Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
Vom Netzwerk:
als
Teufelsbrut bezeichnet. Caroline hatte sich wirklich bemüht, zu lernen, mit
rechts zu schreiben – Himmel, wie sie sich angestrengt hatte – aber obwohl sie
den Federkiel richtig halten konnte, war es ihr nie gelungen, mit der rechten
Hand etwas auch nur annähernd Leserliches zu stande zu bringen.
    Aber alle anderen schreiben mit
rechts, hatten ihre Lehrer behauptet. Sicherlich würde sie nicht anders sein
wollen.
    Caroline hustete, um ihr Lächeln zu
verbergen. Niemals zuvor hatte es ihr mehr Freude bereitet, »anders« zu sein.
Dieser Kerl würde erwarten, dass sie mit rechts schrieb, wie es all seine
Freunde und Bekannten taten. Gut, es war ihr eine Ehre, seine Erwartungen zu
erfüllen. Sie streckte ihre rechte Hand aus, nahm einen Federkiel und tauchte
ihn in die Tinte, dann sah sie ihn betont gelangweilt an.
    »Ich bin froh, dass Sie sich zur
Zusammenarbeit entschlossen haben«, sagte er. »Sicher werden Sie es Ihrer
Gesundheit überaus zuträglich finden.«
    Sie schnaubte abfällig und verdrehte
die Augen.
    »Nun denn«, fuhr er fort und
musterte sie dabei seltsam eindringlich. »Kennen Sie Oliver Prewitt?«
    Das war nicht zu leugnen. Er hatte
sie schließlich erst vergangene Nacht aus seinem Haus kommen sehen. Trotzdem
durfte sie ihre Geheimwaffe nicht auf eine so einfache Frage verschwenden, also
nickte sie.
    »Wie lange kennen Sie ihn schon?«
    Caroline dachte über die Frage nach.
Sie hatte keine Ahnung, wie lange Carlotta De Leon mit Oliver schon zusammenarbeitete, wenn das tatsächlich der Fall war, auf der anderen Seite
vermutete sie, wusste der Mann, der ihr mit verschränkten Armen gegenüberstand,
das genauso wenig.
    Es sei immer am besten, bei der
Wahrheit zu bleiben, hatte ihre Mutter stets gesagt, und Caroline sah keinen
Grund, jetzt von diesem Ratschlag abzugehen. Es war einfacher, ihre Geschichten
weiterzuspinnen, ohne sich zu verraten, wenn sie so dicht wie möglich bei der
Wahrheit blieb. Mal sehen, sie hatte eineinhalb Jahre bei den Prewitts gelebt,
aber sie kannte sie schon länger. Sie hielt vier Finger in die Höhe, da sie
sich eine Demonstration ihrer Schreibkünste für eine schöne, schwierige Antwort
aufheben wollte.
    »Vier Monate?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Vier Jahre?«
    Sie nickte.
    »Gütiger Gott«, keuchte Blake. Sie
hatten keine Ahnung gehabt, dass Prewitt schon so lange geheime Botschaften
schmuggelte. Zwei Jahre hatten sie gedacht, vielleicht zweieinhalb. Wenn er
an all die Einsätze dachte, die schief gelaufen waren ... Nicht zu erwähnen
all die Menschenleben, die Prewitts Verrat gekostet hatte. So viele seiner
Gefährten waren tot. Seine geliebte .. .
    Blake wurde von einer Welle aus Ärger
und Schuld gepackt. »Erzählen Sie mir genau, welche Beziehung Sie haben«,
befahl er mit gepresster Stimme.
    Ihnen erzählen? formte sie mit den Lippen.
    »Niederschreiben!« schrie er, an den
Rand seiner Geduld getrieben.
    Sie holte tief Luft, als würde sie
sich auf eine schreckliche Aufgabe vorbereiten, und
begann fein säuberlich zu schreiben.
    Blake blinzelte. Dann blinzelte er
noch einmal.
    »In welcher Sprache, verflucht noch
einmal, schreiben Sie denn da?« erkundigte er sich entrüstet.
    Sie wich sichtlich gekränkt zurück.
    »Nur dass das klar ist, ich kann
Spanisch nicht lesen, also schreiben Sie Ihre Antworten gefälligst in Englisch.
Oder, wenn Ihnen das lieber ist, in Französisch oder Latein.«
    Sie fuchtelte mit ihrem Finger herum
und machte eine Bewegung, die er beim besten Willen nicht deuten konnte.
    »Ich wiederhole«, erklärte er durch
zusammengebissene Zähne. »Schreiben Sie auf, welcher Natur Ihre Beziehung zu
Oliver Prewitt ist!«
    Sie wies auf die Ansammlungen von
Kritzeln auf dem Papier – es widerstrebte ihm, das als Wörter zu bezeichnen –,
ganz langsam und sorgfältig, als wollte sie einem kleinen Kind etwas Neues
zeigen.
    »Miss De Leon!«
    Sie seufzte, und dieses Mal bewegte
sie die Lippen, als sie auf ihre Krakeleien zeigte.
    »Ich kann nicht Lippen lesen, Frau.«
    Sie zuckte die Schultern.
    »Schreiben Sie es noch einmal.«
    Diesmal war das Ergebnis noch
schlimmer als zuvor. Blake ballte die Hände zu Fäusten, um zu verhindern, dass
sie sich ihr um den Hals legten. »Ich weigere mich zu glauben, dass Sie nicht
schreiben können.«
    Ihr fiel vor Empörung die Kinnlade
herunter, und sie klopfte mit dem Federkiel auf die Tintenzeichen auf dem
Papier.
    »Das da geschrieben zu nennen kommt
einer Beleidigung jedes Federkiels und jedes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher