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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
Autoren: Mike Resnick
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Triconis. Unvorsichtigkeit.
    Hotack der Töter andererseits verzichtete auf jegliche Form übernatürlichen Schutzes. Für ihn bestand das Wesen der Jagd darin, sich im körperlichen Kampf mit der erwählten Beute zu messen. Sein Jagdknüppel, ein schön gestaltetes und präzise ausbalanciertes Instrument der Vernichtung, hatte schon Simurghe, Humbabas und sogar eine der gefürchteten Wollhydren zur Strecke gebracht. Er entschied sich für einen Wurf an den Schädel, und der Knüppel flog bis auf einen Millimeter genau an die anvisierte Stelle. Er hatte jedoch nicht mit dem phänomenalen Geruchssinn des Einhorns gerechnet und nicht mit der Schnelligkeit, welche diese griesgrämigen Viecher an den Tag legen können. Auf Hotack aufmerksam geworden, drehte das Einhorn den Kopf, um nach dem Jäger Ausschau zu halten - und der Jagdknüppel prallte harmlos am Horn ab. Hätte Hotack mit praktisch irgendeinem altgedienten Einhornjäger gesprochen, dann hätte er auch gewusst, dass Kopftreffer nahezu unmöglich sind, und hätte stattdessen den verstümmelnden Angriff auf ein Kniegelenk vorgezogen. Unwissenheit.
    Bort der Reine wusste von den einzigartigen Vorteilen, die einer jungfräulichen Person zufließen, wenn sie das wilde Einhorn jagt, und so hatte er sich in sexueller Enthaltsamkeit geübt, seit er alt genug war, um zu wissen, was der Begriff bedeutet. Und doch war er naiv genug, um zu glauben, dass das Einhorn ihn aufgrund seiner Unberührtheit nicht nur leichter herankommen ließe als andere Jäger, sondern auch irgendwie friedlicher sein und keinen Versuch unternehmen würde, sich zu verteidigen. Und so folgte er einem bösartigen Tier, das gezwungen war, ihn näher kommen zu lassen, und betrat eine Fläche voll hohen Grases, das ihm beim unausweichlichen Sturmangriff des Tieres keinen Bewegungsspielraum ließ. Torheit.
    Jedes Jahr machen sich Hunderte hoffnungsvoller Jäger auf die Suche nach dem Einhorn, und jedes Jahr kehren alle außer einer Hand voll mit leeren Händen zurück - falls sie überhaupt zurückkehren. Und doch kann man erfolgreich Pirsch und Jagd auf das Einhorn machen, wenn sich die Pirscher und Jäger nur die Zeit nehmen, ihre Beute zu erforschen.
    Schließlich und endlich ist das Einhorn ein relativ gutmütiges Tier (außer, wenn es wütend wird). Es ist ein Gewohnheitstier, und sobald der hoffnungsvolle Fotograf oder Trophäenjäger diese Gewohnheiten gelernt hat, dann ist es auch nicht gefährlicher, das Bild oder Horn nach Hause zu bringen, als einen, sagen wir, Achtzinkigen Drachen zu erschlagen - und sicherlich einfacher, als wilde Minotauren mit dem Lasso zu fangen, ein Sport, der heutzutage bei der Schickeria der Platinprärie groß in Mode ist.
    Allerdings muss man ein Einhorn erst mal finden, ehe man es fotografieren oder erlegen kann - und der bei weitem einfachste Weg, eine Einhornherde zu entdecken, besteht darin, den Smerpfamilien zu folgen, die ihrerseits dem Großwild auf seinen Wanderungen nachgehen. Die Smerpe haben selbstredend keine natürlichen Feinde, mal abgesehen von den Rafsheen und den Zumakim, und erlauben es demzufolge einem menschlichen (oder übernatürlichen) Wesen, sich ihnen zu nähern.
    Ein warnendes Wort zum Smerp: Mit seinen langen Ohren und dem niedlichen pelzigen Körper ähnelt er stark einem Riesenkaninchen - aber einen Smerp ein Kaninchen nennen, das macht ihn noch nicht zu einem, und man wäre schlecht beraten, die Kraft dieser fiesen kleinen Aasfresser zu unterschätzen. Obwohl Smerpe im Allgemeinen in Rudeln von zehn bis zwanzig Exemplaren jagen, habe ich mehr als einmal gesehen, wie ein einzelner Smerp, mit vor grausamer Kraft leuchtender Aura, ein halb ausgewachsenes Einhorn niederriss. Smerpe sind selbst eine karge Kost und das Fell wertlos, weil es so schwierig ist, die Aura zu trocknen und zu gerben; außerdem geben sie ganz schön armselige Trophäen her, es sei denn, man findet ein Exemplar mit wirklich prachtvollen Ohren - tatsächlich klassifiziert man diese Tiere in vielen Gegenden heute noch als Ungeziefer -, aber der weise Einhornjäger spart eine Menge Zeit und Mühe, indem er sich von den Smerpen einfach zu seiner Beute führen lässt.
    Seit die Wilderei eingesetzt hat, existieren die legendären Einhornherden von mehr als eintausend Exemplaren nicht mehr, und man wird feststellen, dass die typische Herde heute aus fünfzig bis fünfundsiebzig Tieren besteht. Die Tage, als ein Fotograf, sicher in seinem Unterstand an einem Wasserloch
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