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Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04

Titel: Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
Autoren: A Sellers
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mochte den Namen wohl ausgewählt haben?
    „Sie sind beide sehr hübsch. Sie müssen doch richtig stolz auf sie sein.“
    „Sie kommen nach ihrer Mutter, die als große Schönheit galt“, erwiderte er, als spreche er über Vertragsbedingungen.
    „Was bedeutet Kamala?“, fragte sie und bemerkte, als sie aufsah, dass er sie beobachtete.
    „Das bedeutet ‚vollkommen‘, Miss Stewart.“ Er verstummte, und in der Stille fiel ihnen mit einem Mal auf, dass sie allein im Raum waren. Prinz Omar strich sich über den Bart, und Jana verfolgte seine Geste.
    Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Verlegen blickte sie auf seine vollen Lippen, die er fest aufeinandergepresst hatte. Als er sie bewegte, hielt sie unwillkürlich den Atem an.
    „Ihr Name hat übrigens eine Bedeutung in unserer Sprache“, meinte er. „Jana.“ Er dehnte das erste ‚a‘, und ihr Name klang mehr wie Jahneh.
    Jana schluckte. „Und was bedeutet das?“
    „Seele“, antwortete er. „Eigentlich ‚Seele von‘ … es ist unvollständig. Jan-am bedeutet ‚meine Seele‘. Wie heißen Sie mit zweitem Namen?“
    Jana erschauerte. Seine tiefe Stimme klang jetzt etwas weicher, und er schaute ihr unentwegt in die Augen.
    „Roxane.“
    „Das Wort gibt es in Parvani auch. Roshan bedeutet ‚Licht‘. Zusammengesetzt bedeutet ihr Name dann ‚Licht der Seele‘ oder ‚Seelenlicht‘.“
    Jana nickte ein wenig beklommen. „Ich verstehe“, sagte sie. „Danke.“
    Einen Moment lang entstand eine Pause. Der Prinz betrachtete die Unterlagen in seiner Hand. Sie merkte, dass er ihren Lebenslauf und ihre Bewerbung vor sich hatte, aber das Übrige war in Arabisch geschrieben.
    „Sie stammen aus der königlichen Familie von Schottland.“
    „Die Schlacht haben wir vor vielen Generationen verloren, Durchlaucht.“
    „Aber Sie werden ein anderes Verständnis für das Leben eines Königshauses mitbringen als die übrigen Bewerberinnen. Meistens begreifen die ausländischen Lehrer nämlich nicht die Einschränkungen. Sie, denke ich, werden das kennen.“
    Aber ja, dachte sie. Ich kenne das zur Genüge und habe mich immer dagegen gewehrt. Sie blickte auf das Foto mit den beiden fragenden, verunsicherten Gesichtern, und Mitleid überkam sie.
    „Ja“, gab sie laut zu.
    „Und da Sie an den Schulen für sozial Schwache gearbeitet haben, ist Ihnen klar, was Pflicht bedeutet. Die Prinzessinnen müssen nämlich begreifen lernen, was ihre Pflicht ist.“
    Die armen kleinen Prinzessinnen. Sie blickte erneut auf das Foto in ihrer Hand. Er wollte ihr die Stelle geben. Und trotz allem, was sich abgespielt hatte, wollte Jana sie annehmen. Nicht nur wegen der verloren wirkenden Prinzessinnen, sondern auch aus Eigennutz. Selbst wenn der Scheich kühl war und Einschränkungen galten, so würde sie die Arbeit nur für ein Jahr machen. Eine Heirat mit Peter jedoch würde viel länger währen.
    Sie schaute Prinz Omar an und entschied, ihn nicht auf die prägende Bedeutung ihrer zehn Lebensjahre in Calgary aufmerksam zu machen. „Ich verstehe.“
    „Diese Methode, mit der Sie Kindern das Lesen beibringen, haben Sie die selbst entwickelt?“
    „Nur zum Teil. Eigentlich ist es eine Abwandlung des alten Lautsystems, nach dem jeder hier im Land, der über vierzig ist, gelernt hat. Aber diese Methode wurde verworfen, und man unterrichtet heute Englisch, als wäre es Chinesisch, und als hätten wir kein Alphabet, sondern nur Bilder, die die Wörter darstellen.“ Sie spürte, wie sie in Fahrt kam und zwang sich, den Mund zu halten.
    „Die Prinzessinnen …“ Jana fiel auf, dass er nicht etwa ‚meine Töchter‘ sagte, „… sprechen ziemlich gut Englisch. Aber sie können es nicht lesen, wie etwa Arabisch, Parvani und Französisch. Sie sind intelligent, aber sie sagen, sie können nichts in Englisch lesen. Was könnte der Grund sein?“
    „Nun, ohne zu wissen, wer meine Vorgänger waren …“ Sie hob bedauernd die Schultern.
    „Diese Kinder, die Sie unterrichtet haben … ihre Muttersprache war nicht Englisch?“
    Jana bejahte.
    „Welche Sprache war es dann?“
    „Es waren alle möglichen Sprachen darunter.“ Sie lächelte. „Ich kann ‚sehr gut‘ in vierzehn Sprachen sagen.“
    „ Khayli khoub “, meinte Prinz Omar.
    Jana hob ihre Brauen.
    „Das war ‚sehr gut‘ in Parvani, Miss Stewart. Ich hoffe, Sie werden allen Grund haben, den Prinzessinnen das oft zu sagen.“

3. KAPITEL
    Eine Woche später füllte die fürstliche Gruppe fast die gesamte Kabine erster
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