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Julia Extra Band 0292

Julia Extra Band 0292

Titel: Julia Extra Band 0292
Autoren: VALERIE PARV BARBARA HANNAY ELIZABETH POWER HELEN BIANCHIN
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Wimpern zarten Vogelschwingen gleich die alabasterfarbene Haut berührten. Dann hoben sich ihre Lider, und Libby bedachte ihren Schwager mit einem offenen, kritischen Blick, der ihn überraschte.
    „Wie lange bist du schon hier?“, fragte sie direkt.
    „Lange genug.“
    Seine Stimme war noch genauso dunkel und samtig, wie Libby sie in Erinnerung hatte. Und der eindringliche Blick aus seinen nachtschwarzen Augen hatte ihr von der ersten Sekunde an den Eindruck vermittelt, dass Lucas Bruder bis in die Tiefe ihrer Seele schauen konnte … wenn er nur wollte.
    „Warum hast du dich dann nicht früher bemerkbar gemacht?“
    Er lachte spöttisch auf. „Um dadurch vielleicht den grandiosen Auftritt des bezauberndsten Models unseres Landes in seiner ebenso hingebungsvollen wie rührenden Mutterrolle zu verpassen?“
    Libby biss die Zähne zusammen und zuckte scheinbar achtlos mit den Schultern. „In der Tat keine Rolle, die ich mir freiwillig aussuchen würde“, sagte sie leichthin und dachte daran, wie vehement sie sich tatsächlich gegen diesen Auftrag gewehrt hatte. Doch ihr Agent warnte sie, dass es äußerst unklug sei, eine derart Karriere fördernde Imagekampagne abzulehnen, zumal sie ohnehin die Medien immer wieder mit ihrer Zugeknöpftheit, was private Dinge betraf, vor den Kopf stieß.
    Schließlich hatte er gewonnen.
    „Hast du deshalb das Kind seiner Mutter übergeben, als handele es sich um einen Sack Kartoffeln?“
    „Habe ich das?“ Es fiel ihr unglaublich schwer, so zu tun, als verletze Romano sie nicht mit jedem seiner zynischen Worte bis ins Mark. „Und ich dachte, ich sei besonders behutsam gewesen.“
    „Genauso behutsam, wie du es warst, als du Giorgio abgegeben hast?“
    „ Giorgi … ?“ Der Kosename war ihr wie ein sehnsüchtiger Seufzer entschlüpft, ehe sie es verhindern konnte. Hatte Romano nicht eben noch behauptet, alles sei in Ordnung? Aber etwas musste geschehen sein, weil er sich in all den Jahren noch nicht einmal telefonisch bei ihr gemeldet hatte. „Es geht ihm doch gut?“
    Romano zögerte nur eine Sekunde, bevor er nickte, doch Libby erschien es wie eine Ewigkeit. „Das hat dich doch die letzten sechs Jahre nicht interessiert. Wieso jetzt?“
    Hätte sie diesem harten Mann etwa gestehen sollen, wie sie um ihren kleinen Sohn getrauert und wie sehr sie sich nach ihm gesehnt hatte? Tag für Tag … Nacht für Nacht? Keine Stunde war vergangen, in der sie ihn nicht in ihrem Herzen getragen und innerlich um ihn geweint hatte.
    „Du wärst nicht hier, wenn es nicht etwas mit Giorgio zu tun hätte“, schloss Libby nüchtern und fühlte sich wie eine zitternde Sklavin vor ihrem grausamen Herrn, der nicht nur den Schlüssel zum Glück, sondern zu ihrer gesamten Existenz in der Hand hielt. „Willst du mir nicht endlich verraten, was wirklich los ist?“ Ihre Augen wirkten wie dunkle, unergründliche Seen in dem blassen Gesicht. „Oder verschafft es dir vielleicht eine perverse Genugtuung, mich leiden zu sehen?“
    „ Du und leiden ?“ Romano lachte hart auf. „Das ist wohl etwas zu dick aufgetragen, Libby. Noch vor nicht einmal fünf Minuten hattest du nichts anderes im Kopf, als bis morgen früh Party zu machen.“
    Libby hatte das Gefühl, als reiße eine viel zu straff gespannte Saite in ihrem Innern, und im nächsten Moment stürzte sie sich zu ihrem eigenen Entsetzen auf den Mann vor sich und umklammerte das Revers seines teuren Maßanzuges.
    „Wirst du mir jetzt endlich sagen, was los ist?“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Oder soll ich es aus dir herausschütteln?“
    Und dann verließ sie plötzlich alle Kraft angesichts der Erkenntnis, wie sehr er ihr physisch überlegen war und ihr unsinniger Ausbruch ihn amüsieren musste. Doch Romano legte nur ruhig seine gebräunten warmen Hände über ihre verkrampften Fäuste und presste sie gegen seine Brust. In seinen dunklen Augen flackerte ein seltsames Licht, als er seinen Blick auf ihre bebenden Lippen heftete.
    „Ganz ruhig“, sagte er heiser.
    Insgeheim war er regelrecht geschockt über ihre heftige Reaktion auf seine zugegebenermaßen ebenso unschönen wie unnötigen Sticheleien. Aber er war eben auch kein Heiliger und hatte der Herausforderung einfach nicht widerstehen können. Zumal er genau zu wissen glaubte, was diese kleine Opportunistin zu ihrem unbeherrschten Ausbruch veranlasst hatte. Sie fühlte sich schuldig, und das zu Recht!
    Möglicherweise hatte auch sie gelitten. Das wollte
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