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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter
Autoren: Bova Ben
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»Mr. Archer, ich bin überzeugt, dass Sie gleichzeitig ein Student der Naturwissenschaften und gläubig sein können.«
    »Ja! Es gibt keinen fundamentalen Konflikt zwischen Wissenschaft und Glauben.«
    »Vielleicht. Aber in der Jupiter-Forschungsstation arbeiten Wissenschaftler an etwas, das sie uns verheimlichen. Und wir müssen herausfinden, was dort gespielt wird und was sie vorhaben!«
    »Aber… warum ich?«
    »Gottes Wege sind unerforschlich, junger Freund. Sie sind ausgewählt worden. Finden Sie sich damit ab.«
    »Es wird mein Leben ruinieren«, wandte Grant ein. »Vier Jahre getrennt von meiner Frau, vier Jahre für weiß Gott was vergeudet. Ich werde nie zu meinem Doktorat kommen!«
    Beech nickte. »Es ist ein Opfer, das ist mir klar. Aber es ist ein Opfer, das Sie dem Himmel mit Freuden darbringen sollten. Außerdem sind Sie jung und haben das Leben noch vor sich. Sie werden Ihr Studium eben ein paar Jahre später abschließen. Aufs Ganze gesehen macht es nicht viel aus.«
    »Sie können das leicht sagen. Ich bin derjenige, dessen Leben auf den Kopf gestellt wird.«
    »Ich glaube, ich muss Ihnen etwas erklären«, sagte Beech und klopfte mit einer Fingerspitze auf den Schreibtisch. »Haben Sie eine Vorstellung davon, wie die Welt aussah, bevor die Neue Ethik und ähnliche Organisationen in den meisten Ländern politische Macht errangen?«
    Grant rückte unbehaglich auf seinem Stuhl. »Es gab viele Probleme…«
    Beech spuckte ein einziges, scharfes »Hah!« aus. Grant bemerkte, dass die Farbe seiner Augen der eines Löwen glich. Und er starrte Grant an, wie ein Löwe eine Gazelle beobachtet.
    »Ich meine, wirtschaftlich, sozial…«
    »Die Welt war ein Sumpf!«, fauchte Beech. »Überall Korruption. Verfall der Werte, keinerlei moralische Vorbilder. Die Politiker bloße Marionetten mächtiger Interessengruppen. Täuschten die Wähler mit Medienspektakeln und oberflächlicher Popularitätshascherei, während die wahren Probleme der Menschen und Völker ungelöst blieben.«
    »Die Kluft zwischen arm und reich wurde immer weiter«, sagte Grant in Erinnerung an seinen Schulunterricht.
    »Und das führte zu Verbrechen, Terrorismus, Kriegen«, fuhr Beech mit leicht erhobener Stimme fort. »Rassenunruhen und Bürgerkriege überall auf der Welt. Terroristen mit biologischen Waffen.«
    »Die Katastrophe von Kalkutta«, sagte Grant.
    »Drei Millionen Tote.«
    »Und Sao Paulo.«
    »Weitere zwei Millionen.«
    Grant hatte die Videos in der Schule gesehen: Leichenhaufen auf den Straßen, Militär und Feuerwehr in Schutzanzügen gegen die tödlichen biologischen Kampfstoffe in der Luft.
    »Regierungen waren gelähmt, unfähig zu handeln«, sagte Beech. »Bis der Geist Gottes in die Korridore der Macht zurückkehrte.«
    »Es war beinahe wie ein Wunder, nicht wahr?«, sagte Grant.
    Beech schüttelte den Kopf. »Kein Wunder. Harte Arbeit und entschlossenes Handeln von ehrlichen, gottesfürchtigen Menschen. In allen Teilen der Welt übernahmen wir die Regierungsgewalt, die Neue Ethik, das Licht Allahs, die Jünger Gottes in Europa.«
    »Die Bewegung des Neuen Dao in Asien«, ergänzte Grant.
    »Richtig, ja«, sagte Beech. »Und warum waren wir erfolgreich in unserem Bemühen, die unverzichtbaren Werte der Religion, moralische Kraft und Weisheit in der politischen Arena wieder zur Geltung zu bringen? Weil Religion ein digitales System ist.«
    »Digital?«
    »Digital. Religiöse Gebote beruhen auf moralischen Prinzipien. Es gibt Recht und es gibt Unrecht. Nichts dazwischen. Nichts! Kein Spielraum, der den Politikern erlaubt, sich durchzuschlängeln. Recht oder Unrecht, schwarz oder weiß, ein oder aus. Digital.«
    »Darum hatte die Neue Ethik Erfolg, wo andere Reformbewegungen scheiterten«, meinte Grant mit neuem Verständnis.
    »Genau. Darum gelang es uns, die vom Verbrechen heimgesuchten Straßen unserer Städte zu säubern. Darum gelang es uns, all diesen Gruppierungen, die unter dem Deckmantel einer so genannten Moralität unentwegt Rechte für ihr hedonistisches und sündhaftes Treiben einforderten, ohne von Pflichten etwas wissen zu wollen, ein Ende zu machen. Darum konnten wir dem Land und der ganzen Welt Ordnung und Stabilität bringen.«
    Grant musste zugeben, dass die Menschheit nach allem, was er an Geschichte gelernt hatte, mit gottesfürchtigen, moralisch rechtschaffenen Regierungen an der Macht weit besser daran war, als sie es in den alten Tagen der Korruption und Zügellosigkeit gewesen war.
    »Wir tun
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