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Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Jungen und Maedchen - wie sie lernen

Titel: Jungen und Maedchen - wie sie lernen
Autoren: Vera F. Birkenbihl
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mit 8 oder 9 Jahren ; also umfaßt die Formel „plus/minus 2“ eine Spanne von ca. 5 Jahren (es kann in Einzelfällen sogar auf „plus/minus 3½“ hinauslaufen). Früher wußte man das, in sogenannten Zwergenschulen auf dem Land wußte jede Lehrkraft, daß das eine Kind mit 7 schon recht gut lesen konnte, ein anderes erst mit 11; aber später als Teenager lasen sie beide ausgezeichnet.
    MONTESSORI und BINET lernten durch jahrelange Beobachtung, wie unterschiedlich und individuell begabt Kinder sind. Deshalb kann man sie nicht alle gleichzeitig in denselben Techniken oder Fertigkeiten im selben Tempo und in derselben Weise unterrichten. Darum betonte BINET, der Erfinder eines Tests, der die Fähigkeit mißt, im normalen Schulbetrieb mitzukommen:
    Wichtig:
    Die Ergebnisse dürfen keinesfalls an das chronologische Alter der Kinder gebunden werden.
    Trotzdem verknüpfte WECHSLER in den USA die Testergebnisse eindeutig mit dem Alter der Testpersonen, und das ist bis heute beim sogenannten IQ nach BINET und WECHSLER auch so geblieben! BINET würde sich im Grabe umdrehen!
    Maria MONTESSORI hingegen konnte in ihren Kinderhäusern dafür sorgen, daß die Weichen gleich richtig gestellt wurden. Sie entwickelte ein Umfeld, in dem Kinder sich, wann immer sie wollen, für bestimmte Aspekte interessieren dürfen. Sie hatte nämlich auch festgestellt:
    Wichtig:
    Kinder zieht es zu bestimmten konkreten Tätigkeiten, wenn sie innerlich bereit dazu sind.
    Heute wissen wir, daß das entsprechende Lernfenster weit offen ist, wenn Kinder sich plötzlich intensiv für eine Sache interessieren. Und da in MONTESSORI-Schulen Kinder verschiedenen Alters zusammen sind, gibt es immer genügend zu sehen. Zwar fällt es leichter, im „statistischen Schnitt“ zu denken (die jüngeren Kinder schauen den älteren Dinge ab), aber es kann im Einzelfall natürlich auch umgekehrt sein! In einer Umgebung, in der Alter nicht relevant ist, fällt das nicht weiter auf, und so können sich Kinder dann weiterentwickeln, wenn das Gehirn für diese Art von Tätigkeit bereit ist. Hier entsteht die LERN-LUST , die wir alle an Kindern beobachtet haben und die von der Umwelt oft dramatisch eingeschränkt wird. Es beginnt beim Kleinkind, das hunderte von Malen etwas hinunterwirft und sich unbändig freut, wenn jemand es aufhebt. Da Menschen alles im Lichte ihrer eigenen Werte, Gedanken und Gefühle interpretieren, sagen viele Erwachsene dann: „Ja, das Kind meint wohl, ich bin sein Diener, oder was?!“ (Oder: „Wenn ich das jetzt immer wieder aufhebe, dann denkt er, ich werde sein Leben lang hinter ihm herräumen. Mit mir nicht!“) und weigern sich, mitzuspielen. Das ist sehr traurig, denn das Kleinkind ist ein Forscher und beobachtet lediglich, daß ein Gegenstand auf geheimnisvolle Weise FÄLLT, und dieses FALLEN möchte es wieder und wieder und wieder durchspielen – denn nur so kann sein Gehirn die notwendigen Nervenbahnen für das Fallen anlegen (wir kommen gleich darauf zurück).
    Lernfenster Sprache /n
    Heute wissen wir: Wächst ein Kind zwei- (oder drei-)sprachig auf, dann werden sämtliche Wörter dieser zwei (oder drei) Sprachen in einem einzigen Sprachfeld im Gehirn abgespeichert. Erst Sprachen, die wir später lernen, werden in eigenen Sprachfeldern abgelegt. Ich vermutete dies schon lange, ehe bildgebende Verfahren es bewiesen. Und ich vermute auch: Je später man eine neue Sprache lernt, desto stärker ist die Tendenz des Gehirns, zuerst im muttersprachlichen Reservoir „nachzusehen“ . Dies verstärkt die Tendenz, die eigene Sprache der anderen „aufzustülpen“. Dann sagen wir z. B. „He laughed himself a twig“, wiewohl man sich im Englischen keinen Ast lachen kann. Vokabelpauken unterstützt diesen unheilvollen Mechanismus, weil hier das deutsche Wort (z. B. Tisch) untrennbar mit seinem englischen Äquivalent (table) verbunden wird, so daß wir Pseudoworte lernen (Tischtable). Diese Pseudoworte werden wahrscheinlich in beiden Sprachfeldern „abgelegt“, wodurch es eine untrennbare Nervenbahn zwischen ihnen geben dürfte. Deshalb entwickelte ich vor einem Vierteljahrhundert eine Methode, die diese Nachteile ausschaltet. (So ist z. B. Vokabelpauken verboten!)
    Diverse weitere Lernfenster
    Wenn wir Kinder über längere Zeiträume beobachten, stellen wir fest, daß es gewisse Phasen gibt, in denen sie sich auf bestimmte Dinge stürzen und diese tage- oder wochenlang angehen. Deshalb sind sie zeitweise besessen von bestimmten THEMEN,
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