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Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)

Titel: Junge rettet Freund aus Teich (German Edition)
Autoren: Heinz Strunk
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Baby». Plötzlich tickt mir Heike von hinten auf die Schulter und fordert mich auf!
    Ich bin total baff, denn seit einer Ewigkeit reden wir kaum ein Wort miteinander. Bisher hat sie nur in der Ecke gesessen, ich hab’s genau gesehen. Und jetzt Engtanz! Ich umfasse ihre Hüften und sie meine Schultern, sie schmiegt sich richtig eng an mich. Damit hätte ich im Leben nicht gerechnet. Woman, take me in your arms, rock your baby. Mir ist schwindlig vor Glück, kaum zu glauben, dass da noch so viele Gefühle für sie übrig sind, ich hatte das nur verdrängt. Eigentlich bin ich schon seit über einem Jahr nicht mehr in sie verliebt, aber jetzt kommt alles wieder hoch. Hoffentlich spielen sie noch einen Engtanz hinterher. Aber als Nächstes kommt das bescheuerte «Waterloo», und die Stimmung ist hinüber. Heike ist genauso verlegen wie ich und setzt sich wieder. Ich lauere auf eine Gelegenheit, sie aufzufordern, aber entweder unterhält sie sich, oder die Musik passt nicht, oder ich bin mit Sonja auf dem Klo. So eine Scheiße. Jetzt mit Heike knutschen! Als Sonja und ich mal wieder ein Schlückchen nehmen, wird sie auf einmal ganz bleich.
    «Ey, mir ist voll schlecht. Ich glaub, ich muss kotzen.»
    «Steck dir ’nen Finger in den Hals, dann hast du’s hinter dir.»
    Sie verschwindet in einer Kabine, aber man hört nichts. Wahrscheinlich traut sie sich nicht, denn auf Ansage kotzen ist leichter gesagt als getan. Schon halb zehn. Nun mach doch! Wenn sie sich nicht endlich einen Finger in den Hals steckt, kann ich’s mit Heike vergessen. Aber Sonja jetzt alleinlassen kommt auch nicht in Frage, schließlich bin ich immer noch ihr bester Freund, trotz all dem Trara. Nach einer Ewigkeit geht die Klotür auf:
    «Geht nicht.»
    «Dann trink doch wenigstens Wasser.»
    «Keinen Durst.»
    «Und jetzt?»
    «Geh doch zurück. Ich hau ab, wahrscheinlich wartet Andreas sowieso schon.»
    Ich gehe wieder ins Klassenzimmer, doch von Heike keine Spur. War ja klar. Wahrscheinlich hat sie die ganze Zeit auf mich gewartet und ist vor einer Sekunde abgezogen. Mir ist schwindlig. Ich setze mich erst mal und bleibe benommen hocken, bis Herr Klöppel die Ansage für das letzte Stück macht. Noch mal «Kung Fu Fighting», das lief heute Abend viermal. Bei den letzten Takten schummele ich mich weg. Das war’s dann wohl, so nah werde ich Heike im Leben nicht mehr kommen.

Junge rettet Freund aus Teich
    Ende Februar gab es noch einen Wintereinbruch, und der Außenmühlenteich hat sich nach zehn Tagen Dauerfrost in eine schneebedeckte Eisfläche verwandelt. Heute ist eine der seltenen Gelegenheiten, an denen Martin und ich uns mal außerhalb der Schule treffen. Immer noch heimlich, aber irgendwann müssten seine Eltern doch mal einlenken; aus meiner Sicht ist das Delikt jedenfalls verjährt. Aber selbst wenn, wird er nicht mehr so viel Zeit für mich haben wie früher, weil er nämlich schon wieder eine neue Freundin am Start hat. Ist ja klar, was nachmittags dann bei ihm so abgeht. Noch nicht mal vorgestellt hat er sie mir. Traurig.
    Martin möchte unbedingt Schlittschuh laufen, was bei mir nun ganz schlecht ist. Ich kann es nämlich nicht, und ich habe auch nicht vor, es in diesem Leben noch zu lernen. Ebenso wenig wie Skilaufen und andere Sportarten, für die man jede Menge Gleichgewichtssinn und Koordination benötigt. Das Allerschlimmste ist Geräteturnen, beim Bockspringen pack ich mich regelmäßig hin. «Steif wie ein Bock», sagt mein Sportlehrer verächtlich. Recht hat er. Dafür bin ich im Fußball gut, und Volleyball geht auch. Schuster, bleib bei deinen Leisten.

    Ein Schild warnt eindringlich davor, sich auf das angeblich noch viel zu dünne Eis zu wagen. Martin lässt sich davon jedoch nicht beirren: «Ist doch alles Quatsch. Natürlich sagen die das. Die müssen das ja, denn wenn wirklich mal was passiert, sind die schuld, wenn sie vorher nicht gewarnt haben.» Begründung auf dünnem Eise. Aber wenn er unbedingt will, komme ich eben mit. Wir laufen am Freibad Außenmühle vorbei. Aus den beiden Becken ist das Wasser abgelassen, das Gelände wirkt verwaist. In anderen Freibädern laufen bissige Hunde rum, aber hier nicht, die Außenmühle verfällt zusehends und ist mittlerweile ein richtiger Schandfleck. Vor zwei Jahren wurde im Nichtschwimmerbecken irgendein Gift gefunden, in einer Dosis, die für Kleinkinder tödlich sein kann. Von dem Skandal hat sich das Bad nie mehr erholt, die Besucherzahlen sind eingebrochen, und jetzt
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