Packen Geldscheine von Bladehorns Vorschuss übrig, aber er hatte in den letzten Wochen Genügsamkeit gelernt. Ein Schlafwagenabteil wäre nur Verschwendung gewesen.
    Er ließ sich nicht zum Kartenspiel hinreißen und auch zu keiner Konversation, jedoch aus ganz anderen Gründen als auf der Hinreise. Im Zug nach Tampa war Jack fast ständig in den Speisewagen oder an einen Kartentisch oder in das private Schlafwagenabteil einer Frau eingeladen worden. Der gut aussehende Mann mit dem schicken Anzug und dem Filmstarlächeln blieb selten lang allein. Das war jetzt anders. Jack hatte immer noch einen Batzen Geld. Er hatte auch noch seinen Anzug. Aber keiner forderte ihn mehr zum Spielen, Trinken oder Tanzen auf. Keiner der Geldsäcke und keines ihrer Schätzchen mit den wohlgeformten Beinen.
    Jack erwischte seine Mitreisenden dabei, wie sie die quer durch sein Gesicht verlaufende Narbe anstarrten. Seine aufgeplatzten Lippen, die gerade erst zu hellrosa Fleisch verheilten. Das durch die von Narben und Nähten hochgezogene Oberlippe freigelegte Zahnfleisch. Sie waren fasziniert, diese gut betuchten und kultivierten Leute, und sie waren entsetzt. Sie bemühten sich, diskret zu sein. Jack wusste, wie schwierig das war, denn er selbst hatte vor gar nicht allzu langer Zeit das gleiche Spiel gespielt.
    Kein Flittchen zerrte Jack zum Grammophon. Es gab keine Zweideutigkeiten und keinen Flirt. Und ganz bestimmt keine Sexangebote. Natürlich gab es die Möglichkeit zu spielen, aber nicht mit den Leuten, die richtig Geld hatten, nicht mit den Herren im Raucherwagen, die ihre Karten an die Brust drückten und ihren Blick abwendeten, wenn Jack vorbeiging. Lon Chaney, bitte im Dienstwagen melden! Wenn man nichts dagegen hatte, mit Landstreichern zu spielen … Die Kinder zumindest waren völlig ungehemmt in ihrer Grausamkeit. Wenn sie Jack im Speisewagen sahen, lachten sie, als wäre er als besondere Halloween-Attraktion nur zu ihrem Vergnügen engagiert worden.
    Ungelenk stand er von seinem Sitz zweiter Klasse auf und ging zum Frühstück in den
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