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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar
Autoren: Charlotte MacLeod
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ist schon seit Wochen total aus dem
Häuschen wegen der Party.«
    »Warum denn ausgerechnet eine
Eisenbahnparty?« Max war noch immer fest entschlossen, Klarheit in die ganze
Sache zu bringen.
    »Ich nehme an, weil die Tolbathys einen
eigenen Zug besitzen.«
    »Das glaubst du doch wohl selbst
nicht.«
    »Doch, das stimmt«, bestätigte Egbert.
»Sie haben eine Lokomotive, einen Salonwagen mit roten Plüschsofas und
vergoldeten Spiegeln, einen Speisewagen und ein Dienstabteil.«
    »Wie reizend. Wie sind sie denn da dran
gekommen?«
    »Ich glaube, Tom hat den Zug geerbt«,
entgegnete Sarah. »Seine Familie hatte früher mit Eisenbahnen zu tun, damals,
als Eisenbahnen noch ein Geschäft waren. Sie besitzen ein Riesengrundstück
draußen in der Wildnis, mit Eisenbahnschienen mitten in den Wäldern, und sie
haben vor, eine große Weihnachtsparty in dem Zug zu feiern. Sie gondeln
gemütlich durch die Gegend, während ein Streichensemble Walzer von Victor
Herbert spielt; es gibt sogar einen Springbrunnen, aus dem Champagner sprudelt,
und Gott weiß was noch alles. Die Gäste sollen sich alle an der North Station
treffen, in Kostümen aus den neunziger Jahren, und mit der Boston-Maine-Line
nach Concord oder Lincoln oder so rausfahren. Dort werden sie mit einem echten
alten Londoner Bus abgeholt und zu den Tolbathys chauffiert.«
    »Lieber Himmel! Jem platzt bestimmt vor
Wut, daß er sich diese tolle Party entgehen lassen muß.«
    »Er befand sich bereits im
fortgeschrittenen Stadium höchsten Unmuts, als ich ihn verließ«, bemerkte
Egbert. »Man wollte ihm gerade ein Beruhigungsmittel verabreichen.«
    »Anders werden sie ihn wohl kaum zum
Schweigen bringen.« Sarah schenkte Egbert noch einen Schuß Whiskey nach, denn
er war ein alter und lieber Freund der Familie. »Hier, trinken Sie das, dann
bringt Max Sie nach Hause. Das macht er gern, nicht wahr, Liebling? Ich kann
leider nicht mitkommen, weil ich noch Unmengen von Weihnachtskarten schreiben
muß. Ich hoffe wirklich, daß Onkel Jem vor den Feiertagen aus dem Krankenhaus
entlassen wird. Dolph und Mary werden nämlich untröstlich sein, wenn er bei
ihrem großen Familienfest fehlt. Ihr wißt ja, wie sehr Dolph und er es
genießen, sich einander die schlimmsten Gemeinheiten an den Kopf zu werfen. Ich
werde ihn gleich morgen früh besuchen. Dann können Sie sich ein wenig ausruhen,
Egbert. Sie brauchen bestimmt noch Ihre ganze Kraft, bevor dies alles
durchgestanden ist.«
    »Ein wahres Wort, Mrs. Sarah. Übrigens,
Mr. Max, er hat mich gebeten, Sie an den — eh — Kabeljau zu erinnern.«
    Max grinste. »In exakt diesen Worten?«
    »Nicht ganz, Mr. Max.«
    »Dann richten Sie ihm aus, ich hätte
schon eine heiße Spur. Noch ein Schlückchen zum Abschluß?«
    »Vielen Dank, aber ich glaube, ich
sollte besser nach Hause gehen. Mr. Jems Damenbekanntschaften könnten anrufen.«
    »Zweifellos. Dann machen wir uns am
besten gleich auf den Weg.«
    Max zog seinen Mantel an und überquerte
mit Egbert den Hill von der Tulip Street zur Pinckney Street. »Wer kommt denn
sonst noch zu dieser Eisenbahnparty? Die übrigen Mitglieder vom Kabeljau-Club?«
    »Einige von ihnen bestimmt. Ich weiß,
daß Mr. Wripp dort sein wird. Er ist vor kurzem am Grauen Star operiert worden,
und Mrs. Tolbathy dachte, der Ausflug würde ihm guttun. Sie ist eine sehr
warmherzige Frau.«
    »Hört sich sympathisch an. Welches Amt
bekleidet Wripp denn im Club?«
    »Mr. Wripp ist ein Ehemals
Allerwertester Großer Fischkopf. Aber da er inzwischen sechsundneunzig Jahre
alt ist, scheint er damit zufrieden zu sein, sich auf seinen Lorbeeren
auszuruhen. Ach ja, Mr. Jem hat noch gesagt, daß Mr. Ogham ebenfalls eingeladen
ist. Vielleicht ist es da gar nicht so schlecht, daß Mr. Jem nicht dabeisein
kann.«
    »Warum meinen Sie das? Verstehen sich
Jem und Ogham denn nicht?«
    »Keiner von den Kellings kann Mr. Ogham
besonders gut leiden, Mr. Max. Er ist derjenige, der Mr. Percy Kelling verklagt
hat, weil er ihm angeblich zwei Dollar und dreiundvierzig Cents zuviel
berechnet hatte. Das war damals, als Mr. Percys Steuerbüro es geschafft hat,
die eineinhalb Millionen Dollar zurückzubekommen, die Mr. Oghams zweiter
Vizepräsident veruntreut hatte.«
    »Ach so, der Kerl ist das. Dolph hat
mir davon erzählt. Ogham ist einer der wenigen Punkte, in denen er und Jem sich
je einig gewesen sind, wenn ich mich recht erinnere. Wie kommt es, daß er und
Jem immer noch demselben Club angehören?«
    »Bei den Brüdern des
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