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Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Julius Lawhead 2 - Flammenmond

Titel: Julius Lawhead 2 - Flammenmond
Autoren: Pax Rebekka
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Wand und rutschte zu Boden.
    Sie trugen mich hinein und setzten den Sarg auf einem kleinen Podest ab. Mehr und mehr Vampire kamen. Erstaunt fühlte ich Lilianas Anwesenheit. Die Meisterin des Mereley-Clans hatte mich während meiner Gefangenschaft mehrfach besucht.
    Die Vorbereitungen für meine Freilassung kamen voran. Ich hörte leise Schritte, unterdrücktes Gemurmel, Curtis’ Befehl, die Fesseln zu bringen.
    Ich würde endlich trinken können.
    Frisches Blut! Der Gedanke an neue Lebenskraft ließ alles andere in den Schatten treten. Mein Unterleib krampfte und die Welt war plötzlich blutroter Schmerz.
    Lilianas kalte Energie rauschte in mein Gefängnis, doch ich wehrte mich. Sie durfte mich nicht betäuben! Ich wollte Freiheit, endlich Freiheit! Ich riss meine Schilde hoch und verbarg mich dahinter wie in einer Festung aus Glas. Es war dumm. Liliana wollte mir helfen, doch ich war jenseits von Vernunft.
    »Julius!« Das war Curtis. Es klang wie eine Drohung.
    Ich riss mich augenblicklich zusammen. Er würde es fertigbringen und meine Freilassung im letzten Moment aufheben.
    Also ließ ich meine Schutzschilde fallen und erlaubte, dass Liliana nach meiner Seele griff. Es tat überraschend gut. Sie strich den Schmerz aus meinem Leib und machte die Messer des Dämons Hunger stumpf.
    »Bleib ruhig«, flüsterte sie. »Ich bin bei dir, ich passe auf dich auf. Schließ die Augen.«
    Ein Schlüssel klirrte. Kurz darauf wurden an den beiden Längsseiten des Sargs Fächer geöffnet. Ich krampfte die Augen zusammen. Das hereinfallende Kerzenlicht brannte wie tausend Sonnen.
    Hände langten durch die Öffnungen und tasteten über meinen Körper. Die Berührungen waren nach all der Zeit ungewohnt. Ich konnte das Blut in ihren Adern dröhnen ­hören, aber Lilianas Magie zog mich von der Klippe fort und hielt mich davon ab, wie ein tollwütiger Hund zuzuschnappen.
    Die Helfer zogen einen breiten Lederriemen über meine Brust und zerrten ihn fest, bis ich glaubte, meine Rippen würden unter dem Druck brechen. Dann legten sie mir Fesseln an die Handgelenke.
    Ich zwang mich, gleichmäßig zu atmen, versuchte, auf Lilianas Herzschlag zu hören und meinen dem ihren anzupassen.
    Herzklopfen. Überall klopften Herzen, pumpten Blut durch Adergeflechte. Aber es waren nur Vampire mit mir im Raum, nur tote Körper.
    Ich erahnte Amber und die anderen Diener im Haus, und ich begehrte sie, begehrte ihr Leben, ihre Wärme. Sie schienen der einzige Weg aus meiner Finsternis, die einzigen Lichter! Blut! Ich brauchte ihr Blut. Ich wollte Leben trinken. Wollte. Musste!
    »Er verliert sich«, hörte ich Liliana sagen, und ja, ich verlor gegen den Hunger. Er tobte in dem kleinen Winkel, in den ich ihn verbannt hatte, und ich konnte ihn nicht mehr lange halten.
    »Julius Lawhead, hast du deine Taten überdacht?«
    Ich versuchte mich zu konzentrieren. Mein Schöpfer hatte mir die entscheidende Frage gestellt. Ich musste antworten.
    »Ja, Meister, ich bereue. Gib mir die Chance, dir meine Treue zu beweisen.«
    »Gut. Holen wir ihn da raus.«
    Sobald Curtis die Worte gesprochen hatte, war es aus mit mir. Ich konnte meinen Dämon nicht mehr halten und schrie. Die Ketten rasselten durch die Riegel. Schneller, war­um ging das nicht schneller? Ich fauchte, bleckte die Zähne, biss in meiner Raserei in meine Lippen und schrie mir die Seele aus dem Leib.
    Viele Hände halfen mit. Die sechs Riegel wurden zurückgeschoben. Ich wollte aufspringen und hätte es trotz all der Zeit der Bewegungslosigkeit vermocht, wenn der Lederriemen mich nicht ins Kissen gepresst hätte.
    Ich fauchte wieder, schrie, kämpfte dagegen an, doch ich war zu schwach.
    Dann wurde der Deckel endlich geöffnet.
    Helligkeit! Es war unerträglich hell!
    Nach und nach lösten sich Gesichter aus dem grellen Weiß. Liliana, Steven, Curtis, Kathryn und noch mehr. Doch anstelle der vertrauten Wesen sah ich Gefäße mit Blut, ihre Leiber enthielten, was mir gehörte, mir! Ich wollte sie zerreißen, zerstören! In ihrem purpurnen Leben baden.
    »Julius, mein Sohn«, sagte Curtis ruhig, »trink und kehre zurück zu mir.«
    Ich fand kein Wort des Dankes. Sobald sein Handgelenk in Reichweite war, schlug ich meine Fänge hinein und trank.
    Curtis’ Energie schwappte in meinen Körper und dämpfte die Schmerzen, bis sie erträglich wurden.
    »Genug«, warnte er, doch ich konnte nicht aufhören. Steven umfasste meinen Kopf und bog meine Kiefer auseinander. Ich keuchte.
    Es war noch nicht genug!
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