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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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Meditatives. Mit den bloßen Händen in der Erde zu arbeiten, Wurzeln in die kleinen, selbst gegrabenen Löcher zu stecken oder Samen zu streuen, aus dem eines Tages neue Pflanzen sprießen würden – all dies verbinde einen mit Gott, der doch alles so wunderbar gerichtet hatte, damit die Menschen aus dem Leib der Erde all das empfangen konnten, was sie für ihr Überleben brauchten.
    Meditativ, in der Tat. Für eine Weile mochte das ja auch zutreffen. Sicher war es gut, einmal die Ruhe zu suchen, sich von den Wirrungen der Welt zu entfernen und Kraft in der Stille zu suchen. Es gab sicher auch andere, die dieser Lebensweise ihre ganze Existenz zu widmen bereit waren, die in der stillen Würde einfachster Tätigkeit den höchsten Lobpreis sahen, den sie dem Herrn singen konnten.
    Ambrosius seufzte. Andere wiederum begannen schnell, sich sehr zu langweilen.
    Er richtete sich aus der gebückten Haltung auf, hockte auf seinen Knien neben dem langen Beet, in dem Küchenkräuter zu pflanzen waren. Das Beet war fast zehn Meter lang und einen Meter tief. Die unterschiedlichen Gewächse, fein säuberlich angeordnet, waren durch dünne Holzplatten voneinander getrennt, die senkrecht in die weiche Erde geschoben worden waren. Ambrosius, ehemals Bischof von Rom und nun nicht mehr als ein einfacher Priester, war noch nicht einmal mit der Hälfte der ihm aufgetragenen Arbeit fertig und schon schmerzte ihm der Rücken. Niemand nahm ihm übel, dass er sich eine Pause gönnte. Er saß in keinem Kerker. Er war kein Sklave und kein Diener, Letzteres zumindest nicht im unmittelbaren Sinn des Wortes.
    Auf der Suche nach einer geeigneten Möglichkeit, den lästigen Bischof loszuwerden, ohne seine Anhänger in der Kirche mutwillig zu provozieren, hatte der neue Kaiser Thomasius eine Tradition erfunden, die eigentlich erst später das Kirchenleben wesentlich prägen sollte: das Kloster. Der Imperator selbst hatte es gestiftet, weitab von jeder größeren Stadt, mitten in Gallien, in einer dermaßen abgelegenen Gegend, dass selbst ein Christ wie Ambrosius mitunter geneigt war, sie als gottverlassen zu bezeichnen.
    Er war nicht allein.
    Auch Petronius, der das Durcheinander in Nordafrika überlebt hatte, war hierhin entsandt worden, um, wie die Worte des Kaisers gewesen waren, »über die Dinge nachzudenken« – und das bis ans Ende ihrer Tage. Das Anwesen war durchaus nicht klein. Eine steinerne Kirche war errichtet worden, Unterkünfte, ein Stall, ein Brunnen gebohrt, Felder angelegt. Neben Ambrosius und Petronius lebten sechsundzwanzig weitere Priester in der Gemeinschaft, und alle waren sie freiwillig hier. Dass alle ihre Mitbewohner der arianischen Häresie angehörten, wunderte Ambrosius nicht. Die Arianer hatten ein sehr großes Interesse daran, ihn unter Beobachtung zu halten. Und so waren immer einige seiner Gebetsbrüder in seiner Nähe. Seine Post wurde gelesen. Die Umzäunungen der weitläufigen Anlage durfte er nicht übertreten. Es war kein Gefängnis im herkömmlichen Sinn. Niemand wurde gefoltert. Er hungerte nicht – die Mahlzeiten waren sogar recht abwechslungsreich. Er konnte mehr oder weniger tun, was er für richtig hielt, solange er sich an den Gemeinschaftsaufgaben beteiligte und keinen Ärger machte. Ambrosius war noch dabei herauszufinden, was genau sich als »Ärger« qualifizierte. Bisher war er unter seinen Brüdern alles in allem auf duldsame Freundlichkeit gestoßen.
    Das war beinahe genauso schwer zu ertragen wie die monotone Arbeit am Kräuterfeld.
    Petronius, der unweit von ihm ebenfalls damit beschäftigt war, Kräutersamen einzupflanzen, murmelte etwas vor sich hin. Ambrosius konnte sich eines Lächelns nicht erwehren. Den armen Kerl hatte die letztliche Niederlage besonders schwer getroffen. Er sah seinen Lebenstraum zerstört, einmal ein Bischofsamt zu bekleiden. Sicher, Ambrosius hatte man still und heimlich seiner Position entkleidet und exiliert, aber immerhin konnte er sich rühmen, einst auf dem Gipfel seiner Karriere gestanden zu haben. Hinzu kam, dass der ehemalige Bischof sich weiterhin einen Namen als Gelehrter machen konnte. Niemand hinderte ihn daran, geistreiche religiöse Traktate und Denkschriften zu verfassen. Es gab sogar genügend Leute, die diese gerne lesen wollten. Vielleicht würde Ambrosius nicht als besonders erfolgreicher Kirchenpolitiker in diese Variante der Geschichte eingehen, an seinem Abbild als Kirchenlehrer konnte er aber noch arbeiten.
    Das war kein Trost für den guten
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