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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter
Autoren: Bova Ben
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so da, dachte nach, erinnerte sich, ließ die Stunden und Tage und Wochen Revue passieren. So vieles war geschehen. Alles hatte sich so sehr verändert. Die ganze Welt hatte sich verändert.
    Er wandte sich zur Konsole und aktivierte ihr Kommunikationssystem.
    »Sicherheitsdienst«, sagte er mit fester Stimme.
    Der Bildschirm zeigte den jungen Mann, der Beech in die Krankenstation begleitet hatte. Er trug einen dunklen Anzug, war glatt rasiert, das Haar sauber gekämmt.
    »Ich möchte meine Frau anrufen«, sagte er.
    Der junge Mann schüttelte den Kopf. »Sie sind von der Außenwelt abgeschnitten. Das bedeutet keine ausgehenden Botschaften oder Anrufe. Seien Sie dankbar, dass wir Sie aus der Krankenstation gelassen haben.«
    Grant nickte knapp und unterbrach die Verbindung.
    »Red Devlin«, sagte er dem Computer.
    Der Bildschirm blieb für ein paar Augenblicke leer, aber endlich grinste ihn Devlins jugendliches, schnurrbärtiges Gesicht daraus an.
    »Hallo, Grant. Was kann ich für Sie tun?«
    Devlin schien im Küchenbereich zu sein. Hinter ihm sah Grant die hohen Edelstahltüren eines Gefrierschranks und die Ecke von etwas, das ein großer Elektroherd zu sein schien.
    »Ich muss ein Ferngespräch machen«, sagte Grant, »aber die maßgeblichen Stellen wollen mich ohne Verbindung zur Außenwelt halten.«
    Devlin zog die roten Brauen hoch. »Mit anderen Worten, Sie möchten, dass ich die Typen von der Neuen Ethik umgehe?«
    »Ja. Können Sie das machen?«
    »Und ob ich es machen werde, für Sie allemal, Kumpel. Sie sind ein Held, und diese frömmlerischen Scheißkerle gehen mir schon lange auf den Geist.«
    Grant zögerte. »Ah, es wird eine persönliche Botschaft sein. An meine Frau.«
    Devlin nickte. »Verstehe. Komprimieren Sie die Botschaft und schießen Sie sie mir durch das reguläre Telefonsystem herüber. Ich werde die Nachricht mit meiner üblichen Einkaufsliste einem Kumpel von mir auf der Erde senden. Er wird sie dann für Sie an die richtige Adresse weiterleiten.«
    »Dank, Red«, sagte Grant. »Dafür schulde ich Ihnen was.«
    Lachend erwiderte Devlin: »He, Sie werden hier demnächst ein großer Zampano sein. Da muss ich mich doch gut mit Ihnen stellen, nicht wahr?«
    *
    Grant machte seine Botschaft an Marjorie kurz. Er sagte ihr, dass er gesund und wohlauf sei, doch gebe es Probleme mit der amtlichen Bürokratie, die ihn daran hinderten, sie direkt anzurufen.
    »Ich bin sicher, dass wir das alles ziemlich rasch in Ordnung bringen können«, sagte Grant bei dem Gedanken an die Schiffsladungen von Journalisten, die unterwegs zur Station waren.
    »Aber…« Er zögerte, befeuchtete sich die Lippen und traf die Entscheidung. »Aber ich werde hier noch lange in der Station bleiben, Marjorie. Ich möchte dich bei mir haben. Ich brauche dich bei mir. Wirst du hierher kommen? Ich weiß, dass es die Aufgabe deiner Arbeit bedeutet, aber deine zwei Jahre Dienstpflicht sind ohnedies beinahe um. Bitte komm her. Ich liebe dich, Marjorie. Ich vermisse dich schrecklich. Komm und arbeite mit mir, lebe mit mir. Hier muss ich sein und hier muss ich dich bei mir haben.«
    Er wagte es nicht, seine Botschaft noch einmal durchzulesen, komprimierte die Daten und schoss sie durch die Leitung zu Devlin.
    Red wird sie zu Marjorie durchbringen, sagte er sich. Es mag einen oder zwei Tage dauern, aber sie wird meine Botschaft bekommen.
    Er stand von der Konsole auf und ging langsam die Rampe hinauf und hinaus in den Korridor. Dann werden wir sehen, dachte er. Wird sie heraufkommen, um hier mit mir zu leben?
    Er war zuversichtlich. Trotz der vergangenen Zeit und der Entfernung zwischen ihnen liebte er noch immer seine Frau. Aber liebte auch sie ihn noch? Genug, um alles zurückzulassen und die weite Reise zu machen?
    Ja, dachte er. Ich glaube, sie wird es tun. Aber selbst wenn sie nicht kommt, muss ich hierbleiben. Ich muss.
    Ziellos wanderte er den Hauptkorridor der Station entlang. Leute grüßten ihn mit Lächeln und Hallo, und einige klopften ihm sogar auf die Schulter. Grant lächelte und sagte Hallo und winkte ihnen zu.
    Und sah sich endlich im Aussichtsraum der Station. Niemand war dort. Er trat ein und schloss leise die Tür hinter sich. Der Raum war dunkel, nur winzige Lampen am Boden zeigten, wo eine Couch und ein paar Polstersessel standen. Die langen Fenster waren mit Läden verschlossen. Beinahe wie ein Blinder tastete sich Grant zu dem sehr matt glimmenden Schalter, der die Läden aktivierte.
    Sie öffneten sich leicht
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