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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn
Autoren: Im Namen der Liebe
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lachte leise. Hoffentlich brannte ihr Hals wie die Feuer des
Hades. Sie verdiente es nicht anders.
    Trotzdem hatte er eine Aufgabe zu
erledigen. Dieser Fall würde sein letzter für das Kriegsministerium sein, und
auch wenn er sich nichts sehnlicher wünschte, als sich in die Ruhe und den
Frieden von Seacrest Manor zurückzuziehen, hatte er nicht vor, seine letzte
Mission anders als erfolgreich abzuschließen.
    Carlotta De Leon würde reden,
und Oliver Prewitt würde hängen.
    Und dann würde Blake Ravenscroft ein
einfacher, langweiliger Landadeliger werden, entschlossen, sein Leben in
einsamer Beschaulichkeit zu führen. Vielleicht würde er zu malen beginnen. Oder
Hunde züchten. Die Möglichkeiten waren unbegrenzt ... und alles andere als
aufregend.
    Aber jetzt hatte er eine Aufgabe zu
erledigen, Mit grimmiger Entschlossenheit nahm er drei Federkiele, ein kleines Fass Tinte und ein paar Bogen
Papier. Wenn Carlotta De Leon ihm nicht alles sagen konnte, was sie wusste,
dann konnte sie es verflucht noch einmal aufschreiben.
    Caroline grinste von einem Ohr zum anderen. So weit war
ihr Morgen ein kompletter Erfolg gewesen. Ihr Entführer war davon überzeugt,
dass sie nicht sprechen konnte, und Oliver Prewitt ...
    Oh, bei dem Gedanken an ihren
derzeitigen Vormund und was er jetzt vermutlich gerade trieb, musste sie noch
breiter grinsen. Wütend brüllen, bis ihm schier der Kopf zu platzen drohte, und
seinem Sohn irgendetwas hinterher werfen – nichts Kostbares, natürlich. Oliver
war selbst in seiner Wut viel zu berechnend, um irgendetwas von wirklichem Wert
zu zerstören.
    Armer Percy. Caroline verspürte fast
Mitleid mit ihm – fast. Es war hart, Mitleid für einen so schwerfälligen Tölpel
zu empfinden, der erst letzte Nacht versuchte hatte, ihr Gewalt anzutun. Sie
verbot sich schaudernd jeden Gedanken daran, wie sie sich jetzt wohl fühlen
würde, wenn es ihm gelungen wäre.
    Trotzdem war sie ziemlich sicher,
dass wenn Percy erst einmal der Herrschaft seines Vaters entkommen war, er sich
in einen halbwegs anständigen Menschen verwandeln könnte. Niemand, den sie
regelmäßig besuchen wollte, gewiss, aber er würde bestimmt nicht herumlaufen
und aus eigenem Antrieb unschuldige Frauen angreifen.
    In diesem Moment hörte sie die
Schritte ihres Entführers auf dem Flur. Sie setzte eine unschuldige Miene auf,
so dass nichts mehr ihre Selbstzufriedenheit verriet, und legte sich eine Hand
an den Hals. Als er eintrat, hustete sie schon wieder.
    »Ich habe etwas für Sie zu tun«,
erklärte er verdächtig gut gelaunt.
    Statt einer Antwort neigte sie
interessiert den Kopf.
    »Sehen Sie her. Papier. Federkiele.
Tinte. Ist das nicht wunderbar?«
    Sie blinzelte, so als ob sie nicht
verstünde. O verflixt, daran hatte sie nicht gedacht. Sie würde ihn nie davon
überzeugen, dass sie nicht schreiben konnte – sie war eindeutig eine
gebildete junge Frau. Und es bedurfte keiner ausdrücklichen Erwähnung, dass sie
sich unmöglich innerhalb der nächsten drei Sekunden das Handgelenk verstauchen konnte.
    »O natürlich«, sagte er übertrieben
dienstbeflissen. »Sie brauchen eine feste Unterlage! Wie unaufmerksam von mir,
Ihre Bedürfnisse nicht von vornherein zu erraten. Hier, lassen Sie mich die
Kladde vom Schreibpult bringen. So, da ist sie, genau auf Ihrem Schoß. Haben
Sie es jetzt bequem?«
    Ein wütender Blick war die einzige
Antwort, die sie ihm darauf gab. Sie zog seine Verärgerung seinem Sarkasmus
vor.
    »Nein? Hier, ich schüttele Ihnen
noch rasch die Kissen auf.«
    Er beugte sich vor, und Caroline,
die endgültig genug hatte von seinem zuckersüßen Betragen, hustete ihm direkt
ins Gesicht. Als er zurückfuhr, um sie böse anzustarren, hatte sie schon eine
Miene vollkommener Zerknirschung aufgesetzt.
    »Ich werde vergessen, dass Sie das
getan haben«, erwiderte er mühsam beherrscht, »wofür Sie mir ewig dankbar
sein sollten.«
    Caroline hielt den Blick auf die
Schreibutensilien auf ihrem Schoß gesenkt, während sie verzweifelt versuchte,
einen neuen Plan zu ersinnen.
    »Können wir anfangen?«
    An ihrer rechten Schläfe juckte es,
und sie hob die Hand, um sich zu kratzen. Ihre rechte Hand. Sie hatte
eine Erleuchtung. Sie hatte schon immer ihre linke Hand bevorzugt. Ihre
ersten Lehrer hatten sie gescholten, angeschrien und auf sie eingeredet, damit
sie mit der rechten Hand schrieb. Sie hatten sie eigenwillig, unnatürlich und
gottlos geschimpft. Ein besonders gottesfürchtiger Lehrer hatte sie sogar
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