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Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns

Titel: Justin Mallory 01 - Jäger des verlorenen Einhorns
Autoren: Mike Resnick
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versteckt, einen endlosen Strom Viecher festhalten konnte, die zur Tränke strömten, sind für immer vorbei - und es ist absolut schockierend, daran zu denken, wie viele Einhörner nur sterben mussten, damit man ihre Hörner auf dem Schwarzmarkt verkaufen konnte. Ich finde es regelrecht haarsträubend, dass in unserer aufgeklärten Zeit noch jemand glaubt, ein pulverisiertes Einhornhorn wirkte als Aphrodisiakum.
    (Jeder Magus kann Ihnen erklären, dass man das Einhornhorn mit einer Essenz aus Gracch behandelt und dann langsam in einer Lösung aus Sphinxblut kocht. Das ergibt vielleicht ein Aphrodisiakum!)
    Aber ich schweife ab.
    Das Einhorn tritt als Laubäser, der sich gleichermaßen gern von Gras, Blättern, Obst und dem einen oder anderen kleinen Baumfarn ernährt, in einer Vielzahl von Habitaten auf, häufig in Gesellschaft von Grasfressern wie Kentauren und (Pegasussen/Pegasim) dem Pegasus.
    Sobald man die Einhornherde gesichtet hat, muss man sich ihr mit Bedacht und Vorsicht nähern. Das Einhorn sieht vielleicht nicht gut, und sein Gehör könnte auch besser sein, aber es zeichnet sich durch einen exzellenten Geruchssinn aus und einem absolut ehrfurchtgebietenden Grimschsinn, über den schon so viel geschrieben wurde, dass es keinen Sinn hat, erneut auf diesem Thema herumzureiten.
    Wer auf eine Fotosafari geht, dem rate ich dringend von jedem Versuch ab, sich einem einzelnen Tier auf unter hundert Meter zu nähern - erneut dieses Grimsch -, und die meisten mir bekannten Fotografen schwören auf ein Autofokus-Zoomobjektiv von 85 bis 350 mm, natürlich gesegnet von einem Hexenmeister Dritten Grades. Falls Sie die gewünschten Aufnahmen bis Sonnenuntergang nicht im Kasten haben, lautet meine Empfehlung, für den Tag einzupacken und am nächsten Morgen zurückzukehren. Blitzlichtaufnahmen sind natürlich möglich, aber sie locken doch leicht Golems und andere, noch unangenehmere nächtliche Räuber an.
    Noch eine abschließende Bemerkung für den sachkundigen Fotofan: Aus Gründen, die unsere Alchemisten noch nicht bestimmt haben, konnte bislang kein einziges Einhorn auf normalen Emulsionsfilm gebannt werden, egal wie empfindlich, also achten sie unbedingt darauf, eine der beliebteren Infrarotmarken zu verwenden. Es wäre eine Schande, Wochen in eine Safari zu investieren, den Fremdenführer, den Koch und die Trolle zu bezahlen und dann nur eine Reihe von Aufnahmen des Waldes nach Hause zu bringen, den Sie für den Hintergrund ihrer Fotos gehalten haben.
    Was die Jagd nach den Viechern angeht, so sollte man vor allem daran denken, dass sie einem so nahe kommen wie man selbst ihnen. Obwohl ich also Blutopfer, Amulette, Talismane und Segnungen nicht geringschätzen möchte, die alle ihren Platz haben, fühle ich mich persönlich doch immer mit einer Nitroexpress vom Kaliber .550 wohler. Ein wenig zusätzliche tierstoppende Wirkung verleiht dem Jäger ein wohlbegründetes Gefühl der Sicherheit.
    Natürlich möchte man einen Einhornbullen aufs Korn nehmen; sie haben im Allgemeinen spektakulärere Hörner als die Kühe - und sobald das Horn eines Bullen lang genug ist, um eine lohnende Trophäe abzugeben, ist er wahrscheinlich zu alt, um noch einen Platz im Fortpflanzungsschema der Herde zu haben.
    Aus schon zuvor erläuterten Gründen ist ein Angriff auf den Kopf nie eine kluge Wahl. Und solange Ihnen der Magier Ihres Vertrauens nicht die Rune von Mamhotet beibringt und Sie dadurch in die Lage versetzt, dicht an das Tier heranzukommen, ihm Salz auf den Schweif zu streuen und es so an Ort und Stelle zu bannen, empfehle ich den Herzschuss (jedes der beiden Herzen tut es - und wenn Sie ein doppelläufiges Gewehr dabeihaben, könnten Sie versuchen, beide zu treffen, nur um auch ganz sicherzugehen).
    Sollten Sie das Pech haben, das Tier nur zu verletzen, wird es sofort in den Schutz von Bäumen oder hohen Grases streben, was Sie als Jäger in eine sehr nachteilige Lage bringt. Manche Jäger halten sich in einem solchen Fall einfach zurück und überlassen es den Smerpen, die Sache zu Ende zu bringen - schließlich fressen Smerpe nur selten das Horn, es sei denn, sie wären völlig ausgehungert -, aber das ist kaum waidgerecht. Der anständige, ehrenvolle Jäger, der sich der ungeschriebenen Regeln blutigen Sports bewusst ist, wird selbst nach dem Fangschuss streben.
    Der entscheidende Punkt ist, sich dem Einhorn in relativ freiem Gelände zu stellen. Sobald das Tier den Kopf zum Sturmangriff senkt, ist es praktisch blind,
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