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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter
Autoren: Bova Ben
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Oberschule, wo er der beste Schüler seiner Klasse gewesen war, verengte sein Interesse sich auf die Astrophysik Schwarzer Löcher. Zwar konnte er sich auch für die Entdeckungen auf dem Mars und draußen unter den Jupitermonden begeistern, doch reichte alles das bei weitem nicht an die Faszination heran, die der Todeskampf von Riesensternen auf ihn ausübte. Wenn er lernen könnte, sagte er sich, wie zusammengestürzte Sterne im Bereich ihrer Schwerefelder die Raumzeit verformten, würde er vielleicht einen Weg finden, wie solche Verformungen sich für interstellare Reisen von Menschen nutzen ließen.
    Er träumte davon, im Observatorium auf der erdabgewandten Seite des Mondes zu arbeiten und den Gravitationskollaps ausgebrannter Sterne weit draußen in den Tiefen des interstellaren Raumes zu studieren. Allerdings hatte er gehört, dass es sogar dort im Observatorium Spannungen und Gefahren geben sollte. Trotz aller Kritik von Seiten der Neuen Ethik und der strengen Regeln, die von den Direktoren des Observatoriums festgelegt worden waren, versuchten einige Astronomen noch immer Zeit für die Suche nach Anzeichen außerirdischer Intelligenz zu erübrigen. Wurden verbotene Aktivitäten dieser Art entdeckt, so löste das Direktorium den Arbeitsvertrag des Verantwortlichen und schickte ihn in Unehren nach Hause; seine Berufslaufbahn war damit so gut wie ruiniert.
    Solche Geschichten störten Grant nicht weiter. Er hatte vor, eine saubere Weste zu behalten, die allgegenwärtigen Agenten der Neuen Ethik nicht gegen sich aufzubringen und die rätselhaften Schwarzen Löcher zu studieren. Er war so vorsichtig, dass er nicht einmal das Wort »Evolution« gebrauchte, wenn er über die Entwicklungszyklen von Sternen bis zu ihrem finalen Kollaps sprach. »Evolution« war unter den Lauschern der Neuen Ethik ein höchst gefährliches Wort.
    Am Ende seiner Schulzeit war er zu einem ruhigen, breitschultrigen jungen Mann mit einem dichten aschblonden Haarschopf herangewachsen, der ihm oft in die Stirn und seine hellbraunen Augen fiel. Er war gutmütig und höflich; im erbarmungslosen Einschätzungssystem seiner Mitschülerinnen wurde er als ein »Delta« geführt: als Schulfreund in Ordnung, besonders wenn es um Hilfe bei Hausaufgaben und Schularbeiten ging, aber zu langweilig für Verabredungen, außer in einem Notfall. Einsachtzig groß und gertenschlank, spielte Grant in den Baseball-und Leichtathletikmannschaften der Schule. Er war kein Spitzensportler, aber ein zuverlässiger mittlerer Leistungsträger, der den Trainern nicht den Nachtschlaf raubte.
    Als sein letztes Schuljahr zu Ende ging, wurde Grant für die Zeit nach seinen Dienstjahren für das Gemeinwesen ein Universitätsstipendium angeboten. Die Dienstjahre waren obligatorisch: jeder junge Mann wurde zwischen seinem neunzehnten und zwanzigsten Lebensjahr für den Dienst am Gemeinwesen eingezogen. Die Dienstzeit betrug vier Jahre, von denen wenigstens zwei Jahre gleich abzuleisten waren, die übrigen zwei im Alter von fünfzig Jahren. Der Berater der Neuen Ethik an seiner Schule machte Grant das Angebot, dass er ein volles Stipendium an einer Universität seiner Wahl bekommen könne, wenn er die ganze vierjährige Dienstzeit jetzt ableisten würde. Dabei bestehe die Möglichkeit, den Dienst als Praktikum auf seinem Interessengebiet Astronomie mit Schwerpunkt Astrophysik abzuleisten.
    Grant nahm das Stipendium und die Dienstverpflichtung an, und seine Zukunftshoffnungen konzentrierten sich mehr denn je auf das Mond Observatorium. Er ging nach Harvard und verliebte sich zu seiner Freude und Überraschung in eine schwarzhaarige Studentin der Biochemie namens Marjorie Gold. Sie brachte es fertig, dass er sich zum ersten Mal in seinem Leben wichtig fühlte. Wenn er mit ihr zusammen war, hatte der ruhige, zuverlässige junge Student das Gefühl, er könne das Universum erobern.
    Sie heirateten noch im selben Jahr, obwohl er wusste, dass er für vier Jahre zum Mondobservatorium gehen würde, während Marjorie ihre kürzere zweijährige Dienstzeit in der internationalen Friedenstruppe ableisten würde, die derzeit mit dem Aufspüren geheimer Laboratorien zur Herstellung biologischer Kampfstoffe in den Dschungeln Südostasiens und Lateinamerikas beschäftigt war.
    Aber sie waren jung, und ihre Liebe konnte nicht warten. Also heirateten sie trotz der Bedenken ihrer Eltern.
    »Ich werde mindestens alle paar Monate vom Observatorium herunterkommen«, sagte Grant, als sie zusammen im
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