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Jurassic Park

Jurassic Park

Titel: Jurassic Park
Autoren: Michael Crichton
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zu Muldoon um, der groß und mit ausdrucksloser Miene dastand.
    Gennaro schwitzte, ihm war schwindlig. Er ging auf das Loch zu.
    Aus einem gewissen Abstand sah es nur klein aus, aber je näher er kam, desto größer wurde es.
»So ist's gut«, sagte Muldoon.
    Gennaro kroch rückwärts in das Loch, aber plötzlich bekam er Angst davor, mit den Füßen voran ins Unbekannte zu fallen; er drehte sich um und kroch mit dem Kopf zuerst hinein. So sah er wenigstens, wohin er fiel. Er zog sich die Gasmaske über das Gesicht, streckte die Arme und schlug mit den Füßen aus. Und plötzlich stürzte er in die Tiefe, immer tiefer in die Schwärze hinein, und sah die Erdwände in der Dunkelheit vor sich verschwinden; dann wurde das Loch immer enger - viel enger, entsetzlich eng -, ein Druck lastete auf seiner Brust, der ihm fast die Besinnung raubte, der die Luft aus seinen Lungen preßte und immer und immer schlimmer wurde, und er merkte kaum, daß der Tunnel sich leicht nach oben neigte, die Lage seines Körpers veränderte, er keuchte nur und sah Sterne vor den Augen, und der Schmerz war unerträglich.
    Dann senkte der Tunnel sich wieder nach unten, wurde weiter, und Gennaro spürte rauhe Oberflächen, Beton und kalte Luft. Sein Körper war plötzlich wieder frei, er rutschte, rumpelte über Beton. Und fiel.
    Stimmen in der Dunkelheit. Finger berührten ihn; sie kamen aus der Richtung, aus der auch das Flüstern kam. Die Luft war kalt, wie in einer Höhle.
    »...okay?«
    »Sieht so aus, ja.«
    »Er atmet...«
    »Gut.«
    Eine weibliche Hand strich ihm über das Gesicht. Es war Ellie.
    »Können Sie mich hören?« flüsterte sie.
    »Warum flüstern Sie denn alle?« fragte er.
    »Deshalb.« Sie zeigte hinter ihn.
    Gennaro drehte sich um und stand langsam auf. Allmählich gewöhnten sich seine Augen an die Dunkelheit. Und das erste, was er sah, funkelnd in der Dunkelheit, waren Augen. Funkelnde, grüne Augen.
    Dutzende von Augen. Überall um ihn herum.

    Er lag auf einem Betonsims, einer Art Damm, gute zwei Meter über dem Boden. Große stählerne Verteilerkästen boten einen provisorischen Schutz vor den beiden ausgewachsenen Velociraptoren, die kaum eineinhalb Meter von ihnen entfernt standen. Die Tiere waren dunkelgrün mit bräunlichen Tigerstreifen. Sie standen aufrecht und stützten sich mit steifen, ausgestreckten Schwänzen ab. Sie gaben keinen Laut von sich und sahen sich mit großen, dunklen Augen wachsam um. Zu den Füßen der Großen hopsten quiekende Babys herum, weiter hinten in der Dunkelheit tollten Halbwüchsige, die im Spiel knurrten und fauchten. Gennaro wagte nicht zu atmen. Zwei Raptoren!
    Der Sims, auf dem er kauerte, befand sich nur einen knappen halben Meter über ihren Köpfen. Die Raptoren waren unruhig, ihre Köpfe wippten nervös auf und ab. Von Zeit zu Zeit schnaubten sie ungeduldig. Dann drehten sie sich um und gingen zur Hauptgruppe.
    Inzwischen sah Gennaro, daß sie sich in einer riesigen unterirdischen Kaverne befanden, aber keiner natürlichen: Man sah die Stoßkanten von Gußbeton und die Enden vorstehender Stahlträger. Und in diesem riesigen, hallenden Raum hielten sich viele Tiere auf. Gennaro schätzte etwa 30 Raptoren. Vielleicht sogar noch mehr.
    »Es ist eine Kolonie«, flüsterte Grant. »Vier oder sechs ausgewachsene Tiere. Der Rest Halbwüchsige und Babys. Mindestens zwei Gelege. Eins vom letzten Jahr und eins von diesem. Die Babys sind ungefähr vier Monate alt. Wahrscheinlich im April geschlüpft.« Eins der Babys krabbelte neugierig auf den Sims und kam quiekend auf sie zu. Es war nur noch drei Meter entfernt.
    »Mein Gott«, sagte Gennaro. Doch sofort kam eines der großen
    Tiere, hob den Kopf und stieß es sanft an, damit es zurückkehrte. Das Baby quiekte protestierend und sprang dann dem Großen auf die Schnauze. Der bewegte sich langsam vorwärts und ließ das Baby über den Kopf, am Hals entlang und auf den Rücken klettern. Von dieser geschützten Position aus quiekte das Baby die Eindringlinge geräuschvoll an.
    Die ausgewachsenen Tiere schienen die Eindringlinge überhaupt nicht zu bemerken.
    »Ich versteh das nicht«, flüsterte Gennaro. »Warum greifen sie uns nicht an?«
    Grant schüttelte den Kopf. »Wahrscheinlich sehen sie uns nicht. Außerdem haben sie im Augenblick keine Eier... Da sind sie entspannter.«
    »Entspannter?« wiederholte Gennaro. »Wie lange müssen wir eigentlich hierbleiben?« 
    »Bis wir sie gezählt haben«, erwiderte Grant.

    Soweit Grant
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