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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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nicht, dass sich Aksum nicht für das interessierte, was in Nobatia, Makuria und Alwa passierte, und der Feldzug von Charamadoyes Vater hatte nicht unbedingt Freude in Aksum ausgelöst. Die Ältesten vermuteten, dass die Delegation, die nunmehr in der Haupstadt Pharas eingetroffen war, den jungen, gerade frisch aufgestiegenen König freundlich darauf hinweisen wollte, dass der Kaiser ein wachsames Auge auf die nubischen Entwicklungen habe und daher auch ein ungestümer Mann wie Charamadoye lieber zweimal überlegen solle, ehe er zu neuen Taten aufbreche.
    Der König von Nobatia hatte damit absolut kein Problem.
    Er würde die Anwesenheit der aksumitischen Delegation nutzen, um seine Verlobung mit Aira und ihre Befreiung aus dem Sklavenstand bekannt zu geben. Dies würde nicht nur Frieden bringen, sondern auch ein starkes Signal nach Aksum senden, dass der neue Herr in Pharas die Absicht hatte, seine Außenpolitik über das Bett und nicht über das Schwert zu regeln. Die Aksumiten, die innerhalb ihres Reiches zwischen den rivalisierenden Familienclans selbst auf eine komplexe Heiratspolitik angewiesen waren, würden das gut verstehen. Und gaben sie ihm seinen Segen, dann würde das seine Stellung in Nobatia sicher zementieren.
    Das war dem König nur recht, vor allem angesichts des Durcheinanders, das sich im nördlich von Nobatia liegenden Römischen Reich zu entwickeln drohte. Aegyptus war nahe, zu nahe nach Charamadoyes Geschmack, und vor allem hörten seine Spione nichts Gutes.
    Der König seufzte. Es war ihm zu früh. Und Diplomatie war anstrengend, wenn man gerade die ganze Nacht damit verbracht hatte, eine schöne Frau in allen Feinheiten zu erkunden. Mit Inbrunst. Es zehrte etwas. Charamadoye freute sich nicht auf die Pflichten, die vor ihm lagen. Er würde erst froh sein, wenn er all dies hinter sich gebracht hatte.
    »Dann wollen wir unsere Gäste nicht warten lassen«, murmelte er mehr zu sich selbst, doch Aira sah dies als Aufforderung, ein letztes Mal an seinem Gewand zu zupfen und sich dann leise zurückzuziehen.
    Der König Nobatias verließ seine persönlichen Gemächer. Vor der Tür gesellten sich die vier Männer seiner persönlichen Leibgarde zu ihm, die ihn heute begleiten würden. Sie waren alle nicht älter als er, teilweise Spielgefährten, Söhne einflussreicher Persönlichkeiten, gute Freunde. In ihrer Gegenwart fühlte er sich so sicher, wie sich ein König heutzutage fühlen konnte.
    Bald hatten sie den Innenhof des bescheidenen Palastes erreicht. Er war im römischen Stil errichtet worden. Für einen echten Römer mochte er nicht mehr als ein weitläufiges Herrenhaus eines wohlhabenden Ritters sein, aber Charamadoye war nicht so eitel, als dass er seinen Platz in der Geschichte überschätzen würde. Jung zwar, war er doch seit frühester Kindheit mit den besten Lehrern auf seine Funktion vorbereitet worden. Als Kusch vor rund 30 Jahren unterging, war Charamadoyes Familie ein wichtiges Adelsgeschlecht gewesen, Provinzfürsten zwar, aber von Bedeutung. Dass sein Vater dann selbst ein König werden würde, war eher unvorhergesehen gewesen. Doch er hatte sich schnell in die Rolle eingefunden und war den Tod eines Königs gestorben.
    Charamadoye achtete und respektierte seinen Vater, hatte sich allerdings vorgenommen, an Altersschwäche zu sterben. In den Armen junger Mädchen wie Aira, vorzugsweise. Immerhin war er König.
    Das sollte sich arrangieren lassen.
    Sein bescheidener Hofstaat hatte sich bereits versammelt und dort, gegenüber dem leicht erhöhten Sessel, den der König als seinen Thron beanspruchte, standen drei Aksumiten, an ihrer Tracht wie auch an ihrer Haltung gut erkennbar. Nicht unhöflich oder gar arrogant, aber auch nicht allzu unterwürfig.
    Einer seiner Berater gesellte sich an die Seite des Königs und flüsterte ihm zu: »Der Anführer der Gruppe ist Wazeba, der Bruder des Ouezebas.«
    Charamadoye versteifte sich unwillkürlich. Wazeba war ein hoher Adliger und Offizier der aksumitischen Streitkräfte und damit ganz sicher ein würdiger Gesandter. Er war aber vor allem der Bruder des zukünftigen aksumitischen Kaisers, und das war bemerkenswert. Es symbolisierte die Bedeutung, die der Kaiser dieser Gesandtschaft zubilligte, und es bedeutete auch, dass Charamadoye besonders vorsichtig sein musste.
    Er setzte sich auf seinen Thronsessel und schaute freundlich auf die Versammelten hinab. Dann hob er die Hände.
    »Ich will unsere Gäste begrüßen. Tretet vor!«
    Die drei
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