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Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Titel: Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
Autoren: A Sellers
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Klasse des Royal Barakat Air Jet. Nur ein halbes Dutzend Sitze waren frei geblieben, einer davon neben Jana. Das gab Jana die Gelegenheit, noch einmal über ihren erstaunlichen Schritt nachzudenken. Doch kurz darauf setzte sich jemand neben sie und riss sie aus ihren Gedanken. Sie schaute auf. Es war der alte Wesir.
    Sie lächelte freundlich, und ein paar Minuten unterhielten sie sich über Belangloses. Schon bei ihrer ersten Begegnung hatte der alte Mann sie sehr beeindruckt. Er wirkte in gewisser Weise demütig, aber man durfte ihn nicht unterschätzen. Auf seine ruhige Art vermochte er rasch menschliche Beweggründe zu durchschauen.
    Schließlich sprach er mit ihr über Masha und Kamala und den tragischen Tod ihrer Mutter vor zwei Jahren. Wäre sie zum Krankenhaus gebracht worden … aber Prinz Omar war leider nicht da gewesen, und in seiner Abwesenheit hatte es niemand gewagt, die Verantwortung zu übernehmen.
    Jana runzelte die Stirn. „So schwer kann das doch nicht sein, eine kranke Frau in ein Hospital zu bringen!“, versetzte sie.
    „Sie wollte nicht. Und niemand besaß die Autorität, über sie zu bestimmen.“
    „Sie meinen, niemand wollte das Risiko auf sich nehmen, einer kranken Königin zu widersprechen, um ihr das Leben zu retten?“, fragte sie ungläubig.
    „Hätten Sie das getan?“
    „Nun, das hoffe ich aber doch! Hält man sich dort so sehr ans Protokoll? Wie hat Prinz Omar denn reagiert? Er muss ja außer sich gewesen sein.“
    „Er war sehr niedergeschlagen. Aber niemandem konnte man die Schuld dafür geben.“
    Jana überlegte, warum er ihr das wohl erzählte. Etwa damit sie die beiden Prinzessinnen besser verstand oder … den Prinzen?
    Bedächtig wollte sie wissen: „War … war Prinz Omar sehr in seine Frau verliebt?“
    Der Wesir lächelte hintergründig. „Wer kann in solchen Dingen in die Herzen der Männer blicken?“, fragte er. Jana hatte das Gefühl, er könne es. „Er hat gesagt, er werde nicht wieder heiraten.“
    Jana starrte ihn an. „Soll das …?“, begann sie, aber Hadi al Hatim stand schon auf und nickte ihr grüßend zu. Verwundert sah sie ihm nach. Beinahe hätte sie gefragt: „Soll das etwa eine Warnung sein?“ Aber der Gedanke, sie hätte es auf Prinz Omar abgesehen, war einfach albern. Der Prinz war so kalt wie … aber warum hatte der Wesir ihr das erzählt?
    Prinz Omar saß während des ganzen Flugs vorn in der Kabine. Die Leute gingen an ihm vorbei, verneigten sich, küssten ihm die Hand, reichten ihm Unterlagen und unterhielten sich mit ihm. Einmal stand Jana auf und ging zur Toilette, die vorn in der Kabine war. Sie kam an Omars Platz vorbei, als er gerade allein dasaß und ein paar Unterlagen sichtete. Er musste sie bemerkt haben, denn als sie aus der Kabine kam, schaute er auf und sprach sie an.
    Ergeben blieb sie bei ihm stehen. „Durchlaucht“, flüsterte sie.
    Es war das erste Mal, dass sie ihn seit dem Gespräch im Dorchester wiedersah. Sie war innerlich aufgebracht und verwirrt gewesen, aber heute war sie gelassener, und in seinen Augen sah sie einen trostlosen Ausdruck, der ihr vorher nicht aufgefallen war. Oder lag es an dem, was Hadi al Hatim ihr erzählt hatte?
    „Ich bin gerade mal drei Stunden von England weg, und schon höre ich kein Englisch mehr“, meinte er. „Setzen Sie sich zu mir, damit wir uns unterhalten können.“
    Wie viel netter hätte sein Befehl geklungen, wenn er dazu gelächelt hätte. Etwas unsicher, wie sie mit ihm umgehen sollte, nahm Jana neben ihm Platz.
    „Warum sollten Sie jemanden Englisch sprechen hören?“, fragte sie.
    Erstaunt über die Frage antwortete er: „Das ist eine Sprache, die ich immer gut beherrschen wollte.“
    „Sie sprechen sie aber doch ziemlich flüssig.“
    Prinz Omar schüttelte den Kopf. „Nein, verglichen mit meinen Brüdern ist mein Englisch armselig.“
    „Dann muss es für Ihre Brüder die Muttersprache sein“, bemerkte Jana lächelnd.
    Dazu sagte er nichts. „Einer hat in den Vereinigten Staaten studiert, der andere in Frankreich. An beiden Orten hatten sie hinreichend Gelegenheit, ihr Englisch zu vervollkommnen.“
    „Während Sie Russisch gelernt haben?“, mutmaßte sie.
    „Ja, ich habe Russisch gelernt. Mein Vater war der Ansicht, dass ein kleines Land in der Lage sein sollte, mit den mächtigen Nationen in ihrer eigenen Sprache zu verhandeln.“
    „Sicherlich kann man ihm das nicht verübeln. Woher sollte er wissen, was aus der Sowjetunion wurde.“ Auch wenn das
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