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Jupiter

Jupiter

Titel: Jupiter
Autoren: Bova Ben
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Wissenschaftler haben ihre Forschungsstation in der Jupiterumlaufbahn seit bald zwanzig Jahren«, sagte Beech mit leichter Betonung des Wortes Wissenschaftler. »Sie haben sich mit den Lebensformen beschäftigt, die auf zwei Monden des Planeten existieren.«
    »Drei«, korrigierte ihn Grant ohne zu überlegen. »Außerdem haben sie Lebensformen in der Jupiteratmosphäre gefunden.«
    Beech fuhr unbeirrt fort: »Die Arbeit, die diese Wissenschaftler verrichten, ist äußerst kostspielig. Sie geben Geld aus, das viel besser verwendet werden könnte, den Armen und Benachteiligten hier auf Erden zu helfen.«
    Bevor Grant etwas erwidern konnte, hob Beech abwehrend die Hand. »Wie auch immer, wir von der Neuen Ethik erheben keine Einwände gegen ihre Arbeit. Obwohl viele dieser Wissenschaftler tun, was sie können, um die Wahrheit der Heiligen Schrift zu widerlegen, gestatten wir ihnen die Fortführung ihrer gottlosen Tätigkeit.«
    Grant konnte sich nicht denken, dass das Studium der hoch angepassten Algen und Mikroben, die in den eisbedeckten Meeren der Jupitermonde lebten, eine gottlose Tätigkeit sei. Wie konnte irgendein Versuch, die Fülle von Gottes Schöpfung zu verstehen, als gottlos betrachtet werden?
    »Warum erheben wir keine Einwände gegen diese ungeheuer kostspielige Verschwendung von Geldmitteln und Anstrengungen?«, fragte Beech rhetorisch. »Weil wir von der Neuen Ethik und ähnlichen gottesfürchtigen Organisationen in anderen Ländern es für zweckmäßig halten, einen Kompromiss mit der Internationalen Astronautischen Behörde und den globalen finanziellen Machtstrukturen zu schließen.«
    »Kompromiss?«, überlegte Grant laut.
    »Es geht um die Fusion«, sagte Beech. »Thermonukleare Fusion. Das wirtschaftliche Wohlergehen der Menschheit hängt von Kraftwerken ab, die mit Fusionsenergie arbeiten. Ohne diese würde die Menschheit in die Armut und das Chaos und die Korruption zurücksinken, die in früheren Jahren zu Kriegen und Terrorismus führten. Mithilfe der Fusionsenergie heben wir den Lebensstandard sogar der Ärmsten der Armen und bringen Hoffnung und Rettung bis in die trostlosesten Winkel.«
    Grant glaubte zu verstehen. »Und das Brennmaterial für die Fusionsreaktoren – die Wasserstoff-und Heliumisotopen – kommen vom Jupiter.«
    »Das ist richtig«, sagte Beech und nickte ernst. »Die ersten Fusionsreaktoren wurden neben Wasserstoff mit Tritium betrieben, das aus Lithium erbrütet werden musste, aber das war zu kostspielig. Die Jupiteratmosphäre ist voll von Tritium. Unbemannte automatisierte Sammlerschiffe verdichten die Isotopen an Ort und Stelle und bringen das Tritium tonnenweise zur Erde.«
    »Aber was hat das mit der wissenschaftlichen Forschung zu tun, die in der Jupiterstation betrieben wird?«, fragte Grant.
    Beech breitete die Hände aus. »Als wir von der Neuen Ethik darauf hinwiesen, dass das für diese Wissenschaftler ausgegebene Geld besser hier auf Erden eingesetzt werden sollte, verlangten die Anthropozentriker der IAB und der großen Finanzinstitute unserer globalisierten Wirtschaft, dass die Forschungen fortgesetzt werden müssten. Sie lehnten die Einstellung der von ihnen finanzierten Forschungsaktivitäten rundweg ab.«
    Gut, dachte Grant.
    »Also wurde ein Kompromiss erzielt: die Wissenschaftler können ihre Arbeit fortsetzen, solange sie aus den durch den Betrieb der Sammlerschiffe erzielten Gewinnen finanziert werden kann.«
    »Der Betriebsstoff für die Fusionsreaktoren finanziert die Forschungsarbeiten«, sagte Grant.
    »Ja, so ist es in den letzten zehn Jahren gehandhabt worden.«
    »Aber was hat dies alles mit mir zu tun? Warum schicken Sie mich zum Jupiter?«
    »Wir wissen, was die Wissenschaftler auf den Jupitermonden tun. Aber letztes Jahr schickten sie eine Sonde in den Planeten selbst.«
    »Sie schicken viele Sonden zum Jupiter«, erwiderte Grant.
    »Diese war bemannt«, sagte Beech.
    Grant stockte der Atem. »Eine bemannte Sonde? Sind Sie sicher? Ich habe nie etwas darüber gehört.«
    »Wir auch nicht. Sie taten es insgeheim.«
    »Nein! Wie konnten…?«
    »Darum werden Sie zur Jupiterstation geschickt. Um in Erfahrung zu bringen, was diese Gottlosen damit zu erreichen suchen«, erklärte Beech.
    »Ich? Sie wünschen, dass ich ihnen nachspioniere?«
    »Wir müssen wissen, was sie tun – und warum sie ihre Aktivitäten nicht melden, nicht einmal der IAB.«
    »Aber ich bin kein Spion. Ich bin Student!«
    Beechs ernster Gesichtsausdruck verfinsterte sich.
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