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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)
Autoren: Heinz Strunk
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es offenbar ähnlich, das spüre ich, und so schnell, wie der Spuk begann, ist er auch wieder vorbei. Ohne ein Wort verschwindet Martin im Schlafzimmer seiner Eltern. Ich sitze da, weiß nicht, was ich tun soll, und fange zum ersten Mal seit langem wieder an zu beten. Ich bete, dass, wenn ich aufwache, gar nichts passiert ist.
    Von wegen. Als es hell wird, ist alles noch da. Ich schleiche mich aus der Wohnung, und es ist völlig klar, dass er mich gehört hat, wahrscheinlich ist er heilfroh, dass ich endlich weg bin. Mutter wundert sich, als ich viel früher als erwartet zu Hause angetrottet komme. Gereizt sage ich, dass Martin sich nicht gut fühlt.
    Seitdem gehen wir uns aus dem Weg. Nur einmal, als niemand in der Nähe ist, nimmt er mich beiseite und erklärt mir, er wäre nicht schwul. Als ob ich jetzt schwul wäre! Mongo. Dann sagt er noch, ich soll mit niemandem darüber reden. So ein Idiot, als ob ich freiwillig was ausplaudern würde! Ich weiß selber, dass wir nicht schwul sind. Hätten wir es bloß seinlassen! Jetzt haben wir die Quittung, denn es wird nie wieder so zwischen uns, wie es einmal war.

Frühling
    Mit der Wichserei wird es immer ärger. Meist pumpe ich mich schon morgens nach dem Aufwachen ab. Doch das hält nicht lange vor, schon auf dem Weg zur Schule werde ich wieder rallig. In der großen Pause verziehe ich mich oft hinter den Lehrerparkplatz, von hier aus kann ich meine Klassenkameradinnen auf dem Schulhof beobachten, ohne selber gesehen zu werden. Petra! Sabine! Und Maria, die Halbspanierin. Manchmal frage ich mich, wo die Miezen bloß alle herkommen mit ihren Röcken und Hosen und Beinen und Mündern. Es pocht und bubbert und puckert. Ich kann nach der Schule gar nicht schnell genug nach Hause kommen. Wenn meine Mutter schon zum Unterricht ist, stürze ich in mein Zimmer, ziehe mich splitterfasernackt aus und lege mich bäuchlings aufs Bett.
    Ich stöhne die Namen: Petra, Sabine, Maria und wie sie alle heißen. Ich lass mir richtig Zeit, mit der Zunge lecke ich das Kopfkissen. Manchmal stell ich mir vor, wie es mit einem Jungen und einem Mädchen gleichzeitig wäre. Oder zwei Jungen. Oder drei Mädchen. Es gibt so einiges, was ich mir vorstelle. Wenn es endlich so weit ist, hechte ich zum Schreibtisch und greife mir ein Tempo, es peitscht mich auf, wenn ich es nicht rechtzeitig schaffe und was danebengeht. Keuchend bleibe ich ein paar Minuten liegen. Das war gut.
    Ich gehe in die Küche, um was zu essen. Mutter hat Königsberger Klopse vorbereitet, die muss ich nur noch aufwärmen. Ich habe einen Riesenhunger und stelle mir vor, wie ekelhaft es sein muss, mich beim Essen zu beobachten, wie ich den noch halbkalten Kram hinunterschlinge und danach meine Kleidung mit Soße und Kapern vollgesaut ist. Zwischendurch spucke ich in ein Trinkglas. Ich schlucke meinen Speichel nicht hinunter, sondern sabber ins Glas. Es bereitet mir irres Vergnügen, an dem Blasen werfenden, säuerlichen Speichel zu riechen. Erst wenn das Glas randvoll ist, schütte ich es langsam in die Spüle. Ist das abartig.
    Dann geht’s zurück ins Zimmer, Hausaufgaben machen. Es geht immer los mit Mathe. Ich starre abwechselnd ins Schulbuch und auf meine Finger mit den abgekauten, entzündeten Nägeln. Meine Güte, ist das schon wieder schwer. Meistens kapiere ich noch nicht mal die Aufgabenstellung, so wie früher bei Herrn Dierks. Je öfter ich mich verrechne, desto aufgeregter werde ich. Die Erregung wandert in die Lenden, wieder beginnt es zu zucken und zu pochern und zu puckern. Mit der einen Hand krakele ich noch, mit der anderen öffne ich meinen Hosenstall und drücke und zwicke und knete. Ich halte es kaum noch aus und presse meinen Unterleib an den Schreibtisch. Was soll das überhaupt bedeuten, Kurvendiskussion! Was gibt’s da zu diskutieren, die sind doch alle schwachsinnig geworden! Manchmal mache ich Geräusche wie ein Frosch, quak, quak, quak, quak, quak, ich weiß auch nicht, warum. Dann wieder bäuchlings auf die Matratze. «Petra», «Sabine», «Maria». Ich küsse das Kissen, das Gesicht von Maria, meine Hände umklammern die Matratze. Diesmal geht die Ladung direkt ins Bettzeug, egal, kommt eh kaum noch was.
    Zurück an den Schreibtisch. Es hat einfach keinen Zweck, nächstes Fach, Deutsch, da kann ich wenigstens irgendwas schreiben. Kritzel. So geht’s den Nachmittag zwischen Schreibtisch und Matratze hin und her. Irgendwas kann da nicht stimmen. Wo kommt das bloß alles her? Gegen halb sieben höre
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