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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)
Autoren: Dirk van den Boom
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letztlich nur herauszögern, dessen war sich Volkert durchaus bewusst. Aber manchmal war das bereits ausreichend.
    Doch seine Suche war erfolglos geblieben. Secundus war ihm keine große Hilfe gewesen. Als Volkert angedeutet hatte, an dem Treffen lieber nicht teilnehmen zu wollen, hatte ihn sein Freund und Weggefährte ungläubig angestarrt. »Bist du verrückt?«, war seine spontane Reaktion gewesen. »Der Kaiser erwartet dich! Du wirst dem Heermeister vorgestellt! Man will deine Meinung hören! Du musst da hin! Denke an dich und deine Karriere! Und denk an meine!«
    Bis zum letzten Satz hatte sich Secundus wie seine Mutter angehört, dachte Volkert. Die letzte Bemerkung aber hatte die Sache zurechtgerückt. Natürlich war sein guter Freund nicht zuletzt daran interessiert, von Volkerts Aufstieg zu profitieren. Es war jedoch beruhigend, dass er keinen großen Hehl daraus machte. Das machte Secundus auf seine Art verlässlich.
    Und so hatte Volkert keine Wahl.
    Die Besprechung fand in einem großen Gebäude statt, das einstmals das Haupthaus eines Gutsherrn gewesen sein mochte und an dem noch gearbeitet wurde. Aber ein Teil des Daches war wiederhergestellt und ein großer Raum so sauber und ausgestattet, dass er für das Treffen gut geeignet war. Insgesamt waren fünfundzwanzig Offiziere vertreten, eine auserlesene Schar, und dies machte die Tatsache, dass Volkert zu ihr gehörte, für ihn besonders problematisch. Als er den Raum betrat, waren die meisten der Geladenen bereits anwesend, es fehlten aber noch Theodosius und Rheinberg. Kleine Gruppen hatten sich gebildet und unterhielten sich, doch Volkert wollte sich nirgends dazugesellen. Er kannte die meisten der Männer nur oberflächlich. Richomer, der jüngste General im Raum, war am ehesten jemand, mit dem er sprechen konnte. Er hatte die Vorbereitungen geleitet, die zur Inhaftierung des Sedacius geführt hatten – und zu dessen anschließendem Freitod, alles ausgelöst durch Volkerts Verrat.
    Er schüttelte den Kopf, versuchte, diese depressiven Gedanken schnell wieder loszuwerden.
    »Ah, Thomasius!«
    Die Köpfe hoben sich, als die laute Stimme des Kaisers durch den Raum ging. Er schritt neben Rheinberg und hatte sich nicht ankündigen lassen. Theodosius schätzte es, bei solchen Besprechungen so informell wie möglich aufzutreten.
    Volkert verkrampfte sich, rang sich ein Lächeln ab, senkte devot den Kopf. Vielleicht half das ja.
    »Hier, Rheinberg, dies ist der junge Mann, von dem ich Euch erzählt habe.«
    Volkert sah Rheinberg dann doch in die Augen, hielt ihm den Unterarm zum römischen Handschlag hin. Für einen Moment entspannte er sich. Da stand kein plötzliches Erkennen im Blick des Heermeisters, nur freundliche Neugierde. Volkert sah zu anders aus, war älter, mit Linien in seinem Gesicht, einem Bart, einer römischen Uniform – wahrscheinlich hätte ihn so nicht einmal seine eigene Mutter wiedererkannt. Er brachte sogar ein Lächeln zustande.
    »Ich habe viel von Ihnen gehört, Tribun«, erklärte Rheinberg zur Begrüßung und schlug ein. »Sie haben einen Verräter enttarnt, den Heermeister des Maximus getötet, eine Piratenflotte aufgebracht, den quadischen Thronfolger gerettet und uns damit einen Verbündeten beschert – habe ich etwas vergessen?«
    »Danke, Herr«, murmelte Volkert leise. Er wollte so wenig wie nur möglich sagen. Seine Stimme konnte ihn noch verraten, sie war Rheinberg wohlvertraut. Es fiel ihm daher nicht schwer, den eingeschüchterten jungen Mann zu spielen, der in der Gegenwart der hohen Herren lieber nicht zu viel sprach. Bescheidenheit stand auch einem stetig aufstrebenden Offizier gut zu Gesicht. Im Hintergrund entdeckte er Marineoberingenieur Dahms, der ihn offenbar nur beiläufig musterte. Auch von dort drohte aller Wahrscheinlichkeit nach keine echte Gefahr.
    »Auch der Vorschlag, nach Afrika überzusetzen, um von dort die Rückeroberung des Gesamtreiches zu planen, kam wohl von Ihnen«, fügte Rheinberg hinzu und legte Volkert eine Hand auf die Schulter. »Machen Sie weiter so, Tribun. Mit Männern wie Ihnen können wir diesen Krieg nur gewinnen!«
    Beifall und zustimmender Applaus klang auf. Volkert fühlte für einen kurzen Moment den starken, fast überwältigenden Drang in sich, die Maske fallen zu lassen, sich Rheinberg jetzt und in diesem Moment zu erklären, doch er brachte nicht mehr zustande als ein schmales, scheinbar schüchternes, tatsächlich aber eher verkrampftes Lächeln. Demütig senkte er den
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