Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
Vom Netzwerk:
passende Gewänder, für Winter wie Sommer, und neues Schuhwerk. Alewar präsentierte ihm einen besonders kunstfertig geschnitzten Gehstock. Der Griff fühlte sich in Clodius’ Hand geschmeidig an, als hätte er niemals einen anderen Besitzer gehabt.
    Clodius war überwältigt. Ihm fehlten die Worte. Ehe er einen Dank hervorstammeln konnte, holte Alewar eine kleinere Kiste hervor, die er bisher nicht geöffnet hatte.
    »Dieses Geschenk überreicht Euch mein Herr mit besonderen Grüßen«, erklärte er daraufhin mit feierlichem Unterton und machte eine Zeremonie daraus, die Kiste zu öffnen und ihren Inhalt preiszugeben.
    Clodius blickte hinein, hielt die Luft für einen Moment an, dann, etwas zittrig, streckte er die Hände nach vorne und strich über die ihm dargebotenen Schätze. Es war, wie er unschwer feststellen konnte, eine Sammlung von Schriftrollen, auf edlem Pergament, und es waren Kopien der Heiligen Schriften, von denen er manche, in schlechterer Qualität, bereits sein Eigen nannte. Sein größter Schatz, nun so vollständig, wie er sein konnte – Clodius musste sich erst einmal einen Überblick verschaffen –, und von Meisterhand kopiert und, wie er nun nach dem Aufrollen feststellen durfte, auch mit wunderbaren Zeichnungen und Ornamenten verziert. Ein Schatz, ein wahrer, ein unermesslich wertvoller, ein umfassender, ein überwältigender Schatz.
    Dem alten Mann wurde ganz schwindelig. Etwas ungelenk wischte er sich Feuchtigkeit aus den Augenwinkeln.
    »Mein Herr übergibt Euch auch dies, edler Clodius«, sprach Alewar nun und drückte dem alten Mann etwas in die Hand. Ein Beutel mit klingender Münze, schwer und wohlgefüllt. »Zudem soll ich Euch Folgendes ausrichten: Wenn Ihr Euch dereinst nicht mehr in der Lage fühlt, alleine in Eurem Haus zu leben, soll Euch bis zum letzten Eurer Tage Obdach und Pflege im Haus meines Herrn gewährt sein. Bis dahin werde ich – oder einer meiner Kameraden – zweimal im Jahr, zu Beginn des Frühlings und zu Beginn des Herbstes, zu Euch reisen, Euch eine Alimentation meines Herrn überbringen und mich nach Eurem Wohlbefinden erkundigen.«
    Er hielt für einen Moment inne und fügte in einem fast entschuldigenden Tonfall hinzu: »Wenn Euch dies recht ist.«
    Clodius räusperte sich. Für einen Moment suchte er nach Worten, fühlte sich auf seine alten Tage leicht überwältigt.
    »Es ist mir recht«, erwiderte er dann mit brüchiger Stimme und machte eine ausholende Handbewegung. »Doch habe ich all dies verdient?«
    »Mein Herr ist dieser Ansicht.«
    Damit war für Alewar wohl alles gesagt, denn er sah Clodius nur freundlich an.
    Dieser räusperte sich und sprach: »Ich würde ihn gerne besuchen und nach ihm sehen. Ich würde auch gerne seine Frau kennenlernen.«
    Das war nicht aus reiner Höflichkeit gesagt. Er meinte es tatsächlich so. Und der Bedienstete des Godegisel schien seine Worte auch exakt so aufzufassen, denn er nickte. »Solltet Ihr diesen Wunsch äußern, so gab mir mein Herr den Auftrag, Euch mit dem Wagen zu fahren und mitzunehmen. Einer meiner Männer hier bleibt in Eurem Haus, verstaut alle Geschenke und bewacht Euer Hab und Gut bis zu Eurer Rückkehr.«
    Clodius fuhr sich mit der Hand über die Haare. Für einen Moment schreckte er vor seinem eigenen Eifer etwas zurück. »Ich muss etwas packen, es wird …«
    »Wir haben Zeit. Beeilt Euch nicht. Meine Männer helfen Euch. Gebt uns nur Anweisungen und wir wollen sie getreulich ausführen.«
    Clodius sah nur freundliche Bereitschaft in den Augen seiner Besucher und entspannte sich. Er breitete seine Arme aus.
    »Ich kann euch allen etwas Hühnersuppe anbieten!«
    Alewar lachte auf. »Ich hörte, dass sie unvergleichlich sei.«
    Clodius fühlte sich durchaus geschmeichelt. »Ich werde mich beeilen.«
    »Das ist nicht nötig. Es wird noch einige Monate dauern, bis Euer Enkelkind geboren wird.«
    Clodius hatte sich schon halb abgewendet, als er bemerkte, was Alewar da gesagt hatte … und was Godegisel, der Gote, ganz offenbar für ihn, den alten Freigelassenen, im Herzen trug. Clodius schüttelte den Kopf, musste sich erneut über die Augen wischen.
    Hühnersuppe.
    Er hatte doch noch welche im Topf.
    Er musste nur noch einige saubere Teller finden.
    Er stolperte etwas, als er in seine Hütte trat, ein ganz klein wenig überwältigt von den Gefühlen, die ihn durchfluteten.
    Dann dankte er dem Herrn für diesen Tag und für seinen neuen Sohn.
    * * *
     
    Man sagte, Gartenarbeit habe etwas
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher