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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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gefunden.«
    »Lady Danburys Brief!«
    Er schmunzelte sie vieldeutig an.
»Ich muss ihn wohl fallen gelassen haben in meiner Eile, endlich mit dir ins
Bett zu gehen!«
    Elizabeth hatte gedacht, nach allem,
was sie erlebt hatte, würde sie nicht mehr so schnell rot werden, aber sie
hatte sich getäuscht. »Mach ihn auf«, murmelte sie verlegen.
    James stellte eine Kerze auf den
Nachttisch und kam wieder zu ihr ins Bett. Als er den Umschlag nicht schnell
genug aufriss, nahm Elizabeth ihn aus seiner Hand und öffnete ihn selbst. Im
Innern fanden sie einen weiteren Umschlag, auf dem folgende Worten standen:
    Ihr schummelt! Wollt ihr das
wirklich lesen, ehe ihr euch versöhnt habt?
    Elizabeth legte sich die Hand auf den Mund,
doch James gab sich nicht einmal die Mühe, sein Lachen zu unterdrücken. »Ganz
schön misstrauisch, nicht wahr?«
    »Zu Recht, wahrscheinlich«, gab
Elizabeth zu bedenken. »Wir hätten ihn ja fast geöffnet, ehe wir ...«
    »Ehe wir uns versöhnt haben?«
vollendete er ihren Satz schmunzelnd.
    »Ja.
Genau.«
    Er zeigte auf den Umschlag. »Und?
Willst du ihn nicht aufmachen?«
    »O ja, doch, natürlich.« Dieses
Mal ging sie etwas besonnener vor und zog einen zart duftenden, ordentlich in
der Mitte gefalteten Briefbogen heraus. Sie steckten die Köpfe zusammen und
fingen im Kerzenlicht zu lesen an:
    Meine geliebten Kinder,
    ja, das meine ich so. Meine
geliebten Kinder. Schließlich seid ihr das für mich.
    James, ich werde nie den Tag
vergessen, als ich Dich das erste Mal nach Danbury House brachte. Du warst so
misstrauisch, Du konntest einfach nicht glauben, dass ich Dich um Deiner selbst
willen lieben könnte. Jeden Tag umarmte ich Dich und versuchte Dir zu zeigen,
was es bedeutet, eine Familie zu haben. Und dann, eines Tages, erwidertest Du
meine Umarmung und sagtest: »Ich habe Dich lieb, Tante Agatha.« Von dem
Tag an warst Du wie ein Sohn für mich. Ich würde mein Leben für Dich geben,
aber ich denke, das weißt Du.
    Elizabeth – ich darf jetzt doch Du
sagen? – Du tratest in mein Leben, als das letzte meiner Kinder geheiratet und
mich verlassen hatte. Vom ersten Tag an hast Du mich gelehrt, was es bedeutet,
tapfer, loyal und aufrecht zu seinen Überzeugungen zu stehen. In den letzten Jahren ist es mir eine Freude gewesen zu beobachten, wie Du Dich
weiterentwickeltest. Als Du das erste Mal nach Danbury House kamst, warst Du
noch so jung, so unerfahren und so leicht aus der Fassung zu bringen. Doch irgendwann
legtest Du dir eine Gelassenheit und einen Scharfsinn zu, um die Dich jede
junge Frau beneiden sollte. Du hast nie vor mir gekatz buckelt, und Du hast mir nie
gestattet, Dich zu schikanieren; das ist wahrscheinlich das größte Geschenk,
das eine Frau von meinem Schlag erwarten kann. Ich würde alles dafür geben,
Dich meine Tochter nennen zu dürfen, aber ich schätze, auch Du weißt das.
    War es daher so abwegig, dass ich
davon träumte, euch beide – die liebsten Menschen, die ich habe –
zusammenzubringen? Ich wusste, auf die herkömmliche Art würde mir das nicht
gelingen. James hätte sich niemals verkuppeln lassen. Er ist eben ein Mann und
somit auf törichte Weise stolz. Auch war mir klar, dass ich Elizabeth nie dazu
würde überreden können, auf meine Kosten eine Saison in London zu verbringen.
Sie würde niemals etwas tun, wofür sie sich so lange von ihrer Familie trennen
müsste.
    Und so wurde die Idee für ein
kleines Täuschungsmanöver geboren. Es fing an mit einer Nachricht an James.
Du wolltest dich ja schon immer bei mir revanchieren für alles, was ich für
Dich getan hatte. Es fiel mir nicht schwer, mir diese Erpressungsgeschichte
auszudenken. (Hier muss ich einen Einschub machen. Ich versichere euch, dass
die Erpressung rein meiner Fantasie entsprungen ist. Alle meine Kinder sind
ehelich, und natürlich ist Lord Danbury ihr Vater. Ich bin nicht der Typ
Frau, die leichtfertig ihr Ehegelübde bricht.)
    Ich war mir ziemlich sicher, dass
ihr euch ineinander verlieben würdet, wenn ihr euch begegnetet (in solchen
Dingen täusche ich mich selten), aber um Elizabeth schon einmal in die
richtige Richtung zu steuern, legte ich meine alte Ausgabe von WIE HEIRATET MAN
EINEN MARQUIS auffällig in die Bibliothek. Ein dümmeres Buch ist selten
geschrieben worden, aber ich hatte keine Ahnung, wie ich sie sonst dahin hätte
bringen können, eine Heirat in Erwägung zu ziehen. (Falls du Dich wunderst,
Elizabeth, ich verzeihe Dir, dass Du das Buch aus meiner Bibliothek
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