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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Autoren: Pax Rebekka
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kannst froh sein, dass der Kunde so kurzfristig geschäftlich verreisen musste«, sagte John Lapiccola, während er mit größter Vorsicht einen Fuß vor den anderen setzte. Amber lief direkt neben ihm, räumte alles aus dem Weg, was gefährlich werden konnte, öffnete Türen und scheuchte neugierige Kollegen aus dem Weg. Erst als das halb geöffnete Paket sicher auf ihrer Werkbank stand, wagte sie wieder zu atmen.
    Ganz vorsichtig legte sie den kostbaren Inhalt frei. Die Skulptur war in einem desolaten Zustand. Ein Arm des Heiligen fehlte, der komplizierte Faltenwurf seines Gewandes endete in einem klaffenden Loch. Dennoch ließ der Anblick ihr Herz höher schlagen.
    »Und? Was denkst du? Traust du es dir zu?«
    Sie nickte, ohne John Lapiccola anzusehen, und ging in Gedanken schon die einzelnen Arbeitsschritte durch. Erst als sie hörte, dass er den Werkraum verlassen wollte, blickte sie auf. »John, warte.«
    Mit wenigen Schritten überbrückte sie die Distanz, nahm ihren Boss in den Arm und drückte ihm einen Kuss auf die bärtige Wange. »Danke!«
    Dann war sie allein. Vorsichtig hob sie die Figur aus ihrem Bett und legte sie in eine Schaumstoffhalterung auf ihrer Werkbank. Ungläubig ließ sie den Zeigefinger über die brüchige Farbe und das stumpfe Blattgold wandern. »Bald bist du wieder wunderschön«, versprach sie leise.
    Der Freude gelang es beinahe, den Schmerz zu übertönen, den die Trennung von Julius hinterlassen hatte und der dumpf wie der Schlag einer Turmuhr in ihr hallte. Wie gerne würde sie in diesem Moment ihr Glück mit ihm teilen. Es war früher Abend. Ein schneller Blick aus dem kleinen Fenster bestätigte ihre Ahnung. Dämmerung. Er erwachte, genau in diesem Moment. Ein Echo davon konnte sie noch immer fühlen, obwohl Julius die Siegel wie versprochen geschlossen hatte, fest verbarrikadiert, als stünde auf seiner Seite eine massive Mauer. Undurchdringlich. Unüberwindbar, selbst wenn sie es versuchen würde.
    Ambers Hände hatten ihre Wanderung über die Skulptur eingestellt. Sie konnte sich nicht mehr darauf konzentrieren, Risse und morsche Stellen zu ertasten.
    Morsch, zerbrochen, genau so sah es in ihr aus. Aber weder Kalkmasse, Schellack noch Farbe konnten ihr helfen.
    Ihre Medizin hatte goldbraune Augen, lockiges Haar und roch wie das Versprechen auf Schnee an einem kalten Tag. Julius. Nur ein einziger Anruf, nur kurz seine Stimme hören und der Schmerz würde verschwinden, zumindest für eine Weile.
    Amber, du bist töricht, schimpfte sie sich zornig. Sie konnte nicht zu Julius zurück. Niemals. Nicht, wenn sie nicht zur Mörderin werden wollte, nicht noch einmal. Coes Ende plagte sie jede Nacht. Schuldgefühle, begleitet von seinen Todesschreien. Ohne Julius hätte sie das nie getan.
    Aber ohne ihn wäre sie wohl auch selbst nicht mehr am Leben. Wenn ihr Herz für sie entscheiden könnte, würde sie in diesem Moment bei ihm sein oder ihn anrufen. Amber schüttelte den Kopf, sah kurz auf ihr Telefon und steckte es wieder zurück in die Hosentasche. Es gab genug zu tun, sie sollte wirklich arbeiten.

    Nach unserer Rückkehr nach L.A. war Brandon wieder in den Zustand verfallen, in dem er vor dem Sonnentanz gewesen war. Er sprach kaum, kapselte sich ab und duldete nicht einmal mehr Christina in seiner Nähe. Ich begann zu bereuen, ihn vor die Richter in Phoenix gezerrt zu haben, und Brandon machte keinen Hehl daraus, dass er wieder den Tod ersehnte. Ich suchte krampfhaft nach einer Lösung, und als sie mir eingefallen war, schreckte mich deren Radikalität.
    Nachdem ich zwei Tage mit mir gehadert hatte, suchte ich seine Kammer kurz nach Mitternacht auf. Ich klopfte, und als er nicht reagierte, trat ich ein.
    Brandon saß in einer Ecke, die mit Kissen und einem Bärenfell ausstaffiert war, und starrte auf die Wand, als sei dort ein Fenster in seine Vergangenheit.
    »Was willst du?«, fragte er unfreundlich.
    Ich ging zu ihm und breitete vor ihm aus, was ich mitgebracht hatte. Verbandszeug, zwei steril verpackte Skalpelle, Alkohol, ein Handtuch.
    »Was soll das, was willst du damit?« Irritiert folgte er mir mit den Augen, während ich eine seiner Kerzen zu ihm trug und als Letztes ein Bündel weißen Salbei zutage förderte, den ich nach einigem Suchen in einem der vielen Esoterikläden Malibus gefunden hatte.
    »Coe ist tot. Er hat kein Anrecht mehr auf dich. Ich will ihn aus deinem Körper schneiden, sein Zeichen und all die widerlichen Erinnerungen, die daran hängen. Wir verbrennen
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