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Julia Gold Band 47

Julia Gold Band 47

Titel: Julia Gold Band 47
Autoren: Debbi Rawlins , Carol Grace
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weil sie vor Freunden der Familie keine Gedichte aufsagen wollte.
    Raschid zog missbilligend die Brauen hoch. „Wenn ich Empfänge gebe, wird dir nichts anderes übrig bleiben.“
    Verständnislos sah Polly ihn an. „Aber du hast doch gerade gesagt, ich bekäme nie wieder einen anderen Mann zu Gesicht. Da darf ich doch gar nicht als Gastgeberin auftreten.“
    Um Raschids Mundwinkel zuckte es leicht, aber er lächelte nicht. „Ich gebe zu, dass ich in diesem Punkt vielleicht etwas übertrieben habe“, verriet er. „Aber ich war überrascht, dass eine junge Frau, die in der westlichen Welt aufgewachsen ist, sich zu einer Vernunftehe mit einem Mann bereit erklärt, den sie noch nie gesehen hat. Da befürchtete ich, du könntest der irrigen Annahme sein, als meine Frau ein aufregendes Glitzerleben führen zu können.“
    „Im Gegenteil. Ich rechne damit, dass es langweilig sein wird“, gestand Polly. Sie sah Raschids ungläubige Miene und setzte hinzu: „Also, ich meine nicht direkt langweilig, aber … eine arabische Ehefrau, die Bedienstete hat und nicht ausgeht …“ Polly stockte. „Nun ja, sie kann doch nicht viel zu tun haben …“
    „Eine arabische Ehefrau ist damit beschäftigt, sich um das Wohlbefinden ihres Mannes zu kümmern“, bemerkte Raschid kalt.
    „Aber du hast doch gesagt, du wirst nicht oft zu Hause sein“, wandte Polly ein.
    Raschid lächelte spöttisch und ließ dabei blendend weiße Zähne sehen. „Damit wollte ich dich von vornherein darauf vorbereiten, dass ich dich nicht hofieren werde.“
    Aber ich soll dich hofieren! dachte sie. Raschid war ein Chauvi der schlimmsten Sorte. Starr blickte Polly auf den Teppich. „Ja.“
    „Unsere Ehe wird eine reine Zweckverbindung sein“, warnte Raschid hart. „Ich bin keine romantische Natur und kann dich nur darauf hinweisen …“
    „Das ist mir klar“, unterbrach Polly ihn ruhig. „Du wärst nicht hier, wenn du romantisch veranlagt wärst. Meine Mutter hat anscheinend etwas gesagt, was dich befürchten lässt, ich könnte es sein. Aber das ist nicht der Fall.“
    Merkwürdigerweise schien Raschid diese Versicherung nicht zu gefallen, denn er machte ein grimmiges Gesicht. „Das hätten wir auch geklärt. Wir sind uns einig, Polly. Beklage dich also nicht über Vernachlässigung, wenn ich laufend geschäftlich beansprucht werde.“
    Das hörte sich ja so an, als würde sie Raschid höchstens einmal die Woche zu Gesicht bekommen! Polly lächelte. „Nein, ich werde mich nicht beklagen.“
    „In ganz Dharein hätte ich offenbar keine anpassungsfähigere, unterwürfigere Braut finden können“, bemerkte Raschid. „Aber ich warne dich jetzt schon … falls sich herausstellt, dass wir nicht zusammenpassen, lasse ich mich scheiden.“
    Das war mehr, als Polly zu hoffen gewagt hätte. Gab es überhaupt etwas, was sie und Raschid gemeinsam hatten? Er machte ihr Angst. In fast jeder seiner Erklärungen und Forderungen schwang eine Drohung mit.
    „Dagegen hast du also auch nichts einzuwenden?“, vergewisserte sich Raschid. „Es stört dich nicht, so zu leben, und du wärst damit zufrieden?“
    „Bist du es denn?“ Polly blickte unvermittelt auf und begegnete Raschids Blick. Der Ausdruck in seinen Augen jagte ihr einen Schauer über den Rücken und verwirrte sie.
    Raschid lächelte kühl. „Wie könnte ich von deiner Schönheit unbeeindruckt bleiben?“
    Polly schwieg. Das war vermutlich eine Kostprobe des Charmes, von dem ihre Mutter gesprochen hatte, und hatte nichts weiter zu bedeuten.
    „Dennoch muss ich dir sagen, dass ich von Eheschließungen zwischen Menschen aus Ost und West nichts halte“, fuhr Raschid fort. „Ich werde dich rücksichtsvoll behandeln, meinen Lebensstil jedoch in keiner Weise ändern. Das heißt, dass du dich umstellen und meinen Bedürfnissen anpassen musst. Fühlst du dich dieser Bedingung gewachsen?“
    Plötzlich kam Polly ein seltsamer Verdacht. Legte Raschid es etwa darauf an, sie von dieser Heirat abzubringen? Aber dann hätte er doch wohl kaum diese weite Reise gemacht. Außerdem musste eine Zurückweisung für einen Mann seines Standes untragbar sein. Nein, diese Möglichkeit schied wohl aus. Pollys Ängste kehrten zurück. Sie schauderte bei dem Gedanken an ein Leben in einem fremden Land, wo sie gezwungen sein würde, sich anderen Sitten und Gebräuchen anzupassen – völlig der Gnade eines Mannes ausgeliefert, der alles forderte und selbst nichts zu geben bereit war.
    „Ich werde mein Bestes
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