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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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Zeilen.
    Mylord,
    ehe Sie abreisen, möchte ich Sie
bitten, mir eine Audienz zu gewähren. Es geht um eine höchst delikate
Angelegenheit, in der ich Sie um Ihren Rat befragen möchte. Es handelt sich um
etwas, über das ein Mann nicht unbedingt mit seinen Schwestern sprechen möchte.
    Wenn ich nichts Gegenteiliges von
Ihnen höre, treffe ich Sie heute Abend um acht Uhr in Lord Danburys Jagdhaus.
    Hochachtungsvoll,
    Sir
Lucas Hotchkiss
    Elizabeth stieß ein schockiertes Lachen aus.
»Das ist zwar Lucas' Handschrift, aber die Worte stammen eindeutig von
Susan!«
    James lächelte. »Ich dachte mir
gleich, dass das etwas frühreif klingt.«
    »Er ist natürlich sehr
intelligent...«
    »Natürlich.«
    »... aber irgendwie traue ich ihm
nun doch nicht zu, einen Ausdruck wie ,delikate Angelegenheit' zu
benutzen.«
    »Ganz abgesehen davon, dass er mit
acht Jahren noch nicht einmal delikate Angelegenheiten haben sollte!«
fügte James hinzu.
    Elizabeth nickte. »Ach, bestimmt
möchtest du das hier auch lesen.« Sie reichte ihm den Brief, den sie von
Lady Danbury erhalten hatte.
    Er las ihn und stellte dann fest:
»Ich bin nicht sonderlich überrascht. Ich bin ein paar Minuten vor dir hier
eingetroffen, und da habe ich diese gefunden.« Er zeigte ihr zwei
Umschläge. Auf dem einen stand Sofort lesen und auf dem anderen Erst
nach der Versöhnung lesen.
    Elizabeth hätte sich beinahe
verschluckt.
    »Genauso habe ich auch
reagiert«, murmelte er. »Wenngleich ich dabei gewiss nicht halb so
anziehend wie du ausgesehen habe.«
    Sie hob den Kopf und sah ihm ins
Gesicht. Er betrachtete sie so eindringlich, dass ihr Herz schneller zu
schlagen anfing.
    Ohne den Blick von ihr zu wenden,
fragte er: »Wollen wir sie öffnen?«
    Elizabeth brauchte einen Moment, um
zu verstehen, wovon er sprach. »Ach so, die Umschläge. Ja, ja.« Sie
befeuchtete ihre plötzlich spröde gewordenen Lippen. »Aber beide?«
    Er hielt den einen hoch, auf dem
stand Erst nach der Versöhnung lesen und schwenkte ihn leicht hin und
her. »Nun, wenn du der Meinung bist, wir hätten einen Grund, ihn ganz schnell
zu lesen ...«
    Sie schluckte und wich seinem
Vorschlag aus, indem sie sagte: »Warum öffnen wir nicht zuerst den anderen und
sehen nach, was darin steht?«
    »Gut.« Er nickte und zog die
Karte aus dem ersten der beiden Umschläge.
    An euch
beide:
    Bitte versucht, euch nicht wie
völlige Dummköpfe zu benehmen!
    Die Nachricht war nicht unterzeichnet, aber es
bestand kein Zweifel daran, wer sie verfasst hatte. Die großzügige,
geschwungene Handschrift war ihnen beiden vertraut, doch es war vielmehr die
Wortwahl, die die Verfasserin verriet. Niemand außer Lady Danbury konnte so
charmant unhöflich sein.
    James neigte den Kopf zur Seite.
»Ach ja, meine liebevolle Tante.«
    »Ich kann nicht glauben, dass sie
mich so hereingelegt hat«, staunte Elizabeth.
    »Wirklich nicht?« fragte er
zweifelnd.
    »Nun ja, doch, natürlich glaube ich
dos. Ich kann es nur nicht fassen, dass sie die Erpressergeschichte als Köder
benutzt hat. Ich hatte mir ziemlich Sorgen um sie gemacht.«
    »Stimmt, die Erpressung.« James
betrachtete den zweiten, noch nicht geöffneten Umschlag. »Ich habe so den
leisen Verdacht, als ob wir im zweiten Brief mehr darüber herausfinden.«
    Elizabeth sah ihn verblüfft an.
»Glaubst du, sie hat das alles nur erfunden?«
    »Es hat sie jedenfalls nie
sonderlich beunruhigt, dass ich keine Fortschritte bei der Auflösung des
Verbrechens machte.«
    »Öffne ihn«, drängte Elizabeth.
»Sofort. Auf der Stelle!« James fing damit an, hielt dann aber inne und
schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich warte noch ein wenig.«
    »Du willst ... warten?«
    Er schenkte ihr ein langsames,
sinnliches Lächeln. »Noch haben wir uns nicht versöhnt.«
    »James!« stieß sie halb
warnend, halb sehnsuchtsvoll hervor.
    »Du kennst mich«, sagte er. »Du
weißt mehr über mich als jeder andere Mensch auf der Welt, vielleicht sogar
mehr als ich selbst. Wenn du anfangs meinen wirklichen Namen nicht kanntest ...
nun, ich kann dazu nur sagen, dass du mittlerweile verstanden hast, warum ich
mich dir gegenüber nicht gleich zu erkennen gab. Ich schuldete das meiner
Tante, und ich verdanke ihr mehr, als ich ihr je zurückgeben kann.« Er
wartete darauf, dass sie etwas antwortete, doch sie schwieg, und er fuhr
ungeduldiger fort: »Du kennst mich«, wiederholte er. »Und ich denke, du
kennst mich gut genug, um zu wissen, dass ich dich niemals demütigen oder dir
wehtun
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