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Jungs zum Anbeißen

Jungs zum Anbeißen

Titel: Jungs zum Anbeißen
Autoren: Mari Mancusi
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Sabberfaden in seinem Mundwinkel sehen.
    »Okay, tut mir leid«, sage ich hochtrabend. Ich führe den Finger langsam an die Lippen und lecke mit großem Getue das Blut ab.
    Magnus ächzt und sieht einen Moment lang so aus, als würde er ohnmächtig werden.
    »Also, das war absolut gemein«, ruft Rayne mich zur Ordnung. »Wirklich, Sunny.«
    Ich lache. Die beiden nehmen diese Geschichte so was von ernst. »Okay, okay«, sage ich. »Der große, böse, blutige Finger ist weg. Kommen wir zu dem Teil mit dem Messer.«
    Magnus, der sich anscheinend etwas erholt hat, hebt abermals sein Hemd hoch. Wow, ich frage mich, wie viele Sit-ups er machen muss, um sich so einen Körper zu bewahren. Wirklich schade, dass er so ein Loser ist. Wenn er sich einer Persönlichkeitstransplantation oder etwas in der Art unterziehen könnte, wäre er das gefundene Fressen.
    Ich untersuche das Messer noch einmal. Wie zieht sich die Klinge zurück? Ich kann keine Federn fühlen ...
    »Beeil dich«, sagt er. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    »In Ordnung. Wir wollen doch nicht, dass dich die Morgensonne erwischt und du uns zu Staub zerfällst«, antworte ich mit einem Schnauben. »Schön. Los geht's.«
    Ich hole mit dem Messer aus und ramme es ihm dann, so fest ich kann, in den Bauch.
    »Arghh!« Er schreit vor Schmerz auf und krümmt sich. Das Messer ragt immer noch aus seinem Leib und dunkles Blut sickert aus der Wunde.
    »Äh, hm ...« Wow. Das sieht echt echt aus. Wie machen sie das bloß, dass all dieses Blut aus dem Messer kommt? Und wie bleibt die Klinge in seinem Bauch stecken, wenn sie einziehbar ist?
    Und, ähm, warum benimmt er sich so, als würde es wirklich verdammt wehtun?
    »Ähm ...«
    Ich blicke zu Rayne hinüber, die das Ganze mit kühlem Blick beobachtet. Was zur Hölle ist hier los?
    Ich drehe mich wieder zu Magnus um. Er ist auf die Knie gefallen und umklammert seinen Bauch, einen Ausdruck der Qual auf dem Gesicht. Seine Hände sind fast purpurn von Blut und er stöhnt immer noch vor Schmerz.
    Angst umfasst mein Herz mit eisernem Griff. Habe ich es vermasselt? Ist die Klinge nicht eingefahren, als sie es eigentlich hätte tun sollen?
    Habe ich soeben tatsächlich einem Typen ein Messer in den Bauch gerammt?
    »Bist du okay?«, frage ich besorgt. Blöde Frage, wirklich.
    Die Blutlache nimmt die Antwort irgendwie vorweg.
    Magnus krümmt sich zusammen und fällt aufs Pflaster.
    In meiner Panik lasse ich mich neben ihm auf die Knie nieder und versuche, ihn umzudrehen, damit ich die Wunde betrachten kann. Das Blut spritzt nur so heraus. Wenn ich nicht solche Angst gehabt hätte, wäre es total eklig gewesen.
    »Oh, mein Gott, ich glaube, er ist wirklich verletzt«, kreische ich und halte Ausschau nach meiner Zwillingsschwester. »Rayne! Ruf den Notruf. Er braucht einen Krankenwagen!« Ich drehe mich wieder zu Magnus um und suche nach einer Möglichkeit, die Blutung zu stillen. Soll ich das Messer herausziehen oder stecken lassen? Mein Atem geht stoßweise, während mein ganzes Leben blitzartig an mir vorüberzieht.
    Ich, Sunshine McDonald, habe soeben jemandem ein Messer in den Bauch gerammt. Und jetzt könnte er sterben.
    Und ich werde dafür verantwortlich sein. Man wird mich des Mordes anklagen. Mich ins Gefängnis stecken und den Schlüssel wegwerfen. Gibt es in New Hampshire noch die Todesstrafe? Oh, mein Gott. Warum habe ich mich erboten, das Messer zu nehmen? Was ist nur in mich gefahren, einen irregeleiteten Teenager niederzustechen, der sich für einen Vampir hält? Dämlich, Sunny. Saudämlich.
    Tränen strömen mir über die Wangen, während ich neben Magnus hocke. »Bist du okay?«, frage ich schluchzend.
    »Kannst du mich hören?« Ich beuge mich tiefer über ihn.
    »Siehst du irgendein weißes Licht? Wenn ja, dann flehe ich dich an, geh nicht darauf zu. Ich habe noch so viel, wofür es sich - ich meine … du hast noch so viel, wofür es sich zu leben lohnt.«
    »Habe ich es dir nicht erklärt?« Plötzlich öffnet Magnus die Augen, setzt sich aufrecht hin und fängt an, hysterisch zu lachen. »Ich bin schon tot!«
    Ich sehe voller Entsetzen zu, wie er das Messer packt und es mühelos aus der Wunde zieht. Dann schrumpft der Schnitt unglaublicherweise vor meinen Augen zusammen.
    Ich beobachte wie gebannt, wie ein unsichtbarer Faden die Haut wieder zusammenzunähen scheint, bis nichts als eine winzige Narbe übrig bleibt.
    »Oh, mein Gott! Du bist wirklich ein ...« Ich mache einen erschrockenen Satz
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