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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Autoren: Pax Rebekka
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auf den Kissen zurecht, faltete die Finger über der Brust und verfiel wieder in meinen Dämmerzustand. Das Einzige, womit ich mich ablenken konnte, waren meine Erinnerungen, die Bilder aus meiner Vergangenheit und die Gedanken meiner Lieben.
    Ich entsann mich noch gut an meine erste Verurteilung, die ich im Sarg verbüßte, vor all diesen vielen, vielen Jahren in Paris. Damals hatte ich noch so wenig gewusst, jede Nacht in Panik verbracht, jede Nacht geschrien, getobt und mich selbst verletzt.
    Curtis hatte recht behalten. Dieses Mal war es anders, einfacher. Ich hatte mich meistens unter Kontrolle, und der Hunger war erträglich. Ich brauchte nicht mehr so dringend Blut, sondern konnte von der Energie meiner Vampire zehren. So blieb ich bei klarem Verstand.
    Genau in diesem Moment, da ich an ihn dachte, erwachte Brandon, der Unsterbliche, den ich von Curtis gestohlen hatte und der nun mir die Treue hielt. Bluttausch und Eide verbanden unsere Körper, und so spürte ich, wie der Funke, der Seele und Leben war, in seinen schlummernden Leib einkehrte.
    An seiner Stelle hätte ich als Erstes den Sargdeckel aufgestoßen, um frei atmen zu können; Brandon tat das nicht.
    Er öffnete die Augen, bewegte seine Hände und schmiegte seine Wange in die Kissen. Wie ein Mensch, der sich nach dem Weckerklingeln noch einmal umdrehte.
    Er wartete auf Christina. Seine Freundin hatte als jüngere Unsterbliche noch mindestens eine Viertelstunde, bevor sie aufwachte.
    Christina war eine schöne Latina mit kastanienbraunen, langen Haaren und Augen so dunkel, dass sie mitunter schwarz aussahen, wenn sie wütend oder hungrig war. Ihre kleine Gestalt mit den fraulichen Rundungen hatte schon manchen Mann verführt und zu Leichtsinn getrieben, den er dann bitter bereute. In Christina steckte viel mehr, als es auf den ersten Blick schien. Sie war schlagfertig, mit Fäusten und Worten gleichermaßen.
    Ich hatte sie, wenige Wochen bevor ich meine Strafe antrat, verwandelt. Damals lag sie nach einem Kampf im Sterben, und Brandon hatte mich auf Knien angefleht, seine menschliche Dienerin zu retten und zu einer von uns zu machen.
    Ich tat es und brach damit mein eigenes Versprechen, niemals Vampire zu schaffen. Seitdem war Christina mein, wie auch er.
    Die Verwandlung hatte sie verändert. Sie war schüchtern, ängstlich und unterwürfig geworden, wie alle neugeborenen Vampire. Doch die alte Christina war nicht vollständig verschwunden. Ich bin in meinem Leben Zeuge vieler Verwandlungen gewesen, und jedes Mal war es eine Freude zu erleben, wie die Neuen nach dem Schock des Todes und den gefährlichen ersten Jahren zu ihrem alten Ich zurückfanden.
    Christina hatte noch viel vor sich. Sie musste lernen zu jagen, lernen, ihren Hunger zu kontrollieren. Junge Vampire starben wie die Fliegen, sei es, weil der Hunger ihren Verstand zerstörte oder andere sie töteten. Eigentlich sollte ich sie schützen, aber ich lag eingesperrt in dieser Kiste, und so hatte Brandon diese Aufgabe übernommen.
    »Julius, bist du da?«, flüsterte er in die Tintenschwärze.
    »Ja.«
    »Wie geht es dir?«
    »Wie schon? Hier ist nicht viel Ablenkung.«
    »War Curtis bei dir?«
    »Natürlich, wie immer.« Ich konnte die Bitterkeit in meinen Worten nicht ganz verbergen, und Brandon war meine Stimmung nicht entgangen. Sein Herz schlug aus Mitgefühl schneller. »Wenn ich nicht so weit weg wäre, würde ich zu dir kommen.«
    »Ich weiß, danke.«
    Brandon und Christina waren in Arizona.
    Als er mir vor einer Weile von seiner entbehrungsreichen Kindheit im Reservat erzählte und von seinem Wunsch, noch einmal an den Ort seiner Geburt zurückzukehren und den Geistern seiner Vergangenheit einen Besuch abzustatten, hatte ich ihn dazu ermuntert.
    »Wo seid ihr jetzt?«
    »Na’ní’á Hasání.«
    »Also in Cameron?«
    »Ja, auf einem Campingplatz nicht weit von meinem Geburtsort. Vor Sonnenaufgang war nicht mehr genug Zeit. Wir bleiben eine Nacht, um alles anzusehen, dann kommen wir heim.«
    »Nimm dir Zeit, Brandon.«
    »Ja, werde ich, danke, Meister.«
    Er stand auf, legte seine Hände flach auf den Boden des Wohnwagens und machte einen Katzenbuckel. Sein langes, rabenschwarzes Haar fiel wie Wasser vornüber.
    Ich biss mir auf die Zunge vor Neid. Wie gerne hätte ich auch nur die Beine angewinkelt, aber dafür war der Sarg nicht hoch genug. Wütend schlug ich mit der Faust gegen die Seitenwand, dass die Riegel schepperten.
    »Julius?« Brandon richtete sich auf. »Was ist
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