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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Autoren: Pax Rebekka
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vor, Chris, ich habe ganz umsonst Schiss gehabt. Vater wusste überhaupt nicht, wie viel Schafe wir besaßen. Sobald ich die Herde in den Pferch gebracht hatte, wählte er den fettesten Hammel aus und hat ihn Two Feathers zu Ehren geschlachtet. Sie haben die ganze Nacht erzählt, und Vater trank keinen einzigen Tropfen Alkohol. Ich hatte seit langem das erste Mal wieder Achtung vor ihm.«
    »Dieser Two Feathers muss ein eindrucksvoller Mann gewesen sein.«
    »Oh ja, das war er. Er hat nie für die Weißen gearbeitet wie Vater, sondern ist als junger Mann aus dem Reservat abgehauen. Weißt du, nach dem Massaker von Wounded Knee hatten die meisten die Hoffnung verloren. Nicht so Two Feathers. Er wollte um jeden Preis kämpfen. Wenn er nicht in den Süden zu den Apachen gegangen wär, hätte er wohl einen Ein-Mann-Feldzug gestartet.« Brandon lachte.
    »Und die Apachen haben noch gekämpft?«, fragte Christina erstaunt.
    Brandon zuckte mit den Schultern. »Bis in die dreißiger Jahre gab es noch ein paar Kriegerverbände, die in Mexiko unterwegs waren. Two Feathers hat mir gezeigt, das auch ein Junge aus einem Reservat seine Träume leben konnte, wenn er es nur genug wollte. Von jener denkwürdigen Nacht an kannte ich nur noch ein Ziel, abhauen und ein Krieger werden. Und ich hätte es auch geschafft, wenn Coe nicht …«
    Brandons Blick ging in die Ferne, dann fuhr er sich über die Stirn.
    Christina schloss ihre Hand um seine und drückte sie zärtlich, ihre Finger strichen in einem langsamen, beruhigenden Rhythmus über seinen Puls.
    »Lass uns an was anderes denken, komm. Das ist zig Jahre her.«
    Brandon versuchte, all die Bilder, die wie unruhige Geister in seinem Kopf herumspukten, zu verbannen, und mit einem Mal wurde ihm tatsächlich leichter ums Herz.
    Er packte Christina, drückte sie ganz fest an sich und sog den Duft ihrer Haut ein. Sie war die beste Medizin, die aller ­beste! Während Christina noch erleichtert seufzte, stieß er sie wieder von sich und bleckte spielerisch die Zähne.
    »Lauf weg!«
    Sie machte einige unsichere Schritte. »Wirklich?«
    »Lauf weg. Lass mich sehen, wie schnell dich Julius’ Blut gemacht hat. Keine Angst, hier beobachtet uns niemand.«
    Sie war mit dem nächsten Wimpernschlag auf und davon. Brandon ließ einen Moment verstreichen, dann folgte er ihr.
    Es tat so gut zu laufen, die alten Pfade entlang, durch ein trockenes Bachbett und immer den Geruch würzigen Salbeis in der Nase, dem heiligen Kraut, das hier überall wuchs.
    Als angewehter Sand die Schritte schwerer werden ließ, überbrückte Brandon die wenigen Meter, die sie trennten, und riss Christina zu Boden. Lachend rutschten sie ein Stück durch den feinen Sand.
    »Schau«, sagte Brandon atemlos und wies nach oben. »Das habe ich wirklich vermisst!«
    Die Milchstraße zog sich wie ein diamantbestickter Schleier durch den Nachthimmel.
    »Meine Großmutter Dolores kannte ein Fadenspiel, in dem die Sternbilder abgebildet waren. So war es für uns Kinder leicht, sie zu lernen.«
    Christina kuschelte sich in seine Armbeuge und blickte dorthin, wo Brandons Finger wies. »Dort ist der große Wagen, wir nennen ihn Náhookos Bika’ii, der Mann des Nordens. Er ist der Vater oder der Beschützer des Heims.«
    »Hat er auch eine Frau?«, fragte Christina. Sie ließ ihre Hand verführerisch über seine Brust gleiten, tiefer wandern, bis er scharf die Luft einsog und lachte. »Natürlich hat er eine.«
    »Und wie heißt die?«
    »Das errätst du nie. Náhookos Bi’áadii, Frau des Nordens, natürlich!«
    Christina stützte sich auf. »Besserwisser«, hauchte sie und gab ihm einen schnellen Kuss auf den Mund. »Und der Morgenstern?«
    »Ma’ii Bizo’.«
    »Und das heißt?«
    »Und das heißt, und das heißt«, äffte Brandon sie grinsend nach und zog Christina in die Arme. »Das ist Coyotes Stern, und wenn du nicht aufpasst, klaut Coyote dich, wie er den ersten Menschen die Sterne geklaut hat, und rennt mit dir davon!«
    Im nächsten Augenblick rollte er sich auf sie und drückte sie in den Sand. Christina keuchte überrascht, grub dann ihre Hände in sein langes Haar und zog seinen Kopf näher, um ihn leidenschaftlich zu küssen.
    Als sie schließlich den Rückweg angetreten hatten und schon eine Weile gegangen waren, zerfraß anschwellender Motorenlärm die Stille. Ein Pick-up fuhr die Piste herauf und kam ihnen genau entgegen.
    Scheinwerferlicht zuckte über die Büsche.
    »Was will der denn hier?«, fragte Christina
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