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Käufliche Liebe Band 1 (German Edition)

Käufliche Liebe Band 1 (German Edition)

Titel: Käufliche Liebe Band 1 (German Edition)
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Tja, St.Georg ist zwar ein beliebtes Viertel, hat aber auch eine hohe Kriminalitätsrate.

    Nachdem ich mich dem Hauseingang bis auf wenige Meter genähert habe, höre ich plötzlich ein Stöhnen. Alarmiert stecke ich meine Hand in die Jackentasche, in der ich ein Pfefferspray parat habe. Meine Augen haben sich inzwischen an die Dunkelheit gewöhnt, so dass ich die Beine, die aus dem Gebüsch neben meinem Wohnhaus ragen, erkennen kann. Dort liegt ein Verletzter, schießt es mir durch den Kopf. Vorsichtig schaue ich mich um, während ich mich den Beinen nähere. Keine Menschenseele befindet sich hier, außer mir und – Hunter. Ich erkenne ihn an seinen blonden Locken. Sein Gesicht ist von etwas Dunklem bedeckt, vermutlich Blut – oder Erde. Die Augen wirken unnatürlich hell in dieser Umrahmung.

    „Hilf…mir“, ächzt Hunter, dabei bewegt er einen Arm und streckt ihn mir entgegen.

    „Ich ruf einen Krankenwagen“, sage ich und hole schon das Handy hervor, als Hunter mein Bein packt.

    „Kein…Krankenwagen…bitte“, fleht er.

    Langsam lass ich das Handy zurück in die Tasche gleiten. Der dringliche Tonfall, mit dem Hunter gesprochen hat, hält mich davon ab, das Nächstliegende zu tun. Und nun? Der Kerl ist zu groß, als dass ich ihn allein vom Boden heben könnte. Anscheinend kann er sich kaum bewegen, denn sein Arm fällt kraftlos herunter. Er stöhnt schmerzerfüllt.

    „Was soll ich tun?“, frage ich hilflos.

    „Bitte…ein Taxi“, stöhnt Hunter.

    „Spinner“, ich tippe mir an die Stirn und überlege fieberhaft.

    Mein Nachbar Schorsch fällt mir ein. Er ist mein Arbeitskollege und hat die Statur eines Schranks, außerdem ist er immer zuhause, wenn er nicht gerade Dienst hat und sehr hilfsbereit.

    „Warte hier“, sage ich überflüssigerweise zu dem bewegungsunfähigen Mann, laufe hinüber zur Haustür und schließe mit nervösen Fingern auf.

    Die eine Treppe bis zu Schorsch sprinte ich, klingele Sturm bei ihm und warte dann mit rasendem Herzschlag. Dumpfe Schritte ertönen, mein Nachbar öffnet und sieht mich aus blutunterlaufenen Augen an. Aha, Horrornacht bei Schorsch. Das sind die Abende, an denen er sich drei Thriller leiht und sie stoisch hintereinander guckt, auch wenn ihm die Augen brennen. Nun, jeder Mensch braucht ein Hobby.

    „Ich brauche deine Hilfe“, platze ich raus „Vor dem Haus liegt ein Verletzter.“

    Schorsch nickt, greift sich einen Schlüsselbund und schlüpft in seine Turnschuhe. Stumm folgt er mir die Stufen hinunter und steht kurz darauf neben mir, Hunter mit kritischem Blick musternd.

    „Verdammtes Viertel“, brummt er und bückt sich.

    Mit geübtem Griff packt er Hunters Oberteil, während ich mir die Beine greife. Möglichst sacht bugsieren wir den Verletzten zur Haustür und tragen ihn die Treppe hoch. Dort muss ich kurz loslassen, um meine Tür zu öffnen. Hunter ächzt vor Schmerz.

    „Die Rippen“, meint Schorsch trocken.

    „Wahrscheinlich“, pflichte ich bei und helfe ihm, den Patienten in meine Wohnung zu schleppen.

    In meinem Schlafzimmer legen wir ihn aufs Bett. Ich schalte das Licht an und schrecke zurück, als ich das volle Ausmaß der Verletzungen sehe. Hunters Gesicht ist blutverschmiert, ein Auge schwillt gerade zu. Seine Jeans ist zerfleddert, als hätte jemand mit einem Messer Streifen hinein geschnitten. Er blutet aus unzähligen Wunden, auch sein ehemals weißes T-Shirt weist zahlreiche Einschnitte auf.

    „Scheiße“, erklärt Schorsch.

    Mein Nachbar neigt zu Einsilbigkeit, nur mal so am Rande erwähnt.

    „Das kannst du wohl sagen“, stimme ich zu und betrachte entsetzt den Mann, dem ich noch vor wenigen Stunden hinterher gesabbert habe. Zum Sabbern ist nicht viel übrig, ich fühle nur Mitleid.

    „Sieht nach einer Bestrafung aus“, kommentiert Schorsch erstaunlich wortreich.

    Hunters Augen sind geschlossen, sein Brustkorb hebt und senkt sich regelmäßig. Er wird einen Schock haben. Ich lege leicht widerwillig eine Hand an seinen blutigen Hals, um den Puls zu fühlen. Alles normal. Der Kerl muss eine Rossnatur haben.

    „Bottleneck“, brummt Schorsch, wirft mir einen kurzen Blick zu und schlurft aus dem Zimmer.

     

    Ich erreiche den Doktor nach wenigen Minuten. Er hört sich alles an und sichert mir zu, sich sofort auf den Weg zu machen. Bottleneck ist Urologe, aber in der Szene der einzige Arzt, dem ich vertrauen würde. Warum? Keine Ahnung, vielleicht, weil der Kerl einfach cool ist und vor allem
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