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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
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nicht den
geringsten Wunsch, mit aufgeschlitzter Kehle aufzuwachen. Oder gar nicht mehr
aufzuwachen, wie es wahrscheinlich der Fall sein würde.
    Er durfte nicht vergessen, wer sie
war.
    Und er durfte Marabelle nicht
vergessen.

4. KAPITEL
    Elixier (Substantiv). Heiloder Zaubertrank, der alle möglichen Leiden kurieren soll; wird gewöhnlich von der Person, die es empfiehlt, zubereitet. Wirksamkeit: zweifelhaft.
    Er scheint selbst nicht an die Wirksamkeit seiner Elixiere zu glauben, trotzdem verabreicht er sie mir pausenlos.
    Aus dem persönlichen Wörterbuch von Caroline Trent
    Blake ließ sie den Rest des Tages in
Ruhe. Er war so wütend, dass er sich selbst nicht recht über den Weg traute,
wenn er in ihrer Nähe war. Sie und ihre verfluchte stumme Kehle konnten einen
aufbringen, aber der Hauptteil seiner Wut war gegen sich selbst gerichtet.
    Wie konnte er auch nur daran gedacht
haben, sie zu küssen? Auch nur ein paar Sekunden lang? Sie mochte zur Hälfte
Spanierin sein, aber sie war auch Halbengländerin, und das machte sie zur
Hochverräterin. Und ein Hochverräter hatte Marabelle getötet.
    Wie um seiner Stimmung gerecht zu
werden, begann es zu regnen, als die Sonne unterging, und alles, woran Blake
denken konnte, war der kleine Federkielständer, den sie zum Wasserauffangen auf
das Fensterbrett gestellt hatte.
    Er schnaubte. Als ob sie Gefahr lief
zu verdursten, nach all dem Tee, den er ihr den Nachmittag über aufgenötigt
hatte. Dennoch, während er in stiller Einsamkeit sein Abendessen verzehrte,
musste er immer wieder an sie dort oben, eingesperrt in der engen Kammer,
denken. Sie musste Hunger haben. Sie hatte den ganzen Tag lang nichts gegessen.
    »Was ist los mit dir?« fragte er
sich laut. Hatte er tatsächlich Mitleid mit der raffinierten kleinen Spionin?
Pah! Hatte er ihr nicht gesagt, dass er sie Hunger leiden lassen würde? Er
machte niemals leere Versprechungen.
    Trotzdem, sie war ein so dünnes
kleines Ding ... und dann ihre Augen ... sie erschienen immer wieder vor seinem
geistigen Auge. Sie waren groß und so klar, dass sie beinahe leuchteten, und
wenn er sie jetzt wirklich sehen könnte, würden sie vermutlich hungrig aussehen.
    »Verflucht«, murmelte er wütend und
stand so abrupt auf, dass sein Stuhl umfiel. Er konnte ihr genauso gut gleich
etwas Brot zum Abendessen bringen. Es musste einen anderen Weg geben, sie
dazu zu bringen, ihm zu sagen, was er wissen wollte, als sie hungern zu
lassen. Wenn er ihr das Essen nur in spärlichen Rationen zuteilte, würde sie
ihm vielleicht so dankbar für das Wenige sein, dass sie beginnen würde, ihm zu
vertrauen. Er hatte gehört, dass Gefangene manchmal anfingen, ihre Bewacher
als Helden zu betrachten. Ihm würde es bestimmt nichts ausmachen, in diesen
blaugrünen Augen so etwas wie Heldenverehrung zu sehen.
    Blake nahm ein Stück Brot aus der
Schale auf dem Tisch, nur um es wieder zurückzulegen und ein größeres auszuwählen. Und vielleicht noch etwas Butter. Das würde bestimmt nicht schaden.
Und Käse ... nein, bei Käse zog er die Grenze. Sie war schließlich trotz
allem eine Spionin.
    Caroline saß auf ihrem Bett, den Blick so
konzentriert auf die Kerzenflamme gerichtet, dass sie schon fast schielte, als
sie ihn an der Tür hörte. Ein Schloss schnappte auf, dann das andere, dann war
er da und füllte den Türrahmen aus.
    Wie kam es nur, dass es ihr jedes
Mal, wenn sie ihn sah, so schien, als sähe er noch besser aus als zuvor? Es war
nicht gerecht. All diese Schönheit auf einen Mann verschwendet. Und auch noch
auf einen derart aufreizenden Mann.
    »Ich habe Ihnen ein Stück Brot
gebracht«, erklärte er missmutig und hielt ihr etwas hin.
    Carolines Magen knurrte laut, als
sie es entgegennahm. Danke formte sie mit den Lippen.
    Er ließ sich auf dem Fußende nieder
und beobachtete, wie sie das Brot ohne einen Gedanken an feine Manieren
herunterschlang. »Bitte schön. Oh, das hätte ich fast vergessen«, unterbrach er sich, »ich
habe Ihnen auch Butter mitgebracht.«
    Sie sah reuevoll auf das kleine
Stück Brot, das sie noch in der Hand hielt, und seufzte.
    »Möchten
Sie sie immer noch?«
    Sie nickte, nahm die kleine Schale
und tunkte ihren letzten Bissen in die Butter. Sie steckte ihn sich in den
Mund und kaute langsam und genüsslich. Himmel!
    Ich dachte, sie wollten mich hungern
lassen, sagte sie
lautlos.
    Er schüttelte ratlos den Kopf. »Danke schaffe ich noch, aber das eben übersteigt meine Fähigkeiten im Lippenlesen
bei weitem. Es sei
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