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Kaeltezone

Kaeltezone

Titel: Kaeltezone
Autoren: Arnaldur Indridason
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dich auch zu Hause?«
    »Das hat sie einmal gemacht.«
    »Und sonst trefft ihr euch im Hotel.«
    »So in der Art. Wie geht es dir? Schöne Grüße von Sigur- ður Óli. Er sagt, dass seine Schulter so langsam wieder in Ordnung kommt.«
    »Ich hab daneben getroffen. Ich hatte auf seine Birne gezielt.«
    »Nicht zu fassen, wie verdammt bescheuert du dich aufführen kannst.«
    »Hat sie ihren Kerl denn jetzt verlassen? Die war doch verheiratet, diese Valgerður? Das hast du irgendwann mal gesagt.«
    »Das geht dich nichts an.«
    »Sie geht also fremd? Was bedeutet, dass du eine verheiratete Frau vögelst. Was denkst du dir dabei?«
    »Wir haben nicht miteinander geschlafen. Das geht dich überhaupt nichts an. Und red nicht so ordinär daher!«
    »Echt der Killer, dass ihr angeblich noch nicht gevögelt habt.«
    »Ich dachte, du würdest hier irgendwelche Medikamente kriegen, beispielsweise gegen deine saumäßige Laune?«
    Er stand auf, und sie schaute zu ihm hoch. »Ich habe nicht darum gebeten, hier eingeliefert zu werden. Ich habe dich nicht gebeten, dich um mich zu kümmern. Ich will, dass du mich in Ruhe lässt. Total in Ruhe.«
    Er verließ den Aufenthaltsraum, ohne sich zu verabschieden.
    »Schöne Grüße an die alte Schnepfe«, rief Eva Lind hinter ihm her und fummelte völlig ungerührt weiter an ihren Haaren. »Schöne Grüße an diese verdammte alte Schnepfe«, wiederholte sie leise.

    Erlendur parkte den Wagen vor seinem Wohnblock und betrat das Treppenhaus. Auf seiner Etage angekommen, bemerkte er einen schlaksigen jungen Mann vor der Tür zu seiner Wohnung. Er hatte lange Haare und rauchte. Der Oberkörper befand sich im Schatten, sodass Erlendur sein Gesicht nicht erkennen konnte. Erst dachte er, dass es irgendein Krimineller war, der eine Rechnung mit ihm begleichen wollte. Er bekam manchmal Anrufe, vor allem, wenn die Betreffenden betrunken waren, und sie drohten ihm mit allem Möglichen, weil er ihnen auf die eine oder andere Weise in ihrer tristen Existenz in die Quere gekommen war. Aber es gab auch immer wieder welche, die sich bei ihm zu Hause blicken ließen und ihn zulaberten. Auf so etwas machte er sich jetzt hier im Treppenhaus gefasst. Der junge Mann richtete sich auf, als er Erlendur sah.
    »Kann ich bei dir übernachten?«, fragte er und wusste nicht, was er mit dem Zigarettenstummel machen sollte. Erlendur bemerkte zwei Stummel auf dem Linoleum.
    »Wer …?«
    »Sindri«, sagte der junge Mann und trat aus dem Schatten. »Dein Sohn. Kennst du mich nicht?«
    »Sindri?«, fragte Erlendur verwundert.
    »Ich bin jetzt wieder in der Stadt«, sagte er. »Mir fiel ein, dass ich mal bei dir vorbeischauen könnte.«

    Sigurður Óli hatte sich gerade neben Bergþóra ins Bett gelegt, als das Telefon auf seinem Nachttisch klingelte. Er schaute auf das Display und wusste, wer der Anrufer war. Er hatte nicht vor, zu antworten. Beim siebten Klingeln knuffte Bergþóra ihn in die Seite.
    »Geh dran«, sagte sie. »Es tut ihm gut, wenn du mit ihm redest. Er hat das Gefühl, dass du ihm hilfst.«
    »Ich will nicht, dass er davon ausgeht, dass er mich zu jeder Tages-und Nachtzeit zu Hause anrufen kann«, sagte Sigur- ður Óli.
    »Mensch, hab dich doch nicht so«, sagte Bergþóra und griff über Sigurður Óli hinweg nach dem Telefon auf seinem Nachttisch.
    »Ja, er ist zu Hause«, sagte sie. »Einen Moment.«
    Sie reichte Sigurður Óli den Hörer.
    »Für dich«, sagte sie lächelnd.
    »Hast du schon geschlafen?«, sagte die Stimme in der Leitung.
    »Ja«, log Sigurður Óli. »Und ich hatte dich gebeten, nicht bei mir zu Hause anzurufen. Ich möchte das nicht.«
    »Entschuldige«, sagte die Stimme. »Ich kann nicht schlafen. Ich nehme Psychopharmaka und Beruhigungsmittel und Schlaftabletten, aber nichts hilft.«
    »Du kannst nicht einfach hier anrufen, wann es dir passt«, sagte Sigurður Óli.
    »Entschuldige«, sagte der Mann. »Es geht mir nicht gut.«
    »In Ordnung«, sagte Sigurður Óli.
    »Es ist genau ein Jahr her. Heute.«
    »Ja«, sagte Sigurður Óli. »Ich weiß.«
    »Ein ganzes Jahr in der Hölle.«
    »Versuch doch, nicht daran zu denken«, sagte Sigurður Óli. »Höchste Zeit, dass du aufhörst, dich so zu quälen. Das hilft überhaupt nichts.«
    »Das lässt sich leicht sagen«, sagte der Mann.
    »Ich weiß«, sagte Sigurður Óli. »Aber versuch es doch einmal.«
    »Was habe ich mir bloß mit diesen verfluchten Erdbeeren gedacht?«
    »Wir sind das tausend Mal durchgegangen«, sagte
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